Polizei auf den Spuren von „CSI Miami“

Im Winter steigt die Zahl der Dämmerungseinbrüche. Die Tatortgruppe der Wiener Polizei spielt eine wichtige Rolle bei der Tätersuche. Vergleiche zu US-Serien fallen zwar häufig, so schnell wie in „CSI Miami“ geht es aber nicht.

Kurz nach 8.00 Uhr wird die Tatortgruppe der Landespolizeidirektion Wien in die Leibenfrostgasse auf der Wieden gerufen. In ein Wiener Wirtshaus wurde in der Nacht eingebrochen. Der Wirt hat die Polizei gerufen: „Ich war gerade am Weg in die Arbeit, da hat mich meine Putzfrau, die immer um viertel sieben kommt, angerufen und gesagt: Sie haben schon wieder eingebrochen. Und gleich in der U-Bahn hab ich die Polizei angerufen und gesagt, bitte schaut einmal vorbei“, sagt Franz Buchecker, der Lokalbesitzer.

Antike Handkassa zerstört

Zunächst sichern zwei Streifenbeamte den Tatort, dann rückt die Tatortgruppe an. Der erste Schritt ist die Kontaktaufnahme mit dem Einbruchsopfer. „Grüß Gott“, sagt Revierinspektor Johann Blüml, als er den Tatort betritt. Schon dreimal wurde in den letzten eineinhalb Jahren in das Lokal von Franz Buchecker eingebrochen. „Ich war schon einmal da“, erinnert sich Blüml, „das letzte Mal sind sie über das Fenster reingekommen.“

Diesmal sind die Täter offenbar über eine Türe zum angrenzenden Wohnhaus in das Wirtshaus eingedrungen. Weggekommen sind die Handkassa und die Zigaretten. Besonders tragisch für den Wirtshauschef: Die 80 Jahre alte Kassa, die auf der Budel gestanden ist, hat den Einbruch nicht überstanden: „Was wirklich ärgerlich ist, die haben sie im Zorn kaputt gemacht.“

Tatortermittler

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Der Wirt trauert vor allem um die Handkassa - die bringt aber Beweise

Hände einstecken

Die Tatortermittler gehen dann Schritt für Schritt vor. „Im Parterre vom Wohnhaus ist die Tür aufgebrochen worden, da ist die Täterschaft reingekommen. Und von dort gehen wir weg“, erklärt Blüml. Gemeinsam mit Buchecker begutachten sie das gesamte Lokal, verfolgen den Weg der Einbrecher und klären ab, ob sonst noch etwas weggekommen ist. Wichtig sei dabei, dass der Tatort nicht verunreinigt wird, sagt Blüml: „Ich sag da immer, bitte die Hände einstecken, weil jeder, der betroffen ist, hat die Angewohnheit, sofort dort hinzugreifen.“

Nach dem Rundgang mit dem Besitzer sichern die Spezialisten die Spuren. Während bei der Einstiegsstelle keine Fingerabdrücke gefunden werden, gibt es Hinweise am Fluchtweg: „Hinten im Schanigarten hat die Täterschaft sich wahrscheinlich einen Fluchtweg vorbereitet und hat da die Tür aufgesperrt - da haben wir einen DNA-Abrieb gemacht.“ Auch an der 80 Jahre alten Kassa können Beweise gesichert werden.

Tatortermittler

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Während die Ermittler arbeiten, wird in der Küche das Mittagsmenü zubereitet

Vergleiche zu US-Serien

Die Werkzeuge sind Fans von amerikanischen Krimiserien wohl bekannt - mit Wattestäbchen und Pinsel werden Spuren gesichert. Die Ermittler tragen Mundschutz und Handschuhe, damit der Tatort nicht kontaminiert wird. Vergleiche zu Krimiserien kommen zwar schnell auf, aber davon ist man bei „CSI Wien“ noch ein Stück weit entfernt, lacht Blüml: „Das ist teilweise schon noch Zukunftsmusik. Das Highlight ist immer: Bei uns dauert es ein bisschen länger als eine dreiviertel Stunde, bis wir etwas aufgeklärt haben.“

Alleine im Vorjahr wurde 5.484-mal in privaten Wohnraum eingebrochen: Ein deutlicher Rückgang zu 2016, da waren es noch 6.179. Damit der Fall in der Leibenfrostgasse gelöst wird, müssen erstmal die Spuren ausgewertet werden. Der Betrieb im Lokal läuft inzwischen weiter. Zu Mittag sollen die Gäste wieder bedient werden.

Matthias Lang, wien.ORF.at

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