Game City noch immer Bubendomäne

5.000 Spieler und ein Spiel: Mit „Fortnite“ möchte die Game City Rekorde schreiben. Noch ist die Veranstaltung im Wiener Rathaus von Burschen dominiert, wie ein Rundgang von wien.ORF.at zeigt.

Das Highlight vieler Besucher der Game City ist in diesem Jahr vor dem Rathaus. In einem runden Zelt wird hier das Erfolgsspiel „Fortnite“ gespielt, unter den Jugendlichen eines der Trendspiele des Jahres, auch für Ali. In seiner Freizeit spielt der 14-Jährige fast jeden Tag das Multiplayer-Spiel, heute möchte er sich mit anderen Spielern im Zelt messen. Gemeinsam mit seinen Freunden steht er mittlerweile seit fast einer Stunde an, sagt er. In das Zelt passen immer nur rund 100 Leute.

Diese spielen gegeneinander, die letzten zwei Spieler bekommen ein Ticket für das Finale am Sonntag. Rund 5.000 Spieler erwartet die Game City bei dem dreitägigen „Fortnite“-Turnier. Es soll damit das bisher größte offline E-Sports-Turnier im deutschsprachigen Raum werden - mehr dazu in Game City mit bisher größtem E-Sports-Turnier

Rund 80.000 Besucher erwartet

Für Ali reicht es nicht ganz zum Sieg, aufgeben möchte er aber nicht. „Vielleicht stelle ich mich später noch einmal an, jetzt will ich aber zuerst noch zu den anderen Spielen“, sagt er. Sein nächstes Ziel: Die Nintendo-Area im Rathaus.

Bei der Game City bekommen Besucher einen Einblick in die aktuelle Gaming-Szene. 80 Aussteller, darunter große Unternehmen wie Microsoft, Sony und Nintendo, stellen hier ihre neuesten Produkte vor. Die Schlangen vor den Konsolen sind dementsprechend lang. Insgesamt werden bei der Game City bis zu 80.000 Besucher erwartet, der Samstag ist mit rund 40.000 Besuchern traditionell der beliebteste Tag.

Ein Grund für Klaus und Ralf, sich vorab genau zu überlegen, was getestet werden soll. Die beiden 16-Jährigen sind heute zum fünften Mal auf der Messe, ihr heutiges Ziel: „Das neue Super Smash Bros. Ultimate von Nintendo“, sagt Ralf.

Game City Schild

ORF/gerges

Bis zu 80.000 Besucher werden bei der Game City erwartet

Fachtagung mit Bildungsschwerpunkt

Der Nintendo-Bereich scheint besonders bei den jüngeren Besuchern sehr beliebt zu sein. Auch Hannah und ihre Mutter warten hier in der Schlange. Hannah will unbedingt das neue Pokemon-Spiel testen, ihre Mutter möchte später auch bei der Fachtagung FROG vorbeischauen. „Wir sind jetzt zum vierten Mal hier und ich war noch nie bei einem Vortrag. Meine Arbeitskollegin meinte, das ist immer sehr spannend, deshalb wollte ich auch einmal hin. Aber mal schauen, ob die Hannah Lust darauf hat“, sagt Susanne.

Die FROG-Fachtagung beschäftigt sich in diesem Jahr unter anderem mit dem Thema Bildung und Gaming und versucht, die Vorteile des Spielens zu betonen. Ein Punkt, der für Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) essentiell für die Game City - die größte Eigenveranstaltung im Rathaus - ist.

„Argument gegen die etwas Spaßbefreiten“

„Wir haben uns in den letzten Jahren irrsinnig viel mit Game-based-learning beschäftigt“, sagt Czernohorszky. „Es ist so, dass im Bildungsbereich viel damit experimentiert wird, wie lernen funktionieren kann, ohne, dass man einen Stoff auswendig lernt und weitergibt. Da hat die Digitalisierung und die Gaming-Industrie viel dazu beigetragen.“

Der Bildungsaspekt solle bei der Auswahl an Spieleneuheiten nicht untergehen. „Wir wollen nicht nur die Industrie herzeigen, sondern auch mit der Fachtagung Kindern und Jugendlichen vermitteln, was sinnvolles Spielen sein kann“, sagt er. Ein derartiges Gaming-Event, das von einer Stadt organisiert wird, hält er international für einzigartig. „Wir sind da auch ein Argument gegen die etwas Spaßbefreiten, zu ängstlichen Menschen im Hinblick auf das Spielen. Spielen kann ganz schön viel ermöglichen.“

Mehrheit der Besucher männlich

Bei den Besuchern gebe es aber noch Verbesserungsbedarf: „Wir wünschen uns nach wie vor, dass wir mehr Mädchen und Frauen erreichen, da gibt es aber Initiativen dafür, wie etwa die FROG.“ Tatsächlich ist die deutliche Mehrheit bei der Game-City männlich. Diese Dominanz thematisiert die Fachtagung unter anderem mit den Erlebnissen der Profispielerin Yvonne Scheer, die sich in ihrem Alltag immer wieder Diskriminierungen und Vorurteilen stellen muss.

Auch Anna kennt diese Vorurteile. „Vor allem bei online Multiplayer-Spielen bekommt man schon mal blöde Kommentare als Mädchen, aber das ist mir eigentlich egal“, sagt die 20-Jährige. Gemeinsam mit ihren Freundinnen möchte sie heute das neue Final-Fantasy-Spiel testen. „Zur Cosplay-Parade wollen wir aber auch“, sagt sie.

Junge spielt Fortnite

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Die Mehrheit der Besucher ist männlich

Cosplay-Parade von Museumsquartier bis Rathaus

Die Parade findet jährlich am zweiten Tag der Messe statt. Ab 13.00 Uhr gehen Cosplayer - ein Verkleidungstrend aus Japan - vom Museumsquartier zum Rathaus und präsentieren ihre Kostüme anschließend auf der Bühne vor dem Rathaus.

Für die Cosplayer ist es neben zahlreichen Comic- und Anime-Veranstaltungen in Wien eine weitere Möglichkeit, die selbstgemachten Kostüme ihrer liebsten Figuren zu präsentieren, sagt Kevin. Gemeinsam mit seiner Freundin Alexandra macht er bereits zum dritten Mal mit. Nach dem Auftritt auf der großen Bühne geht es für die beiden dann direkt ins Rathaus, um noch einige Spiele testen zu können.

Neben den aktuellsten Spielen ist hier auch eine Retro-Galerie eingerichtet worden - zur Freude vieler Eltern. „Das sind die Spiele meiner Jugend, es ist super, das alles wieder erleben zu können“, sagt Peter. Im oberen Teil des Rathauses werden die Spiele der Vergangenheit wieder zum Leben erweckt, von alten Ping-Pong-Spielen bis Pac Man ist alles dabei. Während die Jugend sich dem größten offline E-Sports-Turnier widmet, können die Eltern hier ein wenig in Nostalgie schwelgen.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

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