„Jedermann (reloaded)“ spielte 68.500 Euro ein

Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes im Stephansdom: Philipp Hochmair hat am Freitagabend mit seiner Band „Die Elektrohand Gottes“ seine Version des „Jedermann“ gebracht. Der Reinerlös der Benefizshow: 68.449 Euro.

Für einen guten Zweck holten die Organisatoren des Life Ball und die katholische Kirche Hochmair und seine Band mit dem Stück „Jedermann (reloaded)“ am Vorabend des Welt-Aids-Tages in den Dom. Die Schauspielerinnen Ulrike Beimpold, Sunnyi Melles, Erni Mangold, Konstanze Breitebner und das Nachwuchstalent Siya Urbanitsch-Schlacher - der Achtjährige spielte bereits beim Musical „Bodyguard“ - unterstützten Hochmair tatkräftig und verzichteten auf ihre Gagen.

Das Publikum dankte es den Darstellerinnen und Darstellern mit Standing Ovations. Unter den Gästen waren Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

„Aids geht Jedermann an“

Unter Elektrobeats und Rocksounds wurde das 100 Jahre alte Mysterienspiel von Hugo von Hofmannsthal zwei Stunden lang in ein vielstimmiges Sprechkonzert von heute verwandelt. Der „Jedermann“ im Stephansdom zum Welt-Aids-Tag sei früher undenkbar gewesen, sagte Gery Keszler vor Beginn der Vorstellung. Doch jetzt finde es in dem „weltweit einzigen Rahmen“ statt, so der Life-Ball-Organisator. „Aids geht Jedermann an.“

Die Einnahmen des Events kommen dem „Brotherhood of Blessed Gerard“-Malteser-Aids-Hospiz in der südafrikanischen Region KwaZulu-Natal zugute. Denn aufgrund von Lieferschwierigkeiten droht der Nachschub an lebenswichtigen HIV-Medikamenten für die in dem Hospiz versorgten Patienten zu versiegen. Kardinal Christoph Schönborn bat Keszler um Hilfe, und innerhalb eines Tages war die Idee zum „Jedermann (reloaded)“ im Dom geboren.

„Unglück und Ungerechtigkeit“

„Unglück und Ungerechtigkeit auszugleichen, das geht nur mir vereinten Kräften“, sagte Keszler, der Pater Gerhard Lagleder einen Scheck in vorläufiger Höhe von 68.449 Euro überreichte. Hinzu kommen Spenden des Pharmakonzerns Gilead und das Geld aus den aufgestellten Spendenboxen. Die Kosten für einen Patienten in dem südafrikanischen Hospiz belaufen sich auf 93 Euro im Monat, deshalb wurden für die Sitzplatzkarte der höchsten Kategorie im Dom 93 Euro verlangt. Rund 750 Betroffene werden in dem Hospiz betreut.

Möglichkeit zum Spenden

Das Spendenkonto für „Brotherhood of Blessed Gerard“-Malteser-AIDS-Hospiz lautet: IBAN: AT151936000454430025, BIC: INGBATWW

Hochmair: „Win-win-Situation“

Hochmair war selbst Ministrant in Ottakring, erzählte er am Freitag im Ö3-Interview. Bedenken im Vorfeld kann der Schauspieler wenig abgewinnen. Weder werde er sich ausziehen noch „extra laut“ sein, beteuerte er. Vielmehr sei es eine „Win-win-Situation - der Dom und die Musik und das Stück, der Text und die Situation, die Atmosphäre werden verschmelzen und werden das Ganze noch verschönern und verbessern“.

Philipp Hochmair Jedermann

APA/Barbara Gindl

Im Sommer sprang Hochmair als Jedermann in der „klassischen“ Version ein

Hochmair hatte im August bei den Salzburger Festspielen nach der plötzlichen Erkrankung von Tobias Moretti an mehreren Abenden die Rolle des Jedermann übernommen. Sein Einspringen habe seine Karriere sehr befeuert: „Ich bin in eine neue Galaxie vorgedrungen. (...) Über den Domplatz hat sich das Leben jetzt noch einmal dynamisiert“, sagte Hochmair gegenüber Ö3. Ohne seinen Karrieresprung wäre das Theaterevent im Stephansdom vermutlich nicht zustande gekommen, mutmaßt Hochmair. „Wo sind wir hier, wer sind wir hier“, das seien nun die wichtigen Fragen.

CD zum Stück präsentiert

Hochmairs Auftritte am Domplatz der Mozartstadt wurden heftig bejubelt. 2013 war seine Rockversion des Werkes namens „Jedermann (reloaded)“ für das Young Directors Project in Salzburg entstanden. Er tourte damit in fast allen Rollen und in einer freieren Textversion durch die Lande. Vor der Aufführung Freitagabend im Dom hatte Hochmair die CD zum Stück präsentiert.

Philipp Hochmair Jedermann

APA/Barbara Gindl

Hochmair führte seine Jedermann-Interpretation erstmals 2013 auf

Im Vorjahr war am Welt-Aids-Tag bereits ein konfessionsübergreifender Gedenkgottesdienst samt Aufführung des „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart im Wiener Stephansdom abgehalten worden. Schönborn und Keszler hatten gemeinsam zu dem Gedenken für die bis dahin mehr als 35 Millionen Aids-Toten weltweit geladen - mehr dazu in Schönborn und Keszler gedenken Aids-Verstorbener (religion.ORF.at).

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