Mehr Studierendenheime trotz Leerständen
Errichtet werden die Wohnheime - wie eben das „The Student Hotel“ in der Leopoldstadt - von internationalen Investoren und viele im Luxussegment. Auch die deutsche Studentenheimmarke „The Fizz“ expandiert, wie die dortige Immobilienentwicklerin Sylvia Weissenbacher erzählt: „Wir haben uns natürlich den Markt sehr gut angeschaut, bevor wir diesen Schritt gemacht haben und Wien ist die ideale Studentenstadt.“ Und der Markt würde weiterwachsen, so Weissenbacher.
ORF
Bestand übersteigt Nachfrage
Die gemeinnützigen Studentenheimbetreiber, bei denen das Zimmer 300 Euro im Monat kostet, sehen den rasanten Zuwachs und freilich auch den neuen Mitbewerb skeptisch. Während es früher lange Wartelisten für Heimplätze gab, stehen nun Betten leer, sagt Martin Strobel, Geschäftsführer von der WIHAST (Wirtschaftshilfe der Arbeiter_innen Studierenden Österreichs): „Es gibt circa 178.000 Studierende in Wien, davon wohnen seit Jahren schon neun Prozent in Studierendenheimen.“ Laut Strobel gibt es schon jetzt 5.000 Plätze mehr als nachgefragt werden.
ORF
Dass Luxus-Appartments trotz des Studienbeginns nicht belegt sind, bestreitet die Immobilienentwicklerin von „The Fizz“ nicht: „Wir haben im Oktober 2017 eröffnet. Das heißt, wir sind neu am österreichischen Markt, wir befinden uns noch in einer sogenannten Stabilisierungsphase.“ Gebaut wird dennoch fleißig: Im Sonnwendviertel entsteht ein zweites Haus von „The Fizz“, am Donaukanal ist das Wohnheim eines Liechtensteiner Investors geplant und auch der DC Tower 3, bei dem kürzlich der Baubeginn war, bekommt gar über 900 Studierendenwohnungen.
Potenzial gebe es aber noch, schätzen die Immobilienberater von CBRE. Sie schließen das aus einem im EU-Schnitt hohen Anteil an Ausländern unter den in Österreich Studierenden (15 Prozent), sowie dem noch vergleichsweise geringen Anteil an österreichischen Studierenden, die in Wohnheimen leben.
ORF
Luxus-Unterkünfte auch für Nicht-Studierende
Bei den neu entstehenden Wohnheimen soll es sich vor allem um Luxus-Unterkünfte handeln. Ein klimatisiertes Zimmer kostet etwa 572 Euro im Monat. Den Betreibern geht es nicht nur ums Wohl der Studierende, sondern auch um Profit, kritisiert WIHAST-Geschäftsführer Strobel. Der werde mitunter nicht nur mit Unigängern gemacht: „Ich glaube, das ist ein bisschen ein Etikettenschwindel.“ Es wäre zwar als Studierendenheim angeschrieben, meint Strobel, jedoch immer mit Zusätzen, die auch andere Zielgruppen einschließen. „Also eigentlich alle, die genug Knete haben.“
Bei „The Fizz“ verteidigt man sich: „Die Zielgruppe ist ganz klar klassisch der Student, aber wir kündigen auch niemanden der sein Studium abgeschlossen hat.“ Trotz des Baubooms bleiben leistbare Studierendenunterkünfte Mangelware. Dass die gemeinnützigen Heimbetreiber neue, billige Plätze errichten ist eher unwahrscheinlich - ihnen wurde vor Jahren die Förderung gestrichen.
Links:
- Studierende wohnen teuer (news.ORF.at; 24.9.2018)
- CBRE
- The Fizz
- WIHAST