Erste männliche Hebamme: 90 Geburten

In einem typischen Frauenberuf ist in Wien erstmals in Österreich ein Mann tätig: Markus Leich hat als Hebamme im Donauspital schon 90 Mädchen und Buben geholfen, das Licht der Welt zu erblicken.

„Es passt einfach perfekt für mich“, meinte Leich in einem „Wien heute“-Interview. In seiner Berufswahl sieht er sich bisher voll bestätigt: „Eine Geburt ist immer etwas Faszinierendes. Wenn man eine Familie etwa zehn Stunden begleitet, und man sieht nach der Geburt, wie glücklich die Familie ist. Mama weint vielleicht, Papa weint vielleicht, die freudigen Augen, sie schauen ihr Kind das erste Mal an, schauen, welche Haarfarbe es hat, wie groß ist es, was tut es auf der Welt. Das ist schön zu beobachten.“

„Es ist natürlich schon etwas Spezielles, was wir Hebammen natürlich von den Eltern entgegengebracht bekommen: das Vertrauen, dass wir natürlich die ersten sind, die dieses Kind berühren dürfen“, meinte Leich.

„Perfekte Hebamme“ für Kolleginnen

Mit seinen Kolleginnen im Donauspital hat die einzige männliche Hebamme Österreichs keine Probleme: „Ich bin sehr gut integriert, und sie sind froh, dass ich im Team bin.“ Das Kompliment wird zurückgegeben, von Renate Großbichler-Ulrich, Leitende Hebamme im Donauspital: „Im Grunde genommen ist er eine perfekte Hebamme, er hat alles, was eine Hebamme braucht. Er ist eloquent, er ist durchsetzungskräftig, er begleitet gut, er ist liebevoll, wenn es notwendig ist, er ist sorgfältig. Das Einzige ist, er ist ein Mann.“

„Wie wir den Markus aufgenommen haben, haben wir uns gefragt, wie werden Frauen ihn annehmen, wie werden Männer ihn annehmen“, meinte Großbichler-Ulrich, „und das Hochinteressante ist, er wird von allen angenommen, egal von welcher Kulturschicht, egal wo sie herkommen.“

Zu möglichen Vorurteilen gibt es auch für Leich keinen Grund: „Man sagt immer: Wie kann sich ein Mann da hineinversetzen, wenn er nicht weiß, was es heißt, Regelschmerzen zu haben oder schwanger zu werden. Vielleicht ist es gerade das, was es ausmacht: Dass ich mich damit nicht persönlich auskenne, schwanger zu sein, ein Kind auf die Welt zu kriegen, dass ich immer einfühlsam dem Ganzen gegenüber stehe, mit sehr viel Respekt.“

Ausbildung für Männer seit 1995

In seinem Zwölfstundendienst leitet Leich im Durchschnitt zwei Geburten, oft parallel. Der 35-Jährige ist mit vier Geschwistern aufgewachsen und hofft, auch irgendwann seinem eigenen Kind auf die Welt helfen zu dürfen.

Erst seit 1995 sind in Österreich Männer zur Hebammenausbildung zugelassen. Für das Hebammenstudium an der FH Campus Wien bewerben sich pro Jahr 500 Personen, darunter zwei Männer, hieß es vor zwei Jahren. Markus Leich war damals im zweiten Semester, er hatte als erster Mann den schriftlichen Test zu Beginn des Auswahlverfahrens bestanden - mehr dazu in Österreichs erste männliche Hebamme.

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• Hebammenstudium FH Campus Wien