Kürzungen bei Pflichtschullehrern

Ein Plus bei den Schülern, aber ein Minus bei den Lehrkräften: An Wiens Pflichtschulen stehen künftig insgesamt 120 Dienstposten weniger zur Verfügung. Die Gewerkschaft warnt vor damit verbundenen Problemen an den Schulen.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Wiener Pflichtschulen ist um 1.300 gestiegen, aber es gibt in zwei Bereichen Kürzungen bei den Dienstposten: bei der Integration und bei der Sprachförderung.

„Natürlich kommen heute kaum zusätzliche Flüchtlingskinder mehr ins Land. Aber diejenigen, die vor ein, zwei oder drei Jahren gekommen sind, die sind noch immer schulpflichtig und müssen professionell betreut werden. Und da fehlen uns insgesamt rund 300 Lehrerinnen und Lehrer doch sehr gewaltig“, sagte Lehrergewerkschafter Thomas Bulant (Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen, FSG) gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.

Klassenzimmer

ORF

Lehrkräfte haben weniger Zeit, um Probleme im Klassenzimmer zu lösen

Ein Lehrer weniger pro Schulstandort

Das Geld für die Pflichtschullehrer kommt vom Bund nach einem bestimmten Berechnungsschlüssel. Für die höhere Schülerzahl gibt es im Schuljahresvergleich zwar mehr Posten, aber durch die Kürzungen in den anderen Bereichen bedeute das unterm Strich ein Minus von 120 Dienstposten. Das ergebe im Durchschnitt eine Lehrerin oder einen Lehrer weniger pro Schulstandort. Und das heiße, dass man sich nicht mehr so gut um die Probleme kümmern kann.

„Dazu gehört natürlich die schleichende Islamisierung unserer Gesellschaft, da oder dort Gewaltprobleme oder Probleme mit dem Strafgesetzbuch“, so Bulant, der selbst in einer NMS in Favoriten unterrichtet. „Jede Unterstützung, die wir da in den letzten Jahren hatten, war eine riesige Hilfe. Und das werden wir erst so richtig merken, wenn das System, wo wir diese zusätzlichen Kräfte hatten, heuer mit Juni ausläuft.“

Mehr Geld von Stadt und Bund gefordert

Das Geld für das Lehrpersonal an den Volksschulen, Mittel-, Sonder- und polytechnischen Schulen kommt also vom Bund. Von dort würde man sich mehr Geld erhoffen. Einen Wunsch gibt es vom sozialdemokratischen Gewerkschafter auch an die Stadt Wien: „Von der Stadt Wien würden wir uns ein Aufstocken der administrativen Hilfskräfte für die Direktionen wünschen, die eine solche Fülle von Aufgaben heute zu erledigen haben, wo ich mich immer wieder wundere, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die diesen Job noch machen wollen.“

Streit um Wiener Lehrer-Stellenplan

Der Streit Wien gegen Bund geht weiter. Laut Gewerkschaft fehlen 120 Lehrer, das Ministerium spricht von einem Verteilungsproblem.

Bei den Wiener Kindern werde „offenbar gezielt gespart, um dann wieder mit dem Finger auf die Stadt zu zeigen, wenn es Probleme gibt“, kritisierte SP-Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid forderte die Regierung in diesem Zusammenhang auf, „die Kürzungen im Bildungsbereich, speziell die Streichung des Integrationstopfes, zurückzunehmen“.

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Im Bildungsministerium wies man den Vorwurf der Stellenkürzungen per Aussendung zurück und verwies stattdessen auf die bestehende Regelung des Finanzausgleichs für die Pflichtschulen (v.a. Volks-, Neue Mittelschule, Polytechnische Schule). In diesem wird u.a. festgehalten, auf wie viele Schüler ein Lehrer kommt und wofür es zusätzliche Ressourcen gibt.

Für Wien habe der Schülerzuwachs diesmal 140 zusätzliche Lehrerposten gebracht, heißt es im Bildungsressort. Dazu kämen 177 Posten für Deutschförderklassen und -kurse. Außerdem gebe es dank der großen Klassen in Wien 1.100 Lehrer, die schon jetzt von der Bildungsdirektion (früher: Stadtschulrat) flexibel eingesetzt und Brennpunktschulen versetzt werden könnten. Kritik übt der Bund außerdem in Sachen Schulsozialarbeit: Hier finanziere Wien kein eigenes Personal, sondern setze diese auf 25 vom Bund finanzierte Lehrerplanposten.

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