Bessere Versorgung für Schmerzpatienten

Wien will die Schmerzversorgung in der Stadt nach­haltig verbessern. Als erstes wurde dafür ein sogenannter „Schmerzbericht“ erstellt. Dieser soll chronische Schmerzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Schmerz führt - im Vergleich zu anderen chroni­schen Erkrankungen - ein wenig beachtetes Da­sein im österreichischen Gesundheitssystem. Es fehlen standardisierte Versorgungskonzepte, auch ist das Behandlungsangebot nicht ausreichend. Der Wiener Schmerzbericht ist der erste Schmerzbericht in Österreich und auch im deutschsprachigen Raum, der chronischen Schmerz in so hoher Komplexität aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und unter einer breiten Perspektive umfassend beleuchtet.

Der Schmerzbericht beinhaltet Verbreitung und Risikofaktoren, gender- und kulturspezifische Aspekte, Bedeutung von Schmerz im Leben der Betroffenen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen von Schmerz sowie Versorgungsdefizite und Lösungsansätze. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Versorgung in Wien nicht ausreichend ist und ausgebaut werden muss.

Jeder Fünfte leidet an chronischen Schmerzen

20 Prozent der Wienerinnen und Wiener ab 15 Jahren leiden an chronischen Schmerzen mittlerer bis hoher Intensität. Rechnet man auch leichtere Schmerzen hinzu, so kommt man gar auf rund 36 Prozent. Die am häufigsten betroffenen Körperregionen sind Rücken, Gelenke (Arthroseschmerzen) und Kopf. Weil die Menschen immer älter werden, ist vor allem bei den altersbedingten Schmerzen des Bewegungsapparates mit einer weiteren Zunahme von Schmerzpatienten zu rechnen.

Neben der ständigen körperlichen Beeinträchtigung leiden Schmerzpatienten häufiger an Depressionen, sind öfter und länger im Krankenstand oder arbeitslos. Wien verfügt im Vergleich zu anderen Bundesländern zwar über eine höhere Anzahl an Schmerzambulanzen etwa im AKH, in KAV-Spitälern oder Spitälern der Vinzenz-Gruppe, zudem gibt es eine Einrichtung von der Gebietskrankenkasse sowie von der Pensionsversicherungsanstalt. Im niedergelassenen Bereich fehlt es aber laut Bericht an Versorgungsstrukturen.

Schmerzpatienten wollen ernst genommen werden

Weiters stellen in Wien Selbsthilfegruppen eine wesentliche Ergänzung zur professionellen Gesundheitsversorgung für Schmerzpatienten dar. In Selbsthilfegruppen kommen Menschen zusammen, die von einer gleichen Situation betroffen sind. Erfahrungsaustausch und Informationsweitergabe wirken sich positiv auf das Alltagsleben und Schmerzen, auf die Krankheitsbewältigung und die soziale Gesundheit von Betroffenen aus.

Ein Großteil der für den Schmerzbericht befragten Betroffenen ist mit der erhaltenen Schmerzbehandlung nicht besonders zufrieden und fast die Hälfte ist mit den von ihrem behandelnden Arzt erhaltenen Informationen nur mäßig zufrieden. Was die ärztliche Betreuung insgesamt betrifft, so sind für Patienten drei wesentliche Forderungen von gleich hoher Wichtigkeit: Ernst genommen zu werden, eine verständliche Erklärung über die Krankheit erhalten und genügend Zeit des Arztes.

Neues Therapiezentrum soll Abhilfe schaffen

Als erster Schritt ist in Kooperation mit der Wiener Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherungsanstalt ein Therapiezentrum geplant, welches sich an internationalen Standards orientiert. Dieses soll den Erwartungen einer modernen Schmerzversorgung ebenso gerecht werden wie den Bedürfnissen von chronischen Schmerzpatienten. Nach internationalen Erkenntnissen stellen genau definierte Behandlungskonzepte die Basis einer effizienten schmerzmedizinischen Versorgung dar.

Die zentralen Therapiesäulen sind körperlich aktivierende Therapiemaßnahmen inklusive Bewegungstherapie und psychologisch-psychotherapeutische Behandlung. Vor allem die psychotherapeutische beziehungsweise psychologische Behandlung stellt einen wichtigen Teil dar und richtet sich nach den Bedürfnissen jedes einzelnen Patienten.

Das Therapiezentrum soll bis spätestens 2020 errichtet werden. Es gibt darüber eine grundsätzliche Vereinbarung zwischen Stadt Wien, Wiener Gebietskrankenkasse und Pensionsversicherungsanstalt, die Finanzierung muss noch von den Gremien der WGKK sowie PVA bewilligt werden.

Petra Ježek, wien.ORF.at

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