Polizeitraining gegen „Racial Profiling“

Die Fälle von Polizeikontrollen, die angeblich aufgrund der Hautfarbe durchgeführt werden, häufen sich laut dem Verein Zara. Die Polizei schult ihre Beamten gegen Diskriminierung und Vorurteile.

Ein Wiener Musiker wurde vor einer Woche von der Polizei kontrolliert. Wie er sagt, wegen seiner schwarzen Hautfarbe. Auch Santiago Bongola, der in Wien geboren und aufgewachsen ist, berichtet von ähnlichen Vorkommnissen. Zum Beispiel bei einer Übersiedelung gemeinsam mit einem Freund, erzählt Bongola gegenüber „Wien heute“: „Wir wollten gerade wieder losfahren, da kommt uns ein Polizeiauto entegegen auf der Gegenfahrbahn. Die haben uns gesehen und sind quer über die Straße gefahren, direkt vor unseren Laster, damit wir nicht wegfahren können. Sie sind gleich ausgestiegen und haben gefragt, was wir hier machen.“

Polizeitraining Racial Profiling

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Die Schulung ist Teil der Grundausbildung

Meldungen häufen sich

Bei der Beratungsstelle Zara häufen sich Meldungen wie diese in letzter Zeit. Durchschnittlich ein bis zwei Fälle werden pro Woche gemeldet, sagt Dunia Khalil, die bei Zara als Beraterin arbeitet: „Die Polizeifälle sind uns schon lange stark aufgefallen, weil wir jetzt wirklich regelmäßig Fälle gemeldet bekommen, wo eine Amtshandlung rassistisch motiviert war und wo sich eine Klientin oder ein Klient nicht erklären kann, warum sie kontrolliert wurden und so respektlos behandelt wurden.“

Zum Teil berichten Betroffene bei Zara auch von rassistischen Beschimpfungen. Fälle, die Bongola auch kennt: „Ich höre das schon auch in meinem Umfeld, aber da kann man auch nicht viel machen - weil was soll man machen: zur Polizei gehen und sagen ich wurde von einem Polizisten beschimpft. Das wird’s nicht spielen.“ Selbst hat er noch keine Fälle gemeldet, ihm sei das zu viel Arbeit: „Würde ich alles melden, was mir Rassistisches passiert ist, hätte ich keine Zeit für etwas Anderes.“

Polizeitraining Racial Profiling

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Die Schüler sollen lernen auf mehr als das Äußere zu achten

Kurs Teil der Grundausbildung

Die Zahl der Meldungen bei Zara steigt zwar, ob es aber tatsächlich mehr Fälle gibt, ist schwierig zu sagen. Die Polizei führt keine Statistiken, wen genau sie kontrolliert. Zum Fall des Wiener Musikers heißt es von der Polizei gegenüber der APA, dass die interne Prüfung der Amtshandlung noch läuft. Die LPD Wien hatte von Anfang an betont, es gebe an der Rechtmäßigkeit der Amtshandlung an sich keinen Zweifel. Zu den neuen Vorwürfen in „Wien heute“ gab es von Seiten der Polizei vorerst keine Stellungnahme.

In der Polizeischule in der Marokkanergasse wird jedoch daran gearbeitet, dass es gar nicht erst zu Beschwerden kommt. Zwei Tage lang geht es in der Grundausbildung um Vorurteile, Diskriminierung und Kommunikation. Der Trainer Reinhard Plodek versucht seinen Schülern zu übermitteln: „Die goldene Regel - immer mein Abschlusssatz - ist so: Behandle alle Menschen so, wie du es gerne hättest. Dass das nicht immer so funktioniert - auch durch Stress und Emotionen, ist auch verständlich, glaube ich.“

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