Bilder von „1918-Fotograf“ Hauffe aufgetaucht

Richard Hauffe war einer der bedeutendsten Fotoreporter in den Anfangsjahren der Ersten Republik. Nun sind durch die Ausstellung „Die erkämpfte Republik“ im Wien Museum bisher unbekannte Bilder des Wiener Fotografen aufgetaucht.

Hauffes einzige noch lebende Enkeltochter meldete sich aufgrund der Berichterstattung über die Schau, bei der Hauffes Werk im Mittelpunkt steht, bei Ausstellungskurator Anton Holzer, der das Werk des Fotografen ausführlich erforscht hatte. Die 77-jährige Wienerin konnte ihm neben zahlreichen Familienfotos auch eine Reihe von Frühwerken des Reporters vorlegen, wie Holzer am Dienstag mitteilte.

Erstmals Porträts des Fotografen

Außerdem liegen nun erstmals Porträts des Fotografen vor, dessen Aussehen der Forschung bisher unbekannt war. „Neu und interessant ist, dass Hauffe bereits lange vor seiner Zeit als selbstständiger Fotograf Erfahrungen im Pressebereich sammeln konnte. So finden sich in der Familiensammlung zahlreiche Fotos, die wichtige öffentliche Ereignisse zeigen. U. a. fotografierte er seit der Wende zum 20. Jahrhundert immer wieder Kaiser Franz Joseph“, so Holzer.

Rätsel um jähen Erfolg gelöst

Doch warum stammen die ersten identifizierbaren Aufnahmen Hauffes erst vom November 1918? Historiker Holzer fand auf einigen der nun aufgetauchten älteren Bilder den Stempel der damals größten österreichischen Fotoagentur R. Lechner (Wilhelm Müller) - ein Hinweis darauf, dass Hauffe für diese Firma gearbeitet hatte. Die Agentur Lechner gab nämlich die Namen ihrer Mitarbeiter nicht an die Medien, denen sie Bilder lieferte, weiter.

Das erkläre auch, wieso Hauffe, der nach Recherchen des Historikers genau am Tag der Ausrufung der Republik (am 12. November 1918) als selbstständiger Fotojournalist zu arbeiten begann, „von Anfang an höchst erfolgreich war“, so Holzer. „Die bekanntesten Bilder der Ausrufung der Republik und der Umbruchszeit 1918/19 stammen von ihm. Er konnte offenbar seine Erfahrungen, die er jahrelang als fotografischer Zuarbeiter für die Agentur Lechner gewinnen konnte, erfolgreich nutzen und umsetzen“, so der Fotohistoriker. Auch in den 1920er Jahren sei Hauffe einer der bedeutendsten Wiener Fotojournalisten gewesen.

Ausstellungs- und Literaturhinweis

Die Ausstellung „Die erkämpfte Republik - 1918/19 in Fotografien“ ist bis 3. Februar im Wien Museum zu sehen. Ausstellungskatalog: Anton Holzer: Die erkämpfte Republik - 1918/19 in Fotografien. Residenz Verlag, Wien, 208 Seiten, 25 Euro.

Passionierter Radfahrer

Hauffe wurde 1878 als Sohn eines Drechslermeisters in Wien geboren. Er erlernte den Beruf des Buchbinders, folgte aber schon in jungen Jahren seiner Passion für die Fotografie. 1902 heiratete er Maria Kornher aus Mähren, die in Wien eine Federnschmückerwerkstatt mit mehreren Angestellten betrieb, wo etwa Dekorationen für Hüte hergestellt wurden. 1903 wurde die Tochter Josefa geboren, die bereits im Kleinkindalter starb. 1905 kam Sohn Karl auf die Welt.

Ende der 1920er Jahre erkrankte Hauffe an einer Herzbeutelentzündung, durch die er nach mehreren Jahren der Bettlägerigkeit 1933 im Alter von nur 55 Jahren verstarb. Die Krankheit war die Folge einer schweren Erkältung, die sich der passionierte Radfahrer bei einem Radausflug zugezogen hatte.

Link: