Niederwasser: Ebbe für Wirtschaft und Umwelt

Teure Trockenheit: Der billigste Transportweg für Rohstoffe und schwere Waren ist der Wasserweg. Doch die extreme Trockenheit der letzten Monate hat Folgen für Betriebe, die Güter auf der Donau verschiffen, und die Wiener Häfen.

Der Wasserstand der Donau ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Immer wieder liegt Flusskies im Trockenen. Die Schiffe können oft nur zur Hälfte beladen werden, weil sie sonst aufsitzen. Manche Unternehmen weichen auf die Straße oder Schiene aus.

Spediteure mit 44 Prozent weniger Ladung

Norbert Baumann, Geschäftsführer von Danu Transport, beschäftigt sich seit 36 Jahren mit der Binnenschifffahrt und spricht gegenüber dem ORF-Magazin „Eco“ von einer „sehr, sehr schwierigen Situation“: „Wir haben seit exakt vier Monaten Niederwasser. Und das bedeutet zur Zeit, wenn man jetzt den November heraus nimmt, fast 44 Prozent weniger Ladung. Wir sind mit Niederwasser gepeinigt. Wir können weniger Ladung aufnehmen. Das Personal ist gefordert, es muss die Sicherheitstechnik und alles eingehalten werden.“

Niederwasser Transportschiff

ORF

Auf der Donau fahren wegen des niedrigen Wasserpegels wenige Frachtschiffe

Auch im Wiener Hafen Freudenau ist der Umschlag vom Wasser, so heißt es, wenn Güter den Transportweg wechseln, weniger geworden. Spediteure, die sich auf die Wasserfracht spezialisiert haben, müssen die Güter ihrer Kunden auf trockenen Wegen transportieren.

Sendungshinweis:
„Niedrigwasser auf der Donau schadet der Wirtschaft“: ECO, Donnerstag, 6. Dezember 2018, 22.30 Uhr, ORF 2 und danach in der ORF-TvThek

„Es gibt natürlich Ware, die zu anderen Verkehrsträgern abwandert, das ist für uns alle, die auf der Donau oder auf der Binnenwasserstraße tätig sind, sehr unangenehm, weil Ware, die einmal abgewandert ist, wieder zurück zu bekommen, ist doppelt schwer“, berichtet Dieter Illmayer, Geschäftsführer von Panta Rhei. Das niederösterreichische Speditionsunternehmen, das im Massengutbereich tätig ist, hat mittlerweile die Transportkombination Seeschiff-Binnenschiff ersetzt durch Seeschiff-Bahn und Seeschiff-Lkw.

Niederwasser

ORF

Der Wasserstand der Donau ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr

170 Lkw-Ladungen Sand auf einem Schiff

Für den Hafen Wien, der im Eigentum der Wien Holding ist, macht das Be- und Entladen von Schiffen nur zehn Prozent des Tagesgeschäftes aus. Der Hafen ist vor allem eine Drehscheibe für Bahn und Lkw geworden. „Für den Hafen Wien, in Summe, bedeutet das wirtschaftlich nicht unbedingt etwas Schlechtes, ökologisch ist es aber nicht“, sagt Fritz Lehr, Geschäftsführer des Hafen Wien.

Donau-Niederwasser schadet Wiener Hafen

Der wenige Niederschlag führt zu Niederwasser auf der Donau. Das schadet derzeit dem Wiener Hafen, weil Frachtschiffe weniger laden können.

Ein Vergleich: „Bei Sanden kann man ungefähr 170 Lkw-Ladungen mit einem einzigen Schiff im Schubverband transportieren. Man möge sich bitte vorstellen, dass von diesen 1.000 Schiffen, die im Hafen Wien ankommen jedes Jahr, alle mit Lkw durch die Stadt, über die Südosttangente und so weiter fahren würden. Allein diese zusätzliche Verkehrsmenge wäre sicher schädlich, umwelttechnisch, aber auch für die Anrainer und die Wiener Bürger ein größeres Problem“, so Lehr.

Laut Experten könnten 80 Prozent mehr Güter über den Wasserweg geliefert werden. Auch wenn der Transport langsamer vor sich geht, die Vorteile des Kosten- und umweltschonenden Verkehrsweges werden von der Wirtschaft derzeit noch wenig genutzt. Zur Zeit sind es vor allem sogenannte Schüttgüter, die ihren Weg hierzulande über das Wasser finden.

Links: