Orthopäden warnen vor „Smartphone-Nacken“

Mehr als zwei Stunden täglich haben junge Menschen durchschnittlich ihr Smartphone oder Tablet im Einsatz. Vor allem die Hals- und Nackenmuskulatur kann bleibende Schäden davontragen, warnen Orthopäden.

Die „digitale Lähmung“ gilt als aktuelles Schlagwort in der Orthopädie. Vor allem beim „Texten“ nimmt man meist eine Haltung ein, bei der „die Halswirbelsäule in ihren Bändern drinnen hängt“, erläuterte Ronald Dorotka, Präsident des Berufsverbandes der Orthopäden vor Medienvertretern. Komme Bewegungsarmut zur Fehlhaltung dazu, bedeute das „Alarm für die Rückengesundheit“. Der „Smartphone-Nacken“ kann bis zum Bandscheibenvorfall führen.

Die Anteflexionshaltung. Die Smartphone-Userin beugt den Kopf um 45 Grad nach vor, um Apps zu nutzen

Orthopädisches Spital Speising / Herrmann

Die typische Smartphone-Pose ist besonders schädlich

Untrainierte und Übergewichtige gefährdet

Für Orthopäden wären Haltungsprobleme beim Nachwuchs nicht neu, so der Spezialist. „Schulkopfschmerzen“ durch langes Sitzen an flachen Tischen etwa beobachte man schon lange - mittlerweile betrifft das auch alle, die viel am Schreibtisch sitzen. Nun kommen spezielle Haltungsschäden durch die neuen portablen Medien hinzu. Schräge Arbeitsflächen und gezielte Gegenbewegungen könnten grundsätzlich derartige Erkrankungen vorbeugen und Schmerzen und Abnutzungserscheinungen entgegenwirken. Untrainierte und Übergewichtige sind besonders gefährdet.

Eine ergonomische Alternative ist diese „Kutscherhaltung“.

Orthopädisches Spital Speising / Herrmann

In dieser Haltung werden Hals und Nacken entlastet

Der Experte plädierte für angepasste Tische für die Jüngsten und vor allem regelmäßige Bewegung für den Nachwuchs. „Für uns Orthopäden kann es nicht genug Turnstunden geben“, sagte Dorotka. Welcher Sport betrieben wird, sei dabei eher Nebensache, Hauptsache, man bewegt sich. Besonders geeignet wären aber etwa Klettern in der Halle und Schwimmen. Ohne Stärkung des Hals- und Nackenbereichs können unwiderrufliche Schäden entstehen. Erste Symptome sind oft eingeschlafene, kribbelnde Hände bzw. Finger.

„Smartphone-Pose“ belastet mal zehn

Um die zwei Kilo wiegt ein durchschnittlicher menschlicher Kopf. Wird dieser über längere Zeit in typischer beidhändiger „Smartphone-Pose“ nach vorne geneigt, kann eine Belastung der Halswirbelsäule von bis zu einem Zehnfachen entstehen und zu Nackenverspannungen und -schmerzen und letztlich auch Kopf- und Rückenweh führen. Mittlerweile sind alle Altersgruppen betroffen, bei Älteren mit bestehenden Abnutzungserscheinungen können Vorbeugung, einfache Übungen und Lockerung besonders zielführend sein. Sonst kann es zu bleibenden Strukturbeschwerden bis hin zu Bandscheibenproblemen kommen.

„Smartphone-Nacken“ als neue Krankheit

Das Smartphone liegt fast immer in der Hand und das sorgt für zunehmende Probleme. Orthopäden warnen nun vor dem Smartphone-Nacken.

Die Be- und Überlastung gipfelt immer häufiger in einer chronischen Reizung, das Resultat sind Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen. Bewegungsarmut und Abwesenheit von Sonnenlicht wirken nicht selten als Verstärker, denn sie hemmen die Entwicklung von harten Knochen und damit einer natürlichen Widerstandskraft. Die neuen „Kinder“-Krankheiten betreffen immer mehr Menschen aller Altersklassen, Tendenz steigend.

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