Mord, Liebe und Geheimagenten: Simmel im Kino

Mit insgesamt 35 Romanen zählt der Wiener Johannes Mario Simmel zu den Klassikern der Nachkriegsautoren. Anlässlich seines zehnten Todestages zeigt das Filmarchiv ab heute ausgewählte Verfilmungen im Metro Kinokulturhaus.

Nationalsozialismus und Nachkriegsgesellschaft in Österreich sind wiederkehrende Themen in den Romanen von Simmel. „Es muss nicht immer Kaviar sein“ aus 1960 und „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ aus 1970 zählen zu seinen erfolgreichsten Büchern. Insgesamt 18 seiner Bücher wurden auch verfilmt.

Veranstaltungshinweis

Retrospektive - Joahnnes Mario Simmel und das Kino, 17. Jänner bis 5. Februar, METRO Kinokulturhaus

Zum Auftakt wird am Donnerstag im Literaturmuseum über sein Werk und die damit verbundene Kritik am Nachkriegs-Österreich diskutiert. Bei freiem Eintritt sprechen Literaturwissenschaftler Michael Rohrwasser und Filmhistoriker Christoph Huber unter der Moderation von Kurator Florian Widegger.

Vom Protagonisten Jimmy bis zur Affäre von Nina B.

Nach der Diskussion wird der Film „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ gezeigt. Eine Frau ermordet darin in Wien einen Chemiker und danach sich selbst. Der Sohn des Chemikers reist aus Argentinien an, um den Mord zu klären. Bald ist er allerdings im Milieu von Geheimagenten verwickelt, sein Vater hat nämlich für die Nazis Chemiewaffen hergestellt. Dem Film werden autobiografische Züge Simmels nachgesagt.

Am Freitag steht der Film „Liebe ist nur ein Wort“ auf dem Programm. Der junge Protagonist fängt ein Verhältnis mit einer zehn Jahre älteren Frau an, die die Ehefrau des Kollegen seines Vaters ist. Ein kritischer Film über die sogenannte Oberschicht, Generationsunterschiede und Liebe aus 1971, verfilmt von Alfred Vohrer.

Auch in weiteren Werken zeigt sich der Autor kritisch: In „Nackt - wie Gott sie schuf“ (1958) wendet sich eine Nonne dem Glauben ab und widmet ihre Zeit muskulösen Männern einer Baustelle, „Der Stoff, aus dem die Träume sind“ (1972) handelt von Boulevardmedien oder „Hotel Aldon“ (1951) zeigt das Hotelleben aus der Perspektive der Angestellten.

Vom Chemiker zum Journalisten

Simmel war gelernter Chemiker und hat nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen, als Journalist und Übersetzer zu arbeiten. Sein jüdischer Vater war vor den Nationalsozialisten nach England geflohen. Mit seinem Buch „Es muss nicht immer Kaviar sein“ erzielte er Anfang der 1960er Jahre seinen ersten großen Erfolg, welcher auch als erster seiner Romane verfilmt wurde. Von Kritikern wurde er als Trivialautor degradiert, erst in seinen letzten Jahren konnte er auch diese von seiner Schreibkunst überzeugen.

Dem verstorbenen FPÖ- und BZÖ-Politiker Jörg Haider attestierte er 1992 öffentlich „mörderische und skrupellose Hetze gegen Ausländer“, woraufhin dieser ihm üble Nachrede vorgeworfen hatte und es zu einem gerichtlichen Prozess kam, Simmel wurde freigesprochen. Der Autor verstarb am 1. Jänner 2009 in der Schweiz.

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