Altwaren spenden für den guten Zweck

Eine alte Jean, zu kleine Skischuhe oder zu viel gekochtes Essen: Vieles kann wieder verwertet oder an Bedürftige gespendet werden. Wien.ORF.at hat sich angesehen, wo Altes abgegeben - und dabei sogar Gutes getan werden kann.

„Nimm zehn, zahl nix“, lautet die Regel im Kostnixladen in Meidling. Alte Sachen können dort gratis abgeliefert sowie bis zu zehn Waren am Tag pro Person ohne Gegenleistung mit nach Hause genommen werden. Das Angebot reicht von Kleidung und Schuhen bis zu Leibstühlen und alten Musikinstrumenten.

„Wir denken den Antikapitalismus nicht nur, sondern leben ihn auch“, so Sarah Kristof, Helferin im Kostnixladen. Ressourcen sollen wieder mehr Wert erlangen, Massenproduktionen sollen eingedämmt und Arbeit soll ohne Geldzwang und aus Eigenwillen geleistet werden, so die Ideen des Teams. „Kein Mensch würde zum Beispiel privat auf die Idee kommen, Überraschungseier zu basteln, außer du wirst dafür bezahlt“, so Georg Stejskal.

Kosten fallen hauptsächlich für Heizholz an, die Räumlichkeiten werden von Stejskal zur Verfügung gestellt. Der Laden hat drei Mal die Woche geöffnet, zumeist bekommen sie mehr Waren gespendet als genommen werden. Das Team zählt etwa zehn freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die angebotenen Waren sind ausschließlich freiwillige Spenden.

Caritas Sammelstelle als Sozialprojekt

Das Prinzip der Wiederverwertung von alten Waren pflegt etwa auch die Caritas. In Wien gibt es 117 Caritas Altkleider-Container, zusätzlich können Spenden auch im Caritas-Secondhand-Laden „Carla“ abgegeben werden. Dort werden Altwaren jeglicher Art, von Gewand bis hin zu Möbeln, gesammelt. Die Spenden werden in akuten Notsituationen gratis an Bedürftige ausgegeben, ansonsten werden sie im Carla-Shop verkauft. Die Einnahmen des Shops kommen sozialen Projekten der Caritas wie etwa Projekten für Langzeitarbeitslose zu Gute.

Absberggasse 27

Caritas Wien

Die Caritas hat 117 Altkleider-Container in Wien aufgestellt

Beschäftigt werden im Carla-Shop primär Menschen in Notsituationen, mit psychischen Erkrankungen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Auch kaufmännische Lehren werden speziell für benachteiligte Jugendliche angeboten. Zusätzlich kann bei niedrigem Einkommen eine Carla Card beantragt werden, mit der man die Second-Hand Waren zu reduzierten Preisen erhält.

Die MA 48 hat mit dem 48er-Tandler in Wien-Margarten ebenfalls eine Altwaren-Sammelstelle eingerichtet. Alle Wiener Mistplätze sind mit einer Tandler-Box zur Abgabe von Altwaren ausgestattet. Alte Bücher, Spiele, Skischuhe oder Haushaltsgeräte können dort und im 48er-Tandler selbst abgegeben werden. Unterstützt werden durch die Einnahmen die Caritas Gruft, das Integrationshaus, das TierQuarTier Wien oder auch der Verein e.motion.

48er Tandler Winterschluss

Christian Houdek

Im 48er-Tandler werden auch alte Ski günstig verkauft

Öffentliche Kühlschränke für Lebensmittel

Für zu viel oder übergebliebenes Essen sowie Nahrungsmittel, die man ansonsten wegschmeißen müsste, gibt es öffentliche Kühlschränke, genannt „Fair-Teiler“, um die Produkte anderen Personen zu kommen zu lassen. Die Idee stammt von der deutschen Initiative „foodsharing“. Jede Person kann hier Lebensmittel reinstellen sowie gratis entnehmen. In Wien gibt es insgesamt 31 Fair-Teiler-Kühlschränke. Auf deren online Plattform wird über den aktuellen Bestand der jeweiligen Kühlschränke informiert - mehr dazu in „Foodsharing“ rund um die Uhr.

Hat man etwa zu viele Bücher im Regal stehen, kann man auch diese sinnvoll anbringen. Das Konzept „offene Bücherschränke“ bietet öffentliche Bücherregale in Wien an. Bücher kann man dort gratis ablagern sowie entnehmen. Auch hier soll der Gedanke einer „sharing economy“ und der Gemeinschaftsgedanke gefördert werden. Bücher werden selten kaputt, meistens aber nur ein Mal gelesen. Das Prinzip lautet „geben und nehmen“.

Offener Bücherschrank in Josefstadt

Verein offene Bücherschränke/Michaela Haider

Bei den offenen Bücherschränken lautet das Prinzip „Geben und Nehmen“

Waren online weiterverkaufen

Der Kleiderkreisel und auch Shpock folgen dem Prinzip des Weiterverkaufens von alten Gegenständen, allerdings wird hier Second-Hand-Ware online verkauft und gekauft. Anbieter und Käufer sind private Personen, Gebühren müssen keine entrichtet werden und den Preis darf man selbst bestimmen. Kleiderkreisel bietet hauptsächlich Produkte im Bereich Mode an, Shpock hingegen vermittelt auch Waren aus den Bereichen Wohnen, Autos oder Bücher.

Auch die Online-Anbieter willhaben, die ebenfalls ohne Gebühren funktioniert, und eBay, wo allerdings auch gewerbliche Produkte angeboten werden, stehen zum Kauf und Verkauf von Altwaren zur Verfügung.

Altkleider-Container unter Kritik

Altkleider-Container stehen immer wieder in der Kritik. Denn ein großer Teil der gespendeten Kleidung landet in Afrika und wird dort verkauft. Einige afrikanische Länder wehren sich jetzt dagegen und wollen den Import von Second Hand Kleidung verbieten - zum Schutz ihrer lokalen Textilwirtschaft - mehr dazu in Wie gut sind Kleiderspenden? (fm4.ORF.at). Die Caritas hat sich bereits vor einigen Jahren vom gewerblichen Kleidersammler Öpula getrennt und kümmert sich nun selbstständig um die Verwertung.

Sofie Hörtler, wien.ORF.at

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