Nestroy für Peters und Simonischek

Im Theater an der Wien sind am Samstag die Nestroy-Preise verliehen worden. Auszeichnungen gab es unter anderen für Caroline Peters, Peter Simonischek und Nikolaus Habjan. Für das Lebenswerk wurde Peter Handke geehrt.

Peters gewann den Preis als beste Schauspielerin für ihre Rollen in Simon Stones „Hotel Strindberg“, für die sie bereits in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ zur „Schauspielerin des Jahres“ gewählt worden war. Derzeit ist sie auch in Sönke Wortmanns Komödie „Der Vorname“ im Kino zu sehen.

Simonischek wurde zum besten Schauspieler gekürt - für die Rolle des Afzal in „The Who and the What“ von Ayad Akhtar im Wiener Akademietheater. Er konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, da er infolge einer kurzfristigen Vorstellungsänderung auf der Bühne stand. Er wurde von seinem Sohn Benedikt Simonischek vertreten.

„You are a genius!“

Die mit dem Ausstattungs-Nestroy ausgezeichnete Australierin Alice Babidge hatte die Bühne des Akademietheaters in das „Hotel Strindberg“ verwandelt, ein dreistöckiges Puppenhaus, bei dem man pro Etage jeweils zwei Zimmer zu sehen bekommt, plus ein nüchternes Stiegenhaus an der rechten Seite.

In den zwei Pausen fährt die aufgerissene Hotelfront scheinbar einmal ein Stockwerk höher, einmal eines tiefer. So bekommt man im Schlussakt auch Frühstücksraum und Rezeption zu Gesicht. Die vierte Wand zum Zuschauer existiert als Glaswand. Babidge bedankte sich bei Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann für ihr Vertrauen und bei Regisseur Simon Stone für die Zusammenarbeit: „You are a genius!“

Nebenrollen-Preis an Dörte Lyssewski

Der Nestroy für die beste Nebenrolle ging an die deutsche Schauspielerin Dörte Lyssewski, seit 2009/2010 Ensemblemitglied am Burgtheater. Sie wurde für ihre Darstellung der Annemarie Krause in der Akademietheater-Produktion „Vor Sonnenaufgang“ von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann ausgezeichnet und bedankte sich vor allem bei Autor Palmetshofer und Regisseur Dusan David Parizek.

Schauspielerin Dörte Lyssewski

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Dörte Lyssewski wurde für ihre Rolle in „Vor Sonnenaufgang“ ausgezeichnet

Den ORF-III-Publikumspreis gewann der Regisseur, Schau- und Puppenspieler Nikolaus Habjan bereits zum zweiten Mal. Der erkrankte Preisträger musste sich bei der Übergabe der Auszeichnung durch seine Schwester vertreten lassen.

Schaltung zur Nestroy-Gala

„Wien heute“-Reporterin Gabi Hassler berichtet von der Preisverleihung der Nestroy-Gala.

Zur besten Off-Produktion wurde Sara Ostertags Inszenierung des Stückes „Muttersprache Mameloschn“ von Sasha Marianna Salzmann gekürt, in dem es um die unterschiedlichen Lebensentwürfe von drei Frauen aus drei Generationen geht. Das Kollektiv makemake produktionen brachte das Stück in Koproduktion mit dem Wiener Kosmos Theater heraus, dessen Gründerin und frühere Leiterin Barbara Klein mit dem völlig überraschten Team ebenso auf die Bühne stürmte wie die neue Leiterin Veronika Steinböck. Viel Applaus gab es für die jubelnden Preisträgerinnen und ihre Ansage: „Kunst muss frei bleiben!“

Spezialpreis für „Die Kinder der Toten“

Den Spezialpreis gab es für das Theater/Filmprojekt „Die Kinder der Toten“. Das Nature Theater of Oklahoma inszenierte beim steirischen herbst den Roman von Elfriede Jelinek als Super-8-verfilmtes Mitmach-Dorf-Event für Jung und Alt. Die Regisseurin Kelly Copper bedankte sich in charmantem Deutsch an der Seite ihres Regiepartners Pavol Liska u. a. bei Autorin Jelinek und der Bevölkerung von Neuberg an der Mürz.

Alle Preisträger auf der Bühne

APA/Georg Hochmuth

Zum 19. Mal wurden die besten Leistungen der vergangenen Theatersaison ausgezeichnet

Nachwuchs-Nestroys für Sienczak und Fasching

Die Nachwuchs-Nestroys gingen an Lara Sienczak vom Theater der Jugend (für ihre Darstellung der Sophie Scholl in „Die Weiße Rose“ von Petra Wüllenweber) und an Peter Fasching vom Volkstheater Wien (für seine Rollen in „Die Zehn Gebote“ nach den Filmen von Krzysztof Kieslowski). Fasching schloss seine Dankesworte mit einem kulturpolitischen Statement: „Im Übrigen bin ich der Meinung, das Volkstheater muss ein Ensembletheater bleiben.“

Autorenpreisträger Ferdinand Schmalz war nicht überrascht. Die Auszeichnung für sein am Burgtheater uraufgeführtes Stück „jedermann (stirbt)“ war bereits festgestanden. Er hatte einen kurzen Text mitgebracht, den er geschrieben hatte, als zum Nationalfeiertag vor dem Burgtheater die Panzer aufgefahren waren, während im Haus sein Stück gespielt wurde. Es werde wieder an Festungen gebaut, vermeintlich zu unserer Sicherheit, „obwohl man meinen könnte, dass diejenigen, die heute unsere Sicherheit gefährden, in den Ministerien sitzen“. Er schloss mit einem Verweis auf die wieder wöchentlich stattfindenden Protestdemos: „Nächste Woche ist wieder Donnerstag!“

Klagenfurter „Iwanow“ gewinnt Bundesländer-Sparte

Die slowenische Regisseurin Mateja Koleznik wurde zwei Tage nach ihrer Schnitzler-Premiere am Theater in der Josefstadt für ihre Klagenfurter „Iwanow“-Inszenierung mit dem Nestroy für die beste Bundesländer-Aufführung ausgezeichnet, konnte den Preis allerdings nicht selbst entgegennehmen, da sie bereits an ihrem nächsten Projekt arbeitet. „Mateja ist eine Meisterin der Reduktion. Sie hat sich selbst so reduziert, dass sie heute nicht hier ist“, sagte Schauspieler Markus Hering, der gemeinsam mit dem Intendanten des Stadttheaters Klagenfurt und der Intendantin der koproduzierenden Bühnen Bozen die Trophäe entgegennahm.

Regie-Nestroy an Dusan David Parizek

Ein Double landete der deutsche Regisseur Ulrich Rasche. Als beste deutschsprachige Aufführung wurde seine spektakuläre Inszenierung von „Die Perser“ des Aischylos ausgezeichnet. Das sich auf zwei rotierenden Scheibe wuchtig entfaltende Antikriegsdrama hatte bei den Salzburger Festspielen Premiere und übersiedelte anschließend an das Schauspiel Frankfurt. Bereits im Vorjahr war seine Münchner „Die Räuber“-Inszenierung in dieser Kategorie gewürdigt worden.

2015 war Dusan David Parizeks Akademietheater-Uraufführung „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz zur besten deutschsprachige Aufführung gekürt worden. Heute konnte der tschechische Regisseur den Nestroy-Preis für die beste Regie entgegennehmen. Gewürdigt wurde seine Inszenierung von „Vor Sonnenaufgang“ von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann im Akademietheater.

Standing Ovations für Peter Handke

Den Nestroy für sein Lebenswerk nahm Peter Handke aus den Händen von Klaus Maria Brandauer entgegen, der seine Laudatio mit Handkes „Satzbiografie“ begann und so schloss: „Du bist ein Unvergleichlicher. Und manchmal sind deine Texte einfach zu groß für das Theater. Aber von Dauer!“ Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) stellte sich mit einer Laudatio ein.

Klaus Maria Brandauer und Peter Handke

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Handke (r.) bekam den Nestroy von Brandauer übergeben

Handke, der am 6. Dezember seinen 76. Geburtstag feiert, war 2011 für sein Stück „Immer noch Sturm“ bereits mit dem Nestroy-Autorenpreis ausgezeichnet worden. Der in Paris lebende österreichische Dichter wurde mit stehenden Ovationen gefeiert, hielt eine launige Rede und meinte: „Ich habe was zu geben. Das war immer meine Grundhaltung im Leben.“ Er plädierte für die Rückbesinnung des Theaters auf jene Dinge, die es auszeichne: Sprache, Konfrontation, Rhythmus.

Ehrung für Karin Kathrein

Geehrt wurde auch die Kulturjournalistin Karin Kathrein (80). Sie legt nach 19 Jahren den Vorsitz der Nestroy-Jury zurück und erhielt zum Abschied einen Ehren-Nestroy-Preis sowie lang anhaltende Standing Ovations.

Zum bereits 19. Mal wurden die besten Leistungen der vergangenen Theatersaison in Österreich sowie die beste Aufführung im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Durch den Abend führten Maria Happel, Viktor Gernot und Peter Fässlacher. Für das Buch zeichnete Nicolaus Hagg verantwortlich.

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