Novemberpogrome: Gedenken zum 80. Jahrestag

Am Freitag jähren sich zum 80. Mal die Novemberpogrome von 1938 gegen die jüdische Bevölkerung. In Wien finden unter anderem ein Gedenkmarsch und eine Ehrung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) statt.

Heute oft immer noch mit dem verharmlosenden Nazi-Ausdruck „Reichskristallnacht“ bezeichnet, bedeuteten die Pogrome für viele Historiker den Beginn der Schoah, der gezielten Auslöschung der jüdischen Bevölkerung. In Wien wird mit zahlreichen Veranstaltungen der Opfer der damaligen Gräuel gedacht.

In Österreich wurden im Rahmen der Pogrome im November 1938 mindestens 30 Juden getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 sofort ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Im gesamten „Deutschen Reich“ wurden Tausende Synagogen und Geschäfte niedergebrannt, nach offizieller damaliger Lesart 91 Personen getötet, tatsächlich starben aber während der Pogrome und in deren Folge weit mehr Menschen. Mehr als 20.000 Personen wurden verhaftet.

Empfang für Holocaust-Überlebende

Für 6. November ist im Volkstheater eine szenische Lesung mit dem Titel „Gelebt, erlebt, überlebt - Die Geschichte der Wiener Familie Pressburger“ zu sehen. Am 7. November empfängt die Israelitische Kultusgemeinde jene in Österreich geborene Holocaust-Überlebenden aus Israel, die Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann bei deren Jerusalem-Besuch im Juni dieses Jahres zu einem Besuch nach Österreich eingeladen hatten.

Präsident Oskar Deutsch und Oberrabbiner Arie Folger sprechen im Stadttempel zu den Gästen. Den Überlebenden wird die Ehrenmitgliedschaft in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien in Form einer Urkunde verliehen.

Gedenkmarsch startet am Heldenplatz

Am 8. November rufen die Israelitische Kultusgemeinde und die jüdische Jugend Wiens wie in den Jahren zuvor zum Gedenkmarsch „Light of Hope“ auf. Start ist um 19.00 Uhr am Heldenplatz vor dem Eingang des „Haus der Geschichte“ (Neue Burg). Die Abschlusszeremonie ist beim Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz geplant, IKG-Präsident Deutsch wird dabei eine Rede halten. Von Regierungsseite wurde die Teilnahme von Innenstaatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) avisiert.

Bereits zuvor (18.00 Uhr) findet im ESRA - Psychosoziales Zentrum der IKG in der Leopoldstadt eine Gedenkveranstaltung statt, bei der auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprechen wird. Ebenfalls für Donnerstag ist am Campus der Universität Wien eine Gedenkfeier angesetzt.

Zeitzeuge über Pogrome

Vor 80 Jahren - im November 1938 - wurden bei den Pogromen zahlreiche Juden verletzt oder getötet. Robert Rosner hat überlebt.

Kranzniederlegung beim Schoah-Mahnmal

Am 9. November - dem eigentlichen Jahrestag der Novemberpogrome - beginnen die Gedenken um 9.00 Uhr mit einer Kranzniederlegung durch Bundespräsident Van der Bellen beim Schoah-Mahnmal am Judenplatz. Danach (ab 9.30 Uhr) wechselt das Staatsoberhaupt ins Parlament, wo ebenfalls an die Opfer erinnert wird. Als weitere Teilnehmer bei der Veranstaltung im Hohen Haus sind unter anderem Bundeskanzler Kurz, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bildungsminister Faßmann sowie die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) angekündigt.

Auch die in Wien weilenden österreichischen Holocaust-Überlebenden werden im Parlament erwartet. Am Nachmittag empfängt Van der Bellen dann diese Opfer des NS-Regimes in der Präsidentschaftskanzlei. Für den Abend ist in der Ruprechtskirche ein Gedenkgottesdienst geplant.

Ebenfalls an die Gräuel der Judenverfolgung erinnert wird bei einer Mahnwache beim Gedenkstein vor dem ehemaligen Aspangbahnhof in Landstraße. Die Initiative Aspangbahnhof ruft wie schon im Vorjahr dazu auf, dass in den Jahren 1939 bis 1942 vom ehemaligen Aspangbahnhof aus Zehntausende österreichische Juden in Vernichtungslager transportiert wurden.

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