Kika/Leiner-Chef: „Es fehlt an Charme“

Der neue Chef der Möbelkette kika/Leiner, Reinhold Gütebier, hat am Dienstag in Wien seine Pläne präsentiert. In drei Jahren soll das Unternehmen wieder Gewinne schreiben. Derzeit fehle es kika/Leiner an „Pfiff, Charme und Inszenierung“.

In den nächsten Monaten will das neue Management eine „Rundreise“ durch alle Filialen machen und entscheiden, ob nur kosmetische Änderungen oder große Umbauten notwendig sind. Geld dafür sei da, sagte der neue kika/Leiner-Chef am Dienstag. Hinter kika und Leiner steht der Immobilieninvestor Rene Benko mit seiner Signa Holding - mehr dazu in Signa kaufte kika/Leiner-Möbelhäuser (noe.ORF.at). Wie viel Geld Benko zuschießen wird, sagte Gütebier nicht. Er kenne die Summe noch nicht.

kika/Leiner Vorstandschef Reinhold Gütebier

APA / Helmut Fohringer

Reinhold Gütebier will bei kika/Leiner auch das Sortiment umstellen

Möbelhändler will in drei Jahren Gewinne schreiben

Ins Jahr 2019 gehe kika/Leiner mit in Summe 42 Filialen und rund 4.500 Beschäftigten. Weitere Filialschließungen oder einen neuerlichen Personalabbau schloss Gütebier aus. Bis Ende 2018 werden wie berichtet vier Standorte geschlossen, 712 Beschäftigte (auf Vollzeitbasis) verlieren ihren Job. Damit sei der Jobabbau geringer ausgefallen als gedacht. Im August hatte das Unternehmen 1.121 Personen beim Arbeitsmarktservice im Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldt.

Gewinne soll die Möbelkette in drei Jahren schreiben. Bis dahin seien umfangreiche Änderungen notwendig, heißt es. Zuletzt lag der Umsatz von kika und Leiner in Österreich zusammen bei etwa 800 Millionen Euro. Unter dem vorherigen Eigentümer Steinhoff, der seit fast einem Jahr wegen eines Bilanzskandals in den Schlagzeilen ist, brachen die Umsätze zweistellig ein. Nun sei ein zweistelliges Wachstum notwendig, sagte Gütebier. Auch beim Onlinegeschäft räumte der Vorstand „erhebliche Versäumnisse“ ein.

Luxuskaufhaus statt Leiner in Mariahilf

Unsicher ist aus derzeitiger Sicht, was mit den über 20 osteuropäischen Filialen passiert, die zuletzt Umsätze in Höhe von 200 Millionen Euro beisteuerten. Eine Entscheidung soll im Dezember fallen, kündigte Gütebier an. Ein Verkauf wird jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Auch die Zukunft der Leiner-Filiale auf der Mariahilfer Straße ist noch nicht gewiss. Eigentümer Rene Benko schwebt hier ein Luxuskaufhaus nach dem Vorbild des Berliner Kaufhauses des Westens (KaDeWe) vor. Das KaDeWe gehört ebenfalls zum Imperium des Immobilieninvestors - mehr dazu in Benko kauft Leiner-Flagshipstore (noe.ORF.at).

Herkulesaufgabe zum 50-jährigen Jubiläum

Fest steht indes, dass kika ein breites und tiefes Sortiment im Preiseinstiegsbereich anbieten wird und Leiner im gehobenen Bereich mit „großen Marken“ ausgebaut wird. In der Preismitte würden sich die Marken am meisten ähneln. Auch Leiner soll Möbel im Preiseinstiegsbereich führen, aber nicht in der Breite und Tiefe wie kika, hieß es am Dienstag.

Seine neue Aufgabe nennt der CEO der Möbelkette eine „Herkulesaufgabe“. Er wolle kika und Leiner in die „Champions League“ zurückführen, so der 66-Jährige, der kürzlich sein 50-jähriges Berufsjubiläum in der Möbelbranche hatte. „Ich bin nicht gekommen, um zu scheitern.“