E-Scooter-Verleiher als Datensammler

Die E-Scooter sorgen erneut für Kritik. Die Apps der Anbieter zeichnen während der gesamten Fahrt die Bewegungsdaten auf. Ein Datenschutzexperte der Uni Wien vermutet, dass diese Daten weiterverkauft werden.

Einen Euro kostet der Start eines E-Scooters, 15 Cent zahlt man pro weiterer Minute, die man unterwegs ist. Doch nicht nur mit Geld wird die Fahrt bezahlt, die Anbieter haben vor allem Interesse an den Daten der Nutzerinnen und Nutzer, sagt Datenschutzexperte Nikolaus Forgo von der Universität Wien: „Wer ist das, wie lautet die Kontoverbindung, wo wohnt der Mensch - und dann vor allem Bewegungsdaten, die notwendig sind, um sicherzustellen, dass die schönen E-Roller auch dort bleiben, wo sie hingehören.“

Im vergangenen Jahr hatten die Leihräder von Ofo, oBike und Co. für Probleme gesorgt, weil sie unter anderem auf den U-Bahn-Gleisen und in Wiens Flüssen gelandet waren. Auf Nachfrage von wien.ORF.at bei den Wiener Linien und der viadonau sagen beide, dass es mit den Leihrollern noch keine vergleichbaren Zwischenfälle gegeben habe.

E-Scooter in Wien

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Was mit den gesammelten Daten der E-Scooter passiert, ist unklar

Analysen als „ökonomischer Vorteil“

Die Überwachung des Standorts sei unter diesem Gesichtspunkt zwar verständlich, sagt Forgo. Dennoch sei das der größte Kritikpunkt - auch, weil daraus Analysen angefertigt werden können, die dann an Drittunternehmen weiterverkauft werden. In einer Stellungnahme des Anbieters Bird heißt es dazu: „Bird nimmt den Schutz der Privatsphäre sehr ernst und hat Richtlinien und Verfahren, um die persönlichen Informationen der Fahrerinnen und Fahrer zu schützen. Wir haben bislang keine persönlichen Daten verkauft und werden das auch nie tun.“

E-Scooter-Verleiher als Datensammler

Die E-Scooter sorgen erneut für Kritik. Die Apps der Anbieter zeichnen während der gesamten Fahrt die Bewegungsdaten auf.

Forgo glaubt das nur bedingt: „Dass die relativ genau analysieren, wer von A nach B gefahren ist und das als Mehrwertprodukt verkaufen - erscheint mir recht evident.“ Die Frage sei immer, ob personenbezogene Daten verwendet werden. Sobald nämlich die Daten nicht mehr personenbezogen sind, können die Unternehmen damit machen, was sie wollen, datenschutzrechtlich seien einem dann die Hände gebunden. Dass Unternehmen auf so etwas freiwillig verzichten, glaubt er nicht: „Weil das einen erheblichen ökonomischen Vorteil darstellt.“

Lenker eines E-Scooters, der in Wien ausgeliehen werden kann

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Die Standorte der E-Scooter werden laufend erfasst

Datennutzung einfach erklären

Nicht zu vergessen sei außerdem, dass all diese Themen in den Nutzungsbedingungen geklärt seien. „Wenn man so etwas mietet, muss man wissen, es gibt jemanden, der relativ genau zuschaut“, sagt Forgo. Das gelte jedoch nicht nur für die Apps der Leihscooter-Anbieter. „Es ist nicht so, dass nur diese eine App den Standort aufzeichnet, sondern das tun vermutlich ganz viele.“

Das Problem bei den E-Scootern sei vor allem, wie willentlich die Zustimmung zu den Vertragsbedingungen erfolgt. „Das Zauberwort ist Transparenz, und Transparenz erzielt man nicht mit seitenlangen Nutzungsbedingungen, sondern idealerweise sogar mit Symbolen, die erklären, was da passiert“, fordert Forgo, der sich aber auch mehr Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer erwartet, welche Apps sie nutzen.

Matthias Lang, wien.ORF.at

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