Experte kritisiert „Busing“ bei Schülern

Um die soziale Durchmischung in Brennpunktschulen zu verbessern, sollen Schulkinder über Bezirksgrenzen hinweg neu zugeteilt werden, fordert die ÖVP. Ein Bildungsexperte hält das sogenannte Busing für einen ungeeigneten Weg.

Von Hietzing nach Favoriten und umgekehrt: Schulkinder aus Bezirken mit einem hohen Migrationsanteil wechseln in Bezirke mit einem niedrigeren Anteil und umgekehrt. Soziale Trennlinien sollen dadurch verschwimmen, die soziale Durchmischung verbessert werden, so der Vorschlag von ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer im September.

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Der Bildungsexperte Stefan Hopmann sieht keinen Sinn in dem Konzept

„Busing“ hat „noch nie funktioniert“

„Busing“ nennt man die Verteilung von Kindern aus ärmeren Stadtteilen in Schulen reicherer Bezirke. Das Konzept kommt ursprünglich aus den USA, erklärt Stefan Hopmann vom Institut für Bildungswissenschaften an der Universität Wien: „Durch Schülertransporte, durch Quotenregelungen, durch Losverfahren oder was auch immer eine bessere Durchmischung zu erzwingen, solche Versuche hat es schon in vielen Länder gegeben. Nachhaltig haben sie noch nie und nirgends funktioniert.“

Vorallem weil Eltern rasch versuchen würden diese Maßnahmen zu umgehen: „Und ihre eigenen Kinder aus dieser Schule rausnehmen. So dass ich nur ein Problem von A nach B verlagert habe“, sagt Hopmann. Bereits existierende soziale Trennlinien würden dadurch, so der Experte, noch verstärkt.

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Schulsprengel gibt es laut Stadtschulrat keine mehr in Wien

Eltern eher ablehnend

In Hietzing, wo Nehammer Bezirksparteiobmann der ÖVP ist, zeigt man sich ebenfalls wenig begeistert: „Ehrlich gesagt kommt das für mich nicht in Frage, weil wir hier wohnen und hier sehr zufrieden sind“, sagt eine Hietzingerin. In Favoriten sieht man das anders: „Wenn das Gymnasium in meinem Bezirk einen schlechtern Ruf hat, als in einem anderen, würde ich mein Kind dort hinschicken“, sagt eine Favoritnerin. Eine andere Bewohnerin würde zwar eine Volksschule in der Nähe bevorzugen, danach sei auch sie offen für den Vorschlag.

Der Wiener Bildungsdirektor, Heinrich Himmer (SPÖ), sieht in der Logistik Schwierigkeiten, „wenn man Sechsjährige in der Früh in den Bus oder wo auch immer hineinsetzt und von Favoriten nach Hietzing bringt. Und wenn umgekehrt die Eltern dann dort ihre Kinder abholen müssen, dann ist das nicht gerade ein Lösungsvorschlag, der sehr viel Sinn macht.“

Schulsprengel seien in Wien längst abgeschafft, sagt Himmer. Es ist möglich, eine Wunschschule auszuwählen und Kinder sind generell nicht, wie der ÖVP-Generalsekretär in einem profil-Interview meinte, an ihr Grätzel gebunden. Fix ist nur: Wer schon ein Kind an einer Schule hat, bekommt dort auch einen Platz für das Geschwisterkind.

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