Polizei räumte besetztes Haus in Ottakring

Die Polizei hat am Freitag ein besetztes Haus in Ottakring geräumt. Zu Mittag wurden die auf dem Dach des Hauses befindlichen Aktivisten mittels Drehleitergondel von Beamten auf den Boden gebracht. Widerstand gab es nicht.

In der Früh wurden die Besetzerinnen und Besetzer von der Polizei aufgefordert, das Haus freiwillig zu verlassen, doch das Ultimatum verstrich. Stattdessen kletterten sechs von ihnen auf das Dach des zweistöckigen Gebäudes. Am Vormittag begannen Beamte der Spezialeinheit WEGA mit der Räumung. Die insgesamt 17 Hausbesetzer und - besetzerinnen wurden aus dem Gebäude gebracht. Die Polizei war mit mehr als 100 Beamten samt Panzer und Hubschrauber im Einsatz.

Verkehrssperre am Nachmittag aufgehoben

Um ein „ungestörtes Handeln der eingesetzten Polizeikräfte zu ermöglichen und Gefährdungen von Zivilpersonen zu vermeiden“, wurde rund um das Haus eine Sperre für den öffentlichen und den Individualverkehr verhängt. Davon war unter anderem die Straßenbahnlinie 2 betroffen.

Nach der Räumung wurde die Sperre der Neulerchenfelder Straße am Freitagnachmittag aufgehoben. Der Bereich um den Einsatzort „ist für den Fußgängerverkehr wieder freigegeben“, schrieb die Polizei auf Twitter. Auch die Straßenbahn konnte kurz darauf an der betroffenen Stelle beim Brunnenmarkt wieder durchgängig fahren. Auf der zuvor kurzgeführten Linie 2 kam es jedoch noch zu unterschiedlichen Intervallen, twitterten die Wiener Linien.

Transparente entrollt

Zu Beginn des Einsatzes wurden Verordnungen verlesen und Autos vor dem Platz entfernt, damit die Feuerwehr ihn sichern konnte. „Die Verordnung (zur freiwilligen Auflösung, Anm.) wurde zweimal kundgetan“, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Die Einsatzkräfte platzierten ein Sprungkissen vor dem Haus.

Am Mittwoch hatten die Aktivisten Transparente entrollt, auf denen sie unter anderem forderten, dass „leer stehende Gebäude keine Spekulationsobjekte darstellen oder gar dem Erdboden gleichgemacht werden sollten, um schwer leistbaren Wohnungsbauten, Büros oder Einkaufszentren Platz zu machen“.

Polizei räumt besetztes Haus in Ottakring

Die WEGA räumte ein besetztes Haus in Ottakring. Die Besetzer wollten auf hohe Mieten und Immobilienspekulation aufmerksam machen.

„Mehrere Dialogversuche gescheitert“

„Nachdem mehrere Versuche, mit den Besetzern in Dialog zu treten, gescheitert waren, wurde die Auflösung der Besetzung verordnet“, so die Polizei. Die Hausbesetzerinnen und -besetzer hatten ein Ultimatum, bis 9.45 Uhr freiwillig zu gehen, verstreichen lassen.

Vor den Polizeiabsperrungen fanden sich Sympathisanten ein, die gemeinsam mit den Besetzern auf dem Dach und den vor dem Haus postierten Aktivisten Parolen skandierten: „Häuser denen, die drin wohnen“ und „Anstatt zu räumen könnt Ihr bitte renovieren“.

Günstigeres Wohnen gefordert

Der Eigentümer hatte bei der Polizei beantragt, die Aktion zu beenden. Er will das Haus abreißen lassen. Das wollten die Aktivistinnen und Aktivisten verhindern. Sie fordern günstigen Wohnraum und dass günstige Altbauten erhalten bleiben. Das Haus ist seit rund einem Jahr ungenutzt. Die ehemalige Druckerei im Herzen von Ottakring steht seit dem Konkurs leer.

In Wien kommt es immer wieder zu Besetzungen alter, nicht mehr bewohnter Häuser durch meist linke Aktivisten. Für Aufsehen sorgte die Räumung der „Pizzeria Anarchia“ 2014. Damals waren fast 1.500 Beamte im Einsatz - mehr dazu in „Pizzeria Anarchia“: Räumung um 870.000 Euro.

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