Eigenes Lokal angezündet: Haft

Mit einem Brandanschlag auf das eigene Lokal in Wien-Fünfhaus hat sich ein Brüderpaar in versicherungsbetrügerischer Absicht aus einem finanziellen Schlamassel befreien wollen. Am Montag wurden sie zu zwölf bzw. zehn Monaten Haft verurteilt.

Das Lokal in der Hütteldorfer Straße wurde ursprünglich als Cocktail-Bar betrieben. Weil die Kunden ausblieben, baute der 33-jährige Pächter es zu einem Kebab-Restaurant um. 80.000 Euro investierte er in die baulichen Maßnahmen, Gäste konnte er nachher jedoch genau so wenige begrüßen. Am Ende konnte der Wirt nicht einmal mehr die Stromrechnungen bezahlen, so dass das Lokal im August 2018 geschlossen werden musste.

Täter suchten im Internet nach Brandauslösern

Die Raten für die Feuer-Versicherung waren bis zuletzt bedient worden - mit gutem Grund, wie sich im Verlauf der Ermittlungen herausstellte. Gemeinsam mit seinem um zwei Jahre älteren Bruder beschloss der Wirt nämlich, sein Lokal „warm abzutragen“, um sich mit der Versicherungssumme aus dem entstandenen Schaden zu „entschulden“. Als Brandstifter heuerten sie einen Freund der Familie an, der eine Zeit lang in dem Betrieb geringfügig beschäftigt gewesen war und daher die Räumlichkeiten kannte.

Landesgericht Wien

ORF.at/Zita Klimek

Die angeklagten Brandstifter zeigten sich am Montag vor Gericht geständig

Nachdem man sich im Internet schlau gemacht hatte - die Kriminalpolizei konnte den Brüdern später nachweisen, dass sie nach Suchbegriffen wie „Brand durch Fritteuse“, „Brand durch Zigarette - zahlt Versicherung?“ oder „Wie entsteht eine Feuersbrunst?“ gegoogelt hatten -, begab sich der Brandstifter am 21. August mit einem Kanister Benzin in das Lokal und verschüttete dieses an mehreren Stellen.

Noch ehe sich der 30-Jährige in Sicherheit bringen konnte, entzündete sich das Benzin-Luft-Gemisch. Der Mann erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades an Händen, Armen, im Gesicht und an den Oberschenkeln, wobei 15 Prozent der Körperoberfläche in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Geschlossene Fenster verhinderten Schlimmeres

Wie durch ein Wunder erreichten die Flammen die darüber liegenden Wohnungen und die Nachbarschaft nicht - sämtliche Fenster und die Türen waren fest geschlossen, so dass sich mangels ausreichender Sauerstoff-Zufuhr keine Feuersbrunst entwickeln konnte.

Wie ein Brandsachverständiger beim Prozess am Montag einem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Gneist) erläuterte, hätte die Sache ganz anders ausgesehen, wären die Fensterscheiben geborsten. Die Frischluft hätte „mit Sicherheit“ das Brandgeschehen beschleunigt und eine gefährliche Situation für die Hausbewohner bewirkt, betonte der Experte.

Lokal-Betreiber: „Ich schäme mich einfach nur“

Die von den Verteidigern Rudolf Mayer und Philipp Winkler vertretenen Angeklagten waren umfassend geständig, wollten aber keine Aussagen zum inkriminierten Geschehen machen. „Ich schäme mich einfach nur, dass ich vor Ihnen stehe“, meinte der Lokal-Betreiber zum vorsitzenden Richter. Es tue ihm „wirklich sehr leid“.

Ins selbe Horn tönte sein jüngerer Bruder, der noch hinzufügte: „Ich habe sonst in meinem Leben alles gut gemacht, alles perfekt gemacht.“ Der Brandstifter, der deutlich sichtbare Narben an beiden Händen aufwies, bemerkte kurz und bündig: „Das war ein Lebensfehler. Ich schäme mich.“

Für die bisher unbescholtenen Männer setzte es teilbedingte Freiheitsstrafen. Der Lokal-Betreiber bekam drei Jahre, davon zwölf Monate unbedingt, sein Bruder 30 Monate, davon zehn unbedingt. Der Brandstifter fasste zwei Jahre, davon acht Monate unbedingt aus. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.