Mehrere Rücktritte nach Klima-Wahl

Aus Protest gegen die Bestellung von Sonja Klima zur Nachfolgerin von Elisabeth Gürtler ist der Fachbeirat der Spanischen Hofreitschule geschlossen zurückgetreten. Ex-Minister Martin Bartenstein verließ den Aufsichtsrat.

„Im Hinblick auf die jüngsten Vorgänge kann ich die Entscheidung nicht mittragen und lege mein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung zurück“, zitierte die „Kleine Zeitung“ den früheren ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Er habe bereits am Donnerstag unmittelbar nach der Sitzung Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) davon informiert.

Ein Aufsichtsrat und vier Fachbeiräte weniger

Zuvor war bereits der Fachbeirat der Spanischen Hofreitschule geschlossen zurückgetreten. Es gibt eine klare Reihung aufgrund einer öffentlichen Ausschreibung, der Aufsichtsrat hat sich in der Sitzung am Donnerstag entgegen dieser Reihung für Frau Klima entschieden, sagte Michael Enzinger, Beiratsmitglied und Präsident der Wiener Rechtsanwaltskammer im Ö1-Mittagsjournal. Der Beirat hatte in einem Brief an Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vom 12. Jänner klar betont, dass von den drei Bewerbern nur der Bereiter und administrative Leiter der Reitbahn, Herwig Radnetter, für die Position geeignet ist.

Der Aufsichtsrat habe aber Klima als die beste Entscheidung bezeichnet und das damit begründet, dass Klima in Medienangelegenheiten versiert sei. So sei es ihm berichtet worden, sagte Enzinger. Was Medien betreffe, sei das wohl auch zutreffend, aber weder Klima noch die dritte Bewerberin Ulla Weigerstorfer würden die in der Ausschreibung genannten Kernkompetenzen erfüllen.

Lipizzaner Licht

ORF

Fachbeirat ist verärgert, weil erstgereihter Kandidat übergangen wurde

Kompetenzen Klimas „reichen nicht aus“

Was die betriebswirtschaftliche Kompetenz betreffe, werde diese fast zur Gänze von einem zweiten Geschäftsführer abgedeckt. An erster Stelle stehe aber das gesetzlich festgelegte Ziel, die hohe Schule der Reitkunst zu erhalten. Das sei das Wesen der Hofreitschule, und um das garantieren zu können, müsse man ausreichend Kompetenzen in diesem Bereich haben, sagte Enzinger.

Klima verfüge aber nicht darüber, so Enzinger weiter. Radnetter hingegen sei fast 40 Jahre in dem Bereich tätig, „er kennt die Hofreitschule und die mündlichen Überlieferungen, die dazu führen, dass das Weltkulturerbe auch heute noch so besteht wie vor 450 Jahren“.

Verärgerter Fachbeirat geschlossen zurückgetreten

Enzinger sagte, er sei verärgert, weil die Intention des Ministeriums in eine andere Richtung gegangen sei. Klima sei nicht an der Spitze gereiht gewesen. Enzinger ist sich sicher, dass es Druck aus dem Ministerium gegeben habe, entgegen der Reihung für Klima zu votieren. Hinweise darauf, wer zugunsten Klimas interveniert haben könnte, hat Enzinger eigenen Angaben zufolge aber nicht. Es sei ihm so berichtet worden. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums wollte derartige Gerüchte aber nicht kommentieren.

Vor der Entscheidung hatten sich die Beiratsmitglieder darauf verständigt, nicht jede Entscheidung hinzunehmen. Sie hielten sich daran. Der gesamte Beirat trat aus Protest gegen die Bestellung Klimas geschlossen zurück. Enzinger machte dafür im Ö1-Mittagsjournal „übelsten Postenschacher“ verantwortlich - mehr dazu in Hofreitschule: Übelster Postenschacher (oe1.ORF.at).

Gürtler: „Muss die klassische Reitkunst bewahren“

Eine Leiterin oder ein Leiter der spanischen Hofreitschule muss in erster Line die klassische Reitkunst bewahren und sollte möglichst keine oder wenig Verluste schreiben. Das sagte auch die bisherige Leiterin der Hofreitschule, Gürtler. „Man muss die klassische Reitkunst bewahren. Das steht im Gesetz“, betonte Gürtler. Dazu gehöre, die Rasse der Lipizzaner zu erhalten und die besten Hengste für die Hofreitschule zu bekommen. Und es gehe um die Pflege der klassischen Reiterei.

Elisabeth Gürtler

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Gürtler übernahm die Hofreitschule 2007

Gleichzeitig müsse man den Spagat schaffen, möglichst keine Verluste zu produzieren. „Und das ist uns halbwegs gelungen“, sagte die Hoteliere. Als sie im Dezember 2007 die Hofreitschule übernahm, wurde ihr ein Verlustvortrag von 23 Millionen Euro überlassen. Das seien die seit der Umwandlung im Jahr 2001 in eine Gesellschaft öffentlichen Rechts - noch immer im Besitz des Bundes - angesammelten Schulden gewesen. Das wurde zum weitaus größten Teil abgebaut.

Leitung „kein politischer Job“

Grundvoraussetzung für eine verlustfreie Bilanz seien ausreichend Vorführungen. „Als ich gekommen bin, gab es 36 Vorführungen im Jahr. Nun sind es 90, und wir gehen auch auf Tourneen“, schilderte Gürtler. Die letzte unter ihrer Ägide organisierte Tournee führt die Lipizzaner und ihre Bereiter im Februar nach Abu Dhabi.

Ein politischer Job sei die Leitung der Hofreitschule nicht. „Ich habe meinen Mitarbeitern immer gesagt: Solange wir keine Probleme machen, ist Ruhe. Daher dürfen wir keine großen Verluste schreiben, weil sonst die Politik die Probleme löst. Und das ist schlecht“, sagte Gürtler.

Klima

APA/ Herbert Neubauer

Klima übernimmt die Leitung der Spanischen Hofreitschule

Ministerin gratuliert Klima

Landwirtschaftsministerin Köstinger gratulierte „Sonja Klima und der Spanischen Hofreitschule zu dieser Wahl“. Sie zeigte sich in einer Aussendung erfreut über die „gute und zukunftsorientierte Entscheidung, die der Aufsichtsrat heute getroffen hat“.

Der mit Jahresende 2018 ausgeschiedenen Gürtler sei es gelungen, die Hofreitschule auf einen ökonomisch erfolgreichen Pfad zu bringen und zugleich die hohe Qualität der Reitkunst zu erhalten. Klima werde die Hofreitschule jetzt gemeinsam mit Kogeschäftsführer Erwin Klissenbauer „weiterentwickeln und in eine neue Zeit führen“.

FPÖ: „Nicht für Klima interveniert“

Die FPÖ wies Unterstellungen, wonach „gute Kontakte“ von Sonja Klima zu Philippa Strache eine Rolle für die Bestellung Klimas gespielt hätten, als völlig absurd zurück. Vizekanzler Heinz-Christian Strache und seine Ehefrau Philippa Strache würden Sonja Klima weder persönlich kennen, noch seien sie mit ihr befreundet. „Strache habe dort zu keinem Zeitpunkt für irgendwen interveniert“, hieß es in der Aussendung.

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