Rotes Kreuz sucht dringend Zivildiener

Das Wiener Rote Kreuz sucht dringend neue Zivildiener. Ab nächster Woche kann der Bedarf nicht mehr abgedeckt werden. Ab Mai sind 45 Stellen unbesetzt, was sich auch auf die Patientinnen und Patienten auswirken kann.

Wenn Hilfe benötigt wird, kommt normalerweise die Rettung. Doch nun schlagen die Retter selbst Alarm. Ab Februar sind beim Wiener Roten Kreuz 15 Zivildienststellen unbesetzt, ab Mai sind es aus jetziger Sicht 45 Zivildienststellen.

Einer der Gründe dafür sind geburtenschwache Jahrgänge. „Wir merken es wirklich, dass es weniger junge Männer gibt. Teilweise sind sie untauglich und können dadurch nicht eingeteilt werden. Weil der Zivildienst ja ein Wehrersatzdienst ist. Und die fehlen uns“, sagt der stellvertretende Landesgeschäftsleiter des Wiener Roten Kreuzes Robert Horacek gegenüber „Wien heute“.

Stellvertretender Landesgeschäftsleiter des Wiener Roten Kreuz Robert Horacek:

ORF

Horacek: „Wenn es zu wenig Zivildiener gibt, muss man das kompensieren oder das Angebot zurückschrauben“

Freiwillige sollen Lücken füllen

Eine Lücke, die die Bevölkerung spüren kann. „Es ist das System des Krankentransports und Rettungsdienstes auf die Mithilfe von Zivildienern aufgebaut. Es wird auch so finanziert, und daher fehlen sie jetzt und wir müssen uns überlegen, wie wir das neu aufstellen“, so Horacek. Schon jetzt sind Rettungsautos oft mit weniger Personal als vorgesehen im Einsatz.

Das Rote Kreuz hofft, dass sich bis Mai noch genügend Zivildiener bewerben. Ansonsten versucht man, den Mangel vorrübergehend mit Freiwilligen ausgleichen zu können.

Zivildiener Rotes Kreuz

WRK/Hechenberger Kellner

Derzeit sind rund 170 Zivildiener im Einsatz

Starker Rückgang an Wehrpflichtigen

Tatsächlich kommt es laut Innenministerium durch geburtenschwache Jahrgänge zu einem Rückgang der Zivildienstleistungen. So ist alleine seit dem Jahr 2010 die Zahl der tauglichen Wehrpflichtigen in Österreich von rund 39.600 auf 30.700 im Jahr 2018 zurückgegangen. „Trotzdem lag Wien im Vorjahr mit 3.466 zum Zivildienst zugewiesenen jungen Männern an der Spitze der Zuweisungsstatistik“, betont die zuständige Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP). Die Bedarfsdeckung in Wien lag bei 95 Prozent, österreichweit bei 89,5 Prozent.

Zivildiener gesucht

Auch in anderen Bundesländern sucht das Rote Kreuz dringend Zivildiener - mehr dazu in noe.ORF.at und burgenland.ORF.at. Auch außerhalb des Rettungswesens besteht Bedarf. Die Wiener Caritas etwa sucht bis Juli noch 40 Zivildiener.

Seit 1. Jänner 2019 ist die Novelle des Zivildienstgesetzes in Kraft. Ziel der Novelle ist es laut Edtstadler, den Zivildienst attraktiver zu machen und die Ausbildung zu verbessern - etwa durch E-Learning-Angebote. Auch die Führungskräfte der Trägerorganisationen sollen besser geschult werden. Zusätzlich wird deren Bedarf öfter und genauer überprüft.

Die meisten Zivildiener leisteten 2018 Zivildienst im Rettungswesen (40 Prozent), in der Sozial- und Behindertenhilfe (30 Prozent), der Altenbetreuung (zehn Prozent), in Krankenanstalten (sieben Prozent), in der Flüchtlingsbetreuung (vier Prozent), in der Katastrophenhilfe (drei Prozent) und in kleineren Bereichen wie Kindergärten, Gedenkstätten, Landwirtschaft und Umweltschutz ab.

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