Balkanale: Mehr als „Urlaub, Cevapcici und Krieg“

Zum zweiten Mal findet ab Montag das Filmfest Balkanale statt. Fünf Tage lang werden Filme aus den Ländern Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien auf der Ottakringer Straße gezeigt. Der Fokus liegt heuer auf starken Frauenrollen.

„Mit Bosnien, Kroatien und Serbien verbinden viele zuerst Urlaub, Cevapcici und Krieg“, sagt Balkanale-Gründer Josip Dusper. „Mit dem Festival wollen wir Anderes zeigen und dazu aufrufen, neue Seiten der Länder zu entdecken.“ Im Rahmen der Balkanale werden deshalb Dokumentationen, Kurzfilme und Spielfilme aus diesen Ländern gezeigt.

Thematisch sollte der Fokus vor allem auf der Darstellung der Frau liegen. „Die Frau als Mutter, Geliebte oder Leidende sieht man häufig. Starke, komplexe Frauenrollen sind eher selten“, sagt Organisatorin Anna Lehner.

Filmausschnitt Lada Kamenski

Sekvenca Production

Starke Frauenrollen wie in „Lada Kamenski“ stehen im Fokus der Balkanale

Fokus auf weibliche Rollen

Im Programm sind deshalb Filme mit weiblichen Rollen als Handlungsträgerinnen sowie Filme mit Regisseurinnen oder Drehbuchautorinnen. Darunter etwa das Drama „Lada Kamenski“, in dem Schauspielerinnen das Filmgeschäft kritisieren. Gezeigt wird der Film am Donnerstag in der Cafe Bar Laby.

Veranstaltungshinweis

Die Balkanale findet von 24. bis 28. September ab 18:30 Uhr in einigen Lokalen auf der Ottakringer Straße statt. Eintritt ist frei, die Filme werden in Originalton mit Untertiteln gezeigt.

Distanzieren möchte sich das Festival hingegen von Kriegsszenen und Darstellungen des Jugoslawienkriegs. „Vor allem jene Leute, die dort aufgewachsen sind, haben es ein bisschen satt, wenn man immer nur den Krieg zeigt. Es sind seitdem doch mehr als 20 Jahre vergangen“, so Dusper. Erwähnt werde der Krieg deshalb nur in Form von Erinnerungen oder Gesprächen.

Dokumentationen, Horrorfilme und Komödien

Mit den elf ausgewählten Filmen möchten die Organisatoren Alltags- und Lebensgeschichten aus Bosnien, Kroatien und Serbien zeigen. So bespricht die Dokumentation „Zapisi iz Celije Broj 12“ etwa den Alltag eines Männergefängnisses, in „Ustav Republike Hrvatske“ wird das Thema Transsexualität besprochen.

Filmausschnitt Ustav Republike Hrvatske

Saša Huzjak

„Ustav Republike Hrvatske“ wird am Freitag gezeigt

Neben den gesellschaftskritischen Filmen sollten aber auch leichtere Komödien Teil des Programmes werden. „Entertainment heißt nicht automatisch, dass es ein schlechter Film ist und darauf versuchen wir zu achten“, sagt Organisatorin Lehner. „Wir versuchen da aber auch das Spezielle zu finden, also jene Filme, die Entertainment und Sozialkritik verbinden.“ Gezeigt wird auch ein Horrorfilm. „Egzorcizam“ beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte eines Exorzismus an einer jungen Frau.

„Was ist der Balkan und wo zieht man die Grenzen?“

Wichtiger Bestandteil des Festivals war auch die Frage, welche Länder gezeigt werden sollten. „Der Balkan selbst war für uns ein großes Thema. Denn was ist der Balkan und wo zieht man die Grenzen? Da findet man Unmengen an Informationen und es gibt eigentlich mehr Fragen als Antworten“, so Dusper.

„Aber die Lokale, die die Ottakringer Straße zur Balkanmeile machen, gehören zum Großteil Menschen aus Bosnien, Kroatien und Serbien. Das ist zwar nicht der ganze Balkan aber für mich war es wichtig, die Länder zu zeigen, die hier auch vertreten sind.“ Schauplätze der Balkanale sind heuer das Kunstcafe AU, der Club Eisberg, das Cafe Laby und die Ottakringer Brauerei.

„Der Name des Regisseurs ist bei der Balkanale nicht das Ausschlaggebende. Es sind der Eventcharakter, die Lokale, das gemeinsame Ansehen und der Treffpunkt“, ergänzt Lehner. „Die Form von Gemeinschaftsgefühl ist hier sehr wichtig, denn es macht einen Unterschied, ob man in einem Kinosaal sitzt oder in einer Bar, die man ansonsten nur zum Fortgehen besucht.“

Link: