Ex-AKH-Arzt angeklagt: OP für 20.000 Euro

Ein früherer Oberarzt des AKH steht wegen Vorteilsnahme in Wien vor Gericht. Er soll einem Patienten für 20.000 Euro in Aussicht gestellt haben, auf die Lungentransplantationsliste im AKH zu kommen - was der Arzt bestreitet.

Die Familie eines heute 68 Jahre alten Griechen hatte sich im Herbst 2015 wegen dessen Lungenkrankheit an das AKH in Wien gewandt. Die Telefonzentrale stellte den Anruf zum Angeklagten durch, der dem verzweifelten Mann eine Behandlung in seiner eigenen Praxis anbot. Die Familie kam nach Wien, der Kranke ließ sich von dem Arzt behandeln. Er habe sich intensiv um den Patienten gekümmert, mit Lungen-Spezialisten am AKH ausführlich gesprochen und anhand von CT-Bildern und Laborbefunden den Fall diskutiert, so der Angeklagte.

AKH Operation

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Für den Patienten ist die Angelegenheit gut ausgegangen

Der Angeklagte und sein Verteidiger Werner Tomanek stellten nicht in Abrede, dass 20.000 Euro bezahlt wurden. Dabei habe es sich aber um eine Akontozahlung für die tatsächlich erfolgte Behandlung bzw. einen Kostenvorschuss gehandelt. Von einer Lungen-Transplantation sei nie die Rede gewesen. „Er kann das nicht, macht das nicht und hat das auch nicht notwendig“, meinte Verteidiger Tomanek über seinen Mandanten.

Insgesamt sollen 40.000 Euro gefordert worden sein

Als „Schwachsinn“ bezeichnete der Sohn des Patienten vor Gericht die Verantwortung des Arztes. Dieser habe sich um seinen Vater „gar nicht gekümmert“. An das AKH habe er sich gewandt, weil es ihm für eine Lungentransplantation empfohlen worden sei, sagte der Sohn, der in Tirol studiert hatte und daher sehr gut Deutsch spricht. Der Angeklagte habe ihm empfohlen, „so schnell wie möglich nach Wien zu kommen, um sich die Situation anzuschauen“.

Im September 2015 übernahm der Angeklagte die Behandlung, viel sei aber nicht passiert, so der Zeuge. Ein anderer Patient, ein „guter Freund“ des Angeklagten, soll seinen Vater angesprochen haben, er wisse, wie man zu einer Lunge kommt. Dieser Patient, ein pensionierter Fliesenleger, wurde als Beitragstäter mitangeklagt. Er soll dem Arzt sein Konto zur Verfügung gestellt haben, auf das die griechische Familie laut Anklage die zunächst geforderten 20.000 Euro überwies.

Der Arzt und dessen mitbeschuldigter Bekannter hätten ihm erklärt, „dass gefüttert werden muss, dass man schnell zu einer Operation kommt“, schilderte der Zeuge. Danach habe der Zweitangeklagte weitere 20.000 Euro gefordert, „damit motiviert wird“, so der 39-Jährige. „Die nächste Lunge ist für deinen Vater“, habe es geheißen. Der mittlerweile suspendierte Arzt habe ihm nie gesagt, „dass er nicht der richtige für diese Fälle ist“, betonte der Zeuge mit Blick auf den Angeklagten abschließend.

Ex-AKH-Arzt wegen Bestechung vor Gericht

Ein Ex-AKH-Arzt soll einen Patienten für 40.000 Euro auf der Lungentransplantationsliste vorgereiht haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Arzthonorar oder Bestechungsgeld?

Die Anklage geht davon aus, dass der Arzt seinem Patienten versprach, er werde ihn für 20.000 Euro im AKH auf die Liste für Lungentransplantationen setzen lassen. Dabei war der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Pulmologie gar nicht auf der Abteilung für Thoraxchirurgie tätig, wie deren Leiter Walter Klepetko jetzt vor Gericht betonte. Es habe sich um eine „Aktion einer Einzelperson, die mit unserem Team nichts zu tun gehabt hat“ gehandelt. Das Vorgehen des Kollegen sei „absolut unüblich“ und habe für das AKH „eine massive Diskreditierung gebracht“.

Fest steht, dass sich das Befinden des Patienten im November 2015 derart verschlechterte, dass er ins AKH eingeliefert und auf der Intensivstation behandelt werden musste. Erst zu diesem Zeitpunkt erlangte die Abteilung für Thoraxchirurgie von dem griechischen Patienten Kenntnis, wo nach einigem Abwägen und völlig losgelöst vom angeklagten Arzt tatsächlich eine Lungentransplantation durchgeführt wurde, die erfolgreich verlief.

Familie berichtete Seelsorger von Vorgängen

Dass der beschuldigte ehemalige Oberarzt privat Geld kassiert hatte, wurde über einen im AKH tätigen Seelsorger bekannt, der Griechisch spricht und dem die betroffene Familie von den Vorgängen berichtet hatte. Seitens des AKH wurde umgehend reagiert, wie Klepekto unterstrich. Der Verdächtige wurde außer Dienst gestellt, der Sachverhalt zur Anzeige gebracht. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt (WKStA) machte den Fall schließlich gerichtsanhängig. Die Verhandlung wird im Jänner fortgesetzt.