Als der Gerngross brannte

Schweißarbeiten an einer Rolltreppe haben vor 40 Jahren - im Februar 1979 - zu einem der spektakulärsten Brände der Wiener Nachkriegszeit geführt: im traditionsreichen Kaufhaus Gerngross auf der Mariahilfer Straße.

Die Kunststoffverschalung war bei den Schweißarbeiten in Brand geraten. Mit riesiger Geschwindigkeit breiteten sich die Flammen über alle Stockwerke aus. Bei der Feuerwehr wurde die höchstmögliche Alarmstufe 8 ausgelöst. 21 Stunden lang kämpften Feuerwehren und auch das Bundesheer gegen die Flammen. Fünf angrenzende Wohnhäuser mussten evakuiert werden.

Gerngross Brand

ORF

Die meterhohen Flammen breiteten sich rasch aus

„Arbeiten waren nicht genehmigt“

„Ja, es haben in diesem Kaufhaus Arbeiten stattgefunden, die übrigens nicht genehmigt waren. Für diese Arbeiten wurden die Sprinkelanlage ausgeschaltet. Und dann, als ein Brand entstand, hat man versucht, ihn selbst zu löschen - längere Zeit, erfolglos. Und als es zu spät war, als alles gebrannt hat, hat man die Feuerwehr verständigt“, sagte der zuständige Stadtrat für Katastrophenschutz, Peter Schieder, damals.

Als sich die Arbeiter in den Abendstunden des 7. Februar 1979 daranmachten, im älteren Trakt des Gerngross die Rolltreppen vom zweiten in den dritten Stock abzubauen, waren allerdings Vorkehrungen getroffen worden. So standen zwei Handfeuerlöscher sowie eine Scheibtruhe mit 100 Litern Wasser samt Kübeln in unmittelbarer Nähe.

Kleiner Brandherd in Schacht

Gegen 22.15 Uhr brach im Schacht ein kleines Feuer aus. Bereits 15 Minuten später erwies es sich für die Arbeiter als unmöglich, jene Flammen zu löschen, die zwischen der Decke des ersten und dem Boden des zweiten Stocks ausgebrochen waren. Sie verließen fluchtartig das Gebäude, nicht ohne hinter sich die Brandschutztüren zu schließen.

40 Jahre Gerngross-Brand

Vor 40 Jahren ist das Kaufhaus Gerngross ausgebrannt. „Wien heute“ hat im Archiv nachgeschaut und einen Augenzeugen gefunden.

Da für die Schweißarbeiten die Brandmeldeanlage abgeschaltet worden war, verständigte der Portier die Feuerwehr, die um 22.50 Uhr am Schauplatz eintraf. In der Folge kämpften die Einsatzkräfte mit dem größten Feuer, das in Wien seit dem Börsebrand im Jahr 1956 getobt hat. Eine Flammenwalze trieb die ersten Helfer aus dem Inneren des Gebäudes. Das Feuer arbeitete sich rasch von Stockwerk zu Stockwerk vor, nach kurzer Zeit erreichte es auch den neuen Gerngross-Trakt.

Mehrere Einsatzkräfte verletzt

300 Feuerwehrmänner aus Wien, rund 200 aus Niederösterreich sowie 50 Soldaten der Luftschutztruppenschule waren im Einsatz, während Spraydosen explodierten, Holzstücke bis zu 200 Meter durch die Luft flogen und in der Folge auch die Nachbarhäuser gefährdeten. 20 Bewohnerinnen und Bewohner mussten die Nachbarhäuser verlassen. Von drei Seiten - von der Lindengasse, der Kirchengasse und der Mariahilfer Straße - wurden die Flammen bekämpft und nach 21 Stunden bis auf einige Glutnester gelöscht.

Neun Einsatzkräfte wurden leicht verletzt. Die Gerngross-Geschäftsleitung dachte Stunden nach dem Brand bereits über den Wiederaufbau und das Schicksal der rund 800 Beschäftigten nach. Viele von ihnen stellten sich spontan für Aufräumungsarbeiten zur Verfügung, aber auch Kunden zeigten ihre Solidarität und Treue gegenüber dem traditionsreichen Kaufhaus.

Kaufhaus knapp 13 Monate geschlossen

„Dies ist eine Verpflichtung dafür, den Gerngross nicht nur weiterleben zu lassen, sondern ihn noch besser zu machen“, so Zentraldirektor Herbert Zlabinger in einer Pressekonferenz am 9. Februar. Insgesamt entstand ein Schaden von mehr als einer Milliarde Schilling (72,7 Millionen Euro), er war von Versicherungen gedeckt. Knapp 13 Monate nach dem Brand eröffnete das Kaufhaus nach den abgeschlossenen Renovierungsarbeiten dann wieder die Pforten.

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