Ohne Licht: Nationalbibliothek „unplugged“

Er ist wohl einer der schönsten Säle des Landes: der Prunksaal der Nationalbibliothek. Am Freitag kann man ihn erstmals „original“ besichtigen, also ganz ohne künstliche Beleuchtung. So soll kaiserlichen Zeiten nachgespürt werden.

Mit Scheinwerfern und Lampen in Szene gesetzt - so kennt man den Prunksaal der Nationalbibliothek auf der ganzen Welt. Das strahlende Architekturhighlight beherbergt Bücherschätze von Weltrang wie Mozarts Requiem, die Gutenberg-Bibel und rund 200.000 andere wertvolle Bücher aus vielen Jahrhunderten. Jedes Jahr besichtigen sie rund 380.000 Besucherinnen und Besucher.

Prunksaal Nationalbibliothek

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Im Prunksaal wird einen Tag lang das Licht ausgemacht

Elektrisches Licht erst um 1900

Jetzt wird in der ehemaligen Hofbibliothek aber ein neues Kapitel aufgeschlagen und in die buchstäblich dunkle Vergangenheit zurückgeblättert. Einen Tag lang wird der Prunksaal so zu erleben sein, wie anno dazumal zu Kaisers Zeiten. Ab seiner Entstehung um 1725 bis zum Einbau des elektrischen Lichts um 1900 war er nämlich finster - je nach Tageszeit mehr oder weniger.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 8.2.2019
ORF2, 19.00 Uhr

Das Experiment soll die Nationalbibliothek mit allen Sinnen erfahrbar machen. „Wenn es dunkel ist, dann achtet man mehr auf Geräusche und Gerüche. Man achtet vielleicht auf das, was man nicht wahrnimmt, wenn es beleuchtet ist“, sagte Direktorin Johanna Rachinger im „Wien heute“-Interview.

Prunksaal Nationalbibliothek

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Hell erleuchtet sehen jährlich 380.000 Gäste das Architekturjuwel

Im Schein von Taschenlampen erkundete schon versuchsweise vorab in der Abenddämmerung eine kleine Expedition von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nationalbibliothek die neuen Seiten des schummrigen Prunksaals. „Man entdeckt viele Details, zum Beispiel bei den Statuen die Knieschützer der Rüstung oder die Nägel von der Rüstung. Die fallen einem sonst eigentlich nicht auf“, sagte etwa Nikolett Kertesz.

Ohne Licht: Nationalbibliothek „unplugged“

Der Prunksaal der Nationalbibliothek kann am Freitag erstmals „original“ besichtigt werden, also ganz ohne künstliche Beleuchtung.

Helligkeit grundsätzlich reduziert

Grundsätzlich ist Licht im Prunksaal aber immer eine wichtige Komponente: Die Beleuchtungsstärke ist reduziert, damit die Bücher gut erhalten bleiben. „Wir haben hier im Haus sehr gut ausgebildete Restauratorinnen und Restauratoren. Die prüfen regelmäßig, ob die konservatorischen Bedingungen, die Lichtverhältnisse und Temperaturverhältnisse und die Luftfeuchtigkeit - ob das alles auch stimmt und den Vorgaben entspricht“, sagte Rachinger. Damit auch künftige Generationen vom Bücherschatz zehren können.

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