Wiens größtes Flüchtlingsheim schließt

Nur noch rund 130 Asylwerber befinden sich im Flüchtlingsquartier Geriatriezentrum in Hietzing. Mehr als zehnmal so viele, nämlich bis zu 1.400, waren es 2015. Im März übersiedeln die letzten von ihnen nach Favoriten.

Als der damalige Flüchtlingskoordinator Peter Hacker im September 2015 quasi über Nacht und ohne Vorabinformation des Bezirks das einstige Geriatriezentrum zum Flüchtlingsquartier macht, reagieren Anrainer und Bezirk zunächst geschockt: „Das war ohne Information des Bezirks. Es ist selbstverständlich aus einer Notsituation heraus entstanden. Und da sieht man dann auch, wie viele helfende Hände da kurzfristig angepackt haben“, erinnert sich die Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP).

Flüchtlingsquartier in Hietzing

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Fotos an einer Wand erinnern an glückliche Momente im Quartier

Auf chaotische Zustände, die anfangs herrschten, blickt auch die freiwillige Helferin Magdalena Fischer zurück: „Eigentlich habe ich zuerst am Westbahnhof mithelfen wollen. Dann hat mich eine Freundin angerufen und hat gesagt, du, die machen den Pavillion 12 auf. Zuerst war das blanke Chaos, da hat man die Dinge irgendwie sortiert.“ Sie bleibt drei Jahre und hilft in der Unterkunft bei der Versorgung der Menschen.

Vieles hat am Ende gut funktioniert

Bis zu 1.400 Menschen wurden in dem Quartier betreut. Mit der Zeit kehrte Routine ein, Zusammenarbeit und Quartier funktionierten, sind sich heute alle Seiten einig - auch wenn es nicht immer friedlich geblieben ist. Vor allem am Anfang gab es immer wieder Diebstähle und Körperverletzungen, immer wieder wurden Polizei und sogar WEGA zu Hilfe gerufen. „Hier sind natürlich zweifelsohne Fehler passiert. Aber das zentrale ist, was alles funktioniert hat“, sagt der jetzige Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

„Früher wir haben bisschen Probleme, weil wir kennen nicht die anderen Kulturen aus den anderen Ländern. Langsam haben wir uns aber miteinander gut unterhalten“, sagt Mahdi Amini, ein Flüchtling aus Afghanistan.

Flüchtlingsquartier in Hietzing

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Der Umzug in eine neue Umgebung steht bevor

Mahdi Aminis Zuhause sperrt zu

Mit 1.409 Flüchtlingen wurde am 4. Dezember 2015 der Höchststand an Bewohnerinnen und Bewohnern erreicht. 500.000 Übernachtungen hat es gegeben. Menschen aus 40 Nationen mit 20 unterschiedlichen Sprachen haben im Hietzinger Quartier gelebt und wurden von 55 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen betreut.

Die letzten 130 Asylwerber übersiedeln Ende März in eine kleinere Unterkunft nach Favoriten, ins ehemalige Hotel Favorita. „Wir haben dort ein Haus, das beides kann: wohnunglose Menschen und Flüchtlinge aufnehmen. Dort ist Platz für 200 flüchtende Menschen und 200 wohnunglose Menschen“, sagt Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien. Die leeren Pavillions gehen an den Krankenanstatltenverbund zurück. Ihre Zukunft ist noch nicht geklärt.

Nach rund dreieinhalb Jahren schließt das Flüchtlingsquartier Geriatriezentrum in Hietzing, das der 20-jährige Mahdi Amini, der mit seiner Mutter nach Wien gekommen ist, sein Zuhause nennt. Er ist traurig, „weil es ist hier ganz ruhig und ich kenne viele Leute hier“. Insgesamt sind in Wien noch 15.300 Flüchtlinge in der Grundversorgung.

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