Ermordete Juden bekommen Gesicht zurück

Rund 31.000 Juden allein aus der Leopoldstadt sind von den Nazis in Konzentrationslager deportiert worden. Ihre letzten Adressen und Fotos sind jetzt online im Projekt „Memento“ sichtbar gemacht worden.

Memento Wien ist Bestandteil eines Projekts des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). Gestartet wurde das Projekt mit den Opfern in der Innenstadt - mehr dazu in Schicksale Wiener Juden werden sichtbar. Allein in der City sind mehr als 5.000 Juden dem Terror der Nazis zum Opfer gefallen.

Mit Verwendung von Georeferenzierung und GPS-Standortbestimmung können Interessierte mehr über die Opfer an bestimmten Plätzen der Stadt erfahren. Verknüpft sind damit unter anderem Infos aus den DÖW-Opferdatenbanken, Dokumente und Fotos aus dem Dokumentationsarchiv. Nach dem ersten Bezirk ist nun die Leopoldstadt hinzugekommen.

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Fotos, Dokumente und andere Infos werden zum jeweiligen Standpunkt angezeigt

„31.000 Opfer ausfindig und sichtbar gemacht“

Weil es hier schon vor 1938 eine große jüdische Gemeinde gegeben hat, gibt es viele Daten, sagt Wolfgang Schellenbacher vom DÖW. „Wir sprechen da von circa 31.000 Opfern die da ausfindig und sichtbar gemacht werden konnten. Das heißt allein deshalb ist die Leopoldstadt schon ein Sonderfall", so Schellenbacher.

Über das Tool lässt sich etwa herausfinden, wer in der Unteren Donaustraße gewohnt hat. An Hausnummer 23 werden acht Namen jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner Opfer ausgewiesen. Samuel Krakauer wurde am 20. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert, wie die originale Transportliste zeigt. 1944 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht.

In der Unteren Donaustraße 39 befanden sich Sammelwohnungen, in die Juden zwangsumgesiedelt wurden. 36 Namen finden sich an dieser Adresse. Darunter etwa jener von Rosa Geiringer, die in Auschwitz ums Leben kam. Im November sollen Wieden, Mariahilf, Meidling und neun weitere Bezirke hinzukommen. 2019 wird die Website um Opfer politischer Verfolgung in der NS-Zeit erweitert und auch auf Englisch abrufbar sein, heißt es aus dem DÖW.

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