Derby-Vorfälle: Fanmärsche neu organisiert

Nach den Vorfällen vor dem Wiener Derby im Dezember wird die Polizei in Zukunft Fanmärsche in der bisherigen Form nicht mehr genehmigen. Bei Spielen wird der Zugang zur Generali-Arena von der Tangente her nicht mehr erlaubt.

„Ich habe ersucht, zu prüfen, ob es möglich ist, dass die Vereine derartige Umzüge anmelden, dass die Vereine somit auch die Verantwortung übernehmen und einen eigenen Ordnerdienst zur Verfügung stellen, der dann für die Sicherheit und Ordnung ihrer Fans auch die entsprechende Vorsorge zu treffen hat“, erklärte Polizeipräsident Gerhard Pürstl am Donnerstag nach einem Gespräch mit Rapid-Präsident Michael Krammer gegenüber „Wien heute“.

Auch bei anderen Veranstaltungen sei es üblich, dass es einen eigenen Ordnungsdienst gibt und der Veranstalter die entsprechende Verantwortung trägt, so Pürstl: „Es ist nicht einzusehen, dass es bei einem Fanmarsch anders sein soll.“ „Wir werden uns das aus dem rechtlichen Blickwinkel anschauen“, meinte Krammer, „welche Verantwortung müssen wir als Verein übernehmen, wenn wir das organisieren. Das zweite sind etwa Sicherheitsdienst, Ordnerdienst, da kann ich noch keine endgültige Aussage machen. Aber wir werden alles versuchen, um diese Tradition aufrecht zu erhalten.“

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LPD Wien

Fanmärsche wie im Dezember zum Generali-Arena soll es in dieser Form nicht mehr geben

Rund 1.300 Fans eingekesselt

Sowohl Krammer als auch Pürstl bezeichneten das Gespräch als „sehr konstruktiv“. „Der Herr Präsident hat sich ganz klar namens Rapid von jeglicher Gewalt, von Böllern und von illegaler Pyrotechnik distanziert und hat zugesagt, vereinsintern alles zu unternehmen, um diese Erscheinungen auch in Hinkunft hintan zu halten“, so Pürstl.

Unmittelbar nach den Vorfällen im Dezember hatte Krammer den Polizeinsatz scharf kritisiert und „keine Verhältnismäßigkeit“ gesehen. Rund 700 der 1.300 eingekesselten Rapid-Fans haben sich nach dem Polizeieinsatz bei der Rechtshilfe Rapid gemeldet, Beschwerden werden geprüft - mehr dazu in Rapid-Kritik an Polizei-Einsatz und Derby: Rapidfans wollen sich wehren.

„Wir als Verein können da gar nichts unterstützen. Die Rechtshilfe ist ein eigenständiger Verein, der Betroffene, die Vorkommnisse beanstanden wollen, unterstützt. Wir als Verein tun das nicht“, meinte Krammer zu möglichen rechtlichen Beschwerden der Fans. „Die Beschwerden stehen jedem zu, ich sehe das sehr gelassen. Ich denke, es gibt sehr gute Argumente, warum der Einsatz der Polizei in dieser Form durchgeführt wurde“, sagte Pürstl.

Derby-Vorfall: Keine Fanmärsche

Nach den Vorfällen beim Wiener Derby werden Fanmärsche in der bisherigen Form nicht mehr genehmigt.

Geänderter Zugang zur Generali-Arena

Am Donnerstag wurde auch bekannt, dass es bei Fußballspielen zur Generali-Arena einen anderen Zugang von der Süd-Ost-Tangente her geben wird. Von der Brücke über der A23 waren ja Gegenstände auf die Fahrbahn geworfen worden. „Der Zugang über diese Brücke ist nicht ideal und wird von uns in Hinkunft nicht mehr genehmigt werden“, meinte Pürstl. Mit der Stadt Wien und der ASFINAG werden die Gespräche über eine andere bauliche Lösung für den besseren Zugang zur Generali-Arena in diesem Bereich gesucht.

Die Polizei sei „für Gespräche immer offen“, einen weiteren Termin gibt es vorerst aber nicht. „Durch Reden kommen die Leute zusammen, aber eines ist ganz klar: Wenn Worte nicht mehr nützen, müssen wir das tun, was von uns erwartet wird - für Ruhe, Ordnung und Sicherheit sorgen, auch wenn das mit Befehl und Zwangsgewalt durchgesetzt werden muss“, so Pürstl.

Einen Strategiewechsel der Polizei sieht Pürstl durch den Einsatz aber nicht: „Die Sache ist dieses Mal nur derart eskaliert, dass die Polizei nicht mehr zusehen konnte. Wir konnten keine Toleranz mehr walten lassen und da muss man auch einmal durchgreifen. Das muss man zur Kenntnis nehmen, dass auch das eine Aufgabe der Polizei ist.“