ATX büßte 2018 knapp ein Fünftel ein

Der österreichische Aktienindex ATX hat am letzten Handelstag des Jahres nach einer verkürzten Sitzung mit 2.745,78 Punkten geschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der ATX damit 674,36 Punkte oder 19,72 Prozent im Minus.

Das Jahreshoch lag Ende Jänner noch mehr als tausend Punkte darüber bei 3.700 Einheiten. Börse-Chef Christoph Boschan ist mit dem Börsenjahr dennoch sehr zufrieden. Das Handelsvolumen ist um vier Milliarden Euro auf rund 70 Milliarden Euro gestiegen. Dass der Leitindex ATX im Jahresverlauf um fast ein Fünftel gefallen ist, findet Boschan im Ö1-„Journal um acht“ wenig dramatisch: „Der Rückgang bewegt sich ganz normal im europäischen Umfeld. Als Anleger muss man sich eine Strategie geben, wo einem solche Kursschwankungen egal sein müssen.“

ATX international in guter Gesellschaft

Zu den Verlierern am Börsenmarkt zählten mit voestalpine, Zumtobel, Semperit, Polytec und Palfinger einige Industriekonzerne. Im ATX stehen die Titel der voestalpine mit einem Jahresverlust von rund 48 Prozent an letzter Stelle. Im breiter gestreuten prime market der Wiener Börse schreiben Polytec und Semperit mit jeweils um die minus 55 Prozent das größte Minus.

Mit seinen Kursverlusten befindet sich der ATX international in guter Gesellschaft. Der deutsche Aktienindex DAX beendet das Jahr um rund 18 Prozent schwächer. Der Euro-Stoxx-50 hält aktuell bei einem Minus von 15 Prozent. In den USA fällt das Minus dagegen etwas geringer aus. Der Dow Jones steht aktuell bei minus sechs Prozent.

Grafik zeigt den ATX-Kurs 2018

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Gewinne von 2017 verpufft

Die Kursgewinne aus der Börsenrallye des Jahres 2017 sind damit jedoch nahezu zur Gänze verpufft. Damals hatten starke Unternehmensbilanzen, die brummende Konjunktur sowie die noch deutlich expansivere Geldpolitik weltweit für klaren Auftrieb auf den Aktienmärkten gesorgt.

Grafik zeigt den ATX-Kurs 2018

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

2018 hat sich das Umfeld jedoch eingetrübt. Allen voran sorgten politische Themen wie der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Unsicherheiten rund um den Brexit und die Sorgen um Italiens Regierung und Budget im Jahresverlauf immer wieder für starke Kursschwankungen auf den Märkten. Hinzu kamen zunehmende Sorgen um eine sich abkühlende Weltkonjunktur. Für 2019 wurden die globalen Wachstumsprognosen nach unten geschraubt. Zudem hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Zinsen in diesem Jahr viermal erhöht und plant im kommenden Jahr weitere Anhebungen.

Börse öffnet für KMUs

Im neuen Jahr wird die Börse ihre Türen für Klein- und Mittelbetriebe öffnen. Für sie soll es damit leichter werden, an Kapital zu kommen. Die Firmen müssen bestimmte Eintrittsbestimmungen erfüllen, allerdings sind diese weniger streng als in der obersten Handelsliga, sagte Boschan in der Zeit im Bild: „Wir werden konkret starten mit über zehn Unternehmen, die Hälfte davon wird auch eine Kapitalaufnahme durchgeführt haben, und wir rechnen mit noch einmal einem Dutzend Neuzugänge pro Jahr dann in der Folge.“ Starten wird dieses neue Börsensegment direct market plus am 21. Jänner.

Durch den Weg zur Börse soll es auch mehr Transparenz in den Unternehmen geben, so der Börse-Chef. Die auch Vorteile bringen soll: „Was sie dafür bekommen, ist eine große Visibilität für ihre Mitarbeiter, für ihre Kunden - übrigens wird die Kreditaufnahme auch billiger, wenn sie transparent am Börsenmarkt gelistet sind. Also die Vorteile überwiegen deutlich.“ Überlegt wird auch, einen eigenen Index dafür zu errichten.

Börsenjahresrückblick

So wie an fast allen Börsen hat sich auch der Index an der Wiener Börse heuer negativ entwickelt. Die Börsenparty ist vorerst einmal vorbei.

Steuererleichterungen gefordert

Für Kleinanleger fordert Boschan einmal mehr steuerliche Erleichterungen: „Hier ist ein ganzes Maßnahmenpaket vorstellbar - von der Senkung der Kapitalertragsteuer (KESt), wenigstens auf den Satz, wie er für die Zinsprodukte gilt, also von 27,5 auf 25 Prozent, über eine teilweise oder jedenfalls sehr weite Steuerbefreiung des Privatanlegers, bis zu einer unbegrenzten Verlustvorschreibung.“ Er hofft, dass dieses Maßnahmenpaket bei der künftigen Steuerreform miteinbezogen wird.

Am kommenden Montag und Dienstag bleibt die Wiener Börse geschlossen. Neu wird 2019, dass an vier Feiertagen, nämlich zu Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen, an der Wiener Börse regulär gehandelt wird.

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