Datenschutz: Keine Namensschilder

Namensschilder von Verkäuferinnen und Verkäufern haben immer öfter ausgedient. Offenbar aufgrund der Datenschutzgrundverordnung verzichten viele Betriebe darauf. Laut Datenschützern wäre das aber nicht notwendig.

In einem Dessousgeschäft in der SCS steht am Namensschild der Verkäuferinnen statt des Vor- und Nachnamens nun der Werbeslogan des Unternehmens. „Die Barriere wird jetzt natürlich ein wenig höher. Manche Kundinnen fragen auch nach dem Namen, weil sie wissen wollen, wer steht mir gegenüber, wer berät mich. Das macht ja auch den stationären Handel aus, der persönliche Kontakt, das persönliche Gespräch. Hier nimmt man dem Konsumenten auch ein wenig das Einkaufserlebnis“, meinte Geschäftsführerin Marion Haber dazu gegenüber „Wien heute“.

Hintergrund sind auch finanzielle Bedenken wegen der möglichen Strafe. „Wir nehmen die Verordnung sehr ernst, ein Verstoß könnte die Existenz bedrohen“, erklärte Haber. Bei einem schweren Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung drohen Geldstrafen von bis zu 20 Millionen Euro.

Verkäuferin mit neutralem Namensschild

ORF

Statt des Namens gibt es auf dem Schild nun einen Slogan

Datenschutzexperte: „Keine Notwendigkeit“

Auch beim Rewe-Konzern hatte die Datenschutzgrundverordnung Auswirkungen auf die Namensschilder. Die 11.000 Angestellten können nun unter drei Varianten wählen: Auf den Namensschildern sind entweder nur der Vorname, nur der Nachname oder der Vorname mit dem ersten Buchstaben des Nachnamens zu lesen.

Bei Libro wurden die Namensschilder im Verkauf überhaupt abgeschafft. „Da die Namen unserer Mitarbeiter personenbezogene Daten sind, unterliegen sie der (neuen) DSGVO. Libro ist der Schutz dieser Daten ein wichtiges Anliegen, daher haben wir uns zu dieser Maßnahme entschlossen“, hieß es in einer Stellungnahme.

„Ich finde es sehr positiv, dass die großen Firmen die Privatsphäre ihrer Mitarbeiter respektieren, aber das wäre vom Datenschutzgesetz her nicht notwendig“, meinte dagegen der Datenschutzexperte Georg Markus Kainz, „beim Datenschutz geht es ja darum, welche Daten gespeichert und ausgewertet werden und was mit den Daten passiert.“

Personal ohne Namen

Obwohl sie es eigentlich gar nicht müssten, lassen einige Firmen die Namen ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschwinden.

Tausch der Namensschilder gestoppt

Im Herbst hatte die Datenschutzgrundverordnung für Verwirrung in Gemeindebauten geführt. Nach der Beschwerde eines Mieters wurde damit begonnen, die Namensschilder der 2.000 Gemeindebauten mit 220.000 Wohnungen zu entfernen. Wegen „unterschiedlicher Rechtsmeinungen“ wurde der Wechsel auf anonyme Topnummern gestoppt - mehr dazu in Tausch der Namensschilder gestoppt.

Die Datenschutzgrundverordnung ist seit Mai 2018 in Kraft. Firmen dürfen personenbezogene Daten damit nur weiterverwenden, wenn die Kunden ausdrücklich zustimmen. Die Wiener Wirtschaftkammer sah die größten Schwierigkeiten bei kleinen Firmen - mehr dazu in Unternehmen bereit für Datenschutzverordnung.