FPÖ will „Erziehungscamps“ für Problemschüler

Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) fordert „Erziehungscamps für gewalttätige Problemschüler“. Deutliche Ablehnung für diesen Vorschlag kommt jedoch von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorzky (SPÖ).

Hintergrund der Diskussion ist die Zahl der Anzeigen wegen Gewaltdelikten in Wiener Schulen. 229 Anzeigen wegen Körperverletzung, zwölf wegen gefährlicher Drohung, beziehungsweise Nötigung und 17 Anzeigen aufgrund sexueller Übergriffe hat es im vergangenen Schuljahr gegeben - mehr dazu in 258 Anzeigen wegen Gewalt an Schulen.

Nepp: Auch Ärzte in „Erziehungscamps“

„Hier wollen wir ansetzen mit Erziehungscamps, wo mit diesen Problemschülern, diesen gewaltbereiten Schülern, gearbeitet wird, mit Sozialpädagogen, mit Therapeuten und auch mit Ärzten“, sagt FPÖ-Vizebürgermeister Nepp gegenüber „Wien heute“.

Wiens Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ)

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Nepp fordert auch „Vorträge seitens der Exekutive“ und „Gefängnisbesuche“

Dazu brauche es auch „Vorträge seitens der Exekutive, Gefängnisbesuche, um den Schülern die Augen zu öffnen, wie ihre Zukunft bei weiterem Fehlverhalten aussehen wird sowie Kurse zur Aggressionsbewältigung“, so Nepp. Auch die Eltern dieser Schüler dürften nicht aus der Verantwortung entlassen werden.

SPÖ: „Klingt wie Bootcamps aus Reality-TV“

Der Vorschlag stößt bei der rot-grünen Stadtregierung auf wenig Zustimmung. „Freundlich gesagt, kann ich den Vorschlag der FPÖ nicht ernste nehmen. Das klingt wie Bootcamps aus dem deutschen Reality-TV. Meiner Meinung nach ist das nicht seriöse Bildungspolitik“, sagt der rote Bildungsstadtrat Czernohorzky.

Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorzky (SPÖ).

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Czernohorzky: „Meiner Meinung nach ist das nicht seriöse Bildungspolitik“

Die Stadt hätte als erste Maßnahme laut dem Bildungsstadtrat bereits die Hotline für Lehrer eingeführt. Die ist nun in die Bildungsdirektion übersiedelt und soll dort als dauerhafte Einrichtung bleiben - mehr dazu in Lehrer-Hotline hat neue Nummer.

Stadt verspricht Schul-Support-Teams

Und es soll laut Czernohorzky weitere Maßnahmen geben. In den kommenden Tagen sollen sogenannte Schul-Support-Teams eingeführt werden, die Lehrer unterstützen. „Der Bürgermeister und ich haben schon im Zuge der Ankündigung der Hotline gesagt, wir wollen auch mehr Unterstützung für die Lehrerinnen und Lehrer durch zusätzliche Schul-support-Teams, durch Schulsozialarbeiter in diesen Support-Teams bereitstellen. Das werden wir auch machen“, sagt Czernohorzky.

Wie diese Schul-Support-Teams genau aussehen sollen, etwa Zusammensetzung oder Aufgabengebiet, ist im Detail noch nicht bekannt. Dem Vernehmen nach sollen sie allerdings bereits ab Februar einsatzbereit sein.

FPÖ: „Erziehungscamps“ für Problemschüler

Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) fordert „Erziehungscamps für gewalttätige Problemschüler“. Die SPÖ lehnt ab.

Gewerkschaft: Bestehendes System ausbauen

„Dass Schüler tatsächlich aus ihrem Umfeld genommen werden, das ist ja wirklich eine Sache, die nur eine ganz minimale Gruppe betreffen könnte. Ich würde dort ansetzen wo man viel erreichen kann, nämlich direkt vor Ort, beziehungsweise die ambulanten Systeme auszubauen“, sagt Thomas Krebs, Vorsitzender Wiener der Pflichtschullehrer, gegenüber „Wien heute“. Es sei dringend notwendig etwas zu tun. Und das bedeute auch, dass „man Geld in die Hand nehmen wird müssen“.

Denn an den Schulen passiere viel und es werde viel erst gar nicht zur Anzeige gebracht. „Wir fordern, dass das Lehramt für Sonderpädagogik wieder eingeführt wird. Auch mit dem Schwerpunkt gerade emotional und sozial benachteiligten Kindern eine besondere Betreuung zu geben. Und wir fordern natürlich neben der Fachausbildung für viele Kolleginnen und Kollegen auch ganz stark und vermehrt den Einsatz von Supportpersonal, das aber wirklich vor Ort und auch verfügbar ist“, so Krebs.

Interview: Thomas Krebs, Lehrergewerkschaft

Die Lehrer-Gewerkschaft fordert mehr Mittel und Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer in Wien.

Zur Lehrer-Hotline meinte Krebs, dass diese bisher nur mäßig in Anspruch genommen werde. „Die Rückmeldungen waren ernüchternd. Die Kolleginnen und Kollegin sind von einer Stelle zur anderen Vermittelt worden. Soforthilfe sieht anders aus. Das war nicht der richtige Lösungsschritt, das war eher eine Placebohandlung“, so Krebs.

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