Weihnachtskugel: Glasmacher trotzt China-Boom

In Wien-Neubau stellt ein junger Unternehmer seit einem Jahr Christbaumkugeln aus Glas her. Damit möchte er das alte Handwerk, das zunehmend nach China oder Osteuropa abgesiedelt ist, hierzulande wiederbeleben.

Die heiße Phase im Glasofen hat begonnen. Bis zu 120 Christbaumkugeln am Tag werden in der Glashütte Comploj in der Vorweihnachtszeit hergestellt. „Man muss beim Prozess total aufs Glas eingehen. Das hat sein eigenes Tempo, man muss genau schauen, wie sich das Glas verhält, und das ist wie Meditation. Man klinkt sich komplett aus“, erzählt Robert Comploj, der den Betrieb mit drei Mitarbeiterinnen führt.

Flüssiges Glas bekommt durch Blasen Struktur

Vor einem Jahr übersiedelte der 36-jährige Tiroler seine Glasmacherei von Traun in Oberösterreich in ein ehemaliges Supermarktlokal in der Westbahnstraße. Gelernt hat er das Handwerk acht Jahre lang auf Wanderschaft in den USA, Dänemark, England und Italien. „Ich habe die Mentalität oft mitgenommen, die verschiedenen Techniken, und auch, wie sie dieses Geschäftsmodell gestalten. Das habe ich von vielen Ländern mitgenommen und in einen Topf gehaut und meinen eigenen Stil daraus gemacht.“

Glaskugelmanufaktur in Neubau

Ein junger Tiroler stellt in der Westbahnstraße in Neubau Weihnachtskugeln aus Glas her. Er möchte das alte Handwerk damit wiederbeleben.

Nur ein paar Minuten dauert die Herstellung der Kugeln. Mit Glaspfeifen wird Flüssigglas aus dem 1.100-Grad heißen Glasofen geholt. Nach dem Einfärben kommt es auf das richtige Drehen und Blasen an. Comploj greift dabei auf eine alte venezianische Technik zurück.

Viele Glasfabriken existierten früher vor allem in Nieder- und Oberösterreich oder der Steiermark, wo es viel Wald gab. Das Holz wurde zum Heizen des Glasofens benötigt. Comploj: „Es ist ein sehr angesehener Beruf gewesen. Man hat Glas ja jeden Tag gebraucht zum Trinken, Aufbewahren und so weiter. Das Handwerk ist dann abgelöst worden durch die Maschinenproduktion.“ Mittlerweile wird der Weihnachtsschmuck vor allem in China oder Osteuropa hergestellt.

Ofen Kugeln Feuer

ORF

Das Glas kommt aus dem 1.100 Grad heißen Ofen

Kugel für 30 Euro: Gute Verkaufsargumente gefragt

In Neubau werden nicht nur Kugeln, sondern auch Vasen, Kronleuchter und Kunstobjekte aus Glas angefertigt. Vor allem Letztere seien in Amerika bei Glassammlern sehr gefragt, berichtet der Unternehmer. Vasen und Kugeln werden vor allem europaweit über Händler verkauft, aber auch im eigenen Geschäft in der Westbahnstraße.

30 Euro kostet eine der bunten Kugeln. Gute Verkaufsargumente sind da gefragt: „Es ist wie ein Unikat, nur wir produzieren diese Christbaumkugeln. Die Leute können uns auch bei der Produktion zuschauen. Das heißt, sie haben einen persönlichen Kontakt mit dem Produkt“, sagt Comploj. Noch hängen viele Kugeln in der Auslage der Glashütte, in fünf Wochen dann auf dem Weihnachtsbaum.