Abbiegeassistenten für Lkws der Stadt

Nach dem Unfall, bei dem ein Kind auf dem Schutzweg von einem abbiegenden Lkw getötet wurde, zieht die Stadt jetzt Konsequenzen: Die ersten 37 Lkws der Verkehrsabteilungen werden ab sofort mit Abbiegeassistenten ausgestattet.

Als Erstes wird der Lkw-Fuhrpark der Verkehrsabteilungen Straßenbau (MA 28), Brückenbau (MA 29) und Licht (MA 30) mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet, hieß es am Montag aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Die Grünen).

Die Umrüstung beginne ab sofort und soll in den kommenden Monaten abgeschlossen sein. Die Abteilungen haben bereits mit den Herstellern Kontakt aufgenommen. Einige Fahrzeuge sind bereits mit Rückfahrkameras ausgestattet, diese werden ebenfalls umgerüstet. „Wir setzen jetzt die nächsten Schritte zum Schutz unserer Kinder im Straßenverkehr. Was ich in meinem Wirkungsbereich tun kann, das tue ich auch“, so Vassilakou.

LKW

Stadt Wien/MA33

Städtische Einsatzfahrzeuge werden aus Sicherheitsgründen umgerüstet

Auch bei 300 Müllfahrzeugen wird System getestet

Bei der MA 48 ist nach einer Testphase ebenfalls eine Umrüstung geplant: Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) kündigte am Montag an, für den gesamten Fuhrpark ab sofort ein entsprechendes System zu testen. Schon gegen Ende der Woche soll klar sein, ob es zur serienmäßigen Umrüstung taugt. Gibt es grünes Licht, soll der Umbau ab kommender Woche erfolgen.

„Ich habe schon in der Vorwoche den Auftrag gegeben, das so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen“, versicherte Sima. Jener Hersteller, der die Fahrzeuge der Stadt stellt, habe nun ein System genannt, das kompatibel sei, sagte die Stadträtin: „Wird der Blinker betätigt, wird eine Kamera aktiviert. Befindet sich etwas in diesem Blickfeld, ertönt ein Signal.“ Noch am Montag werde der Assistent in ein Testfahrzeug eingebaut. „Das ist bis Mitte der Woche abgeschlossen“, kündigte die Ressortchefin an.

Nach wenigen Tagen der Austestung soll dann feststehen, ob der flächendeckende Einbau den gewünschten Nutzen bringt. Ist das der Fall, werde der Einbau ab Beginn der kommenden Woche schnell umgesetzt, versprach Sima. Dabei geht es unter anderem um rund 300 Müllfahrzeuge der MA 48. 3.000 Euro kostet das System pro Fahrzeug, bei Neuanschaffungen soll der Abbiegeassistent bereits mitgeliefert werden.

Stadt kündigt Lkw-Abbiegeassistenten an

Die Lkw der Verkehrsabteilungen werden ab sofort mit Abbiegeassistenten ausgestattet. Die MA 48 prüft noch.

Toten Winkel eliminieren

Man habe schon in den vergangenen Jahren immer wieder derlei Systeme getestet, die Ergebnisse seien allerdings nie zufriedenstellend gewesen, sagte Sima. Deshalb habe man für die Mistautos mit Experten einen speziellen Zusatzspiegel entwickelt, um den toten Winkel zu eliminieren. Dieser sei bereits bei allen MA-48-Fahrzeugen im Einsatz.

Vassilakou forderte in dem Zusammenhang Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einmal mehr auf, den rechtlichen Rahmen für eine österreichweite Lösung zu schaffen - das Thema wird inzwischen auch im Parlament diskutiert - mehr dazu in Lkw-Abbiegeassistenten Thema im Parlament. Außerdem seien auch Bundeseinrichtungen aufgefordert zu handeln, Vassilakou sieht ASFINAG, ÖBB, Bundesheer und Polizei in der Pflicht.

Lkw-Sicherheitsgipfel am 19. Februar

Verkehrsminister Hofer lädt am Dienstag, dem 19. Februar, zu einem Lkw-Sicherheitsgipfel ein. Dabei soll über die möglichst rasche Einführung von Lkw-Abbiegeassistenten beraten werden. Ebenso sollen Ergebnisse aus einem Pilotprojekt, das seit 2017 durchgeführt wird, vorgestellt werden.

20 Fahrzeuge wurden hierfür mit einem „Toter-Winkel-Assistenzsystem“ ausgerüstet. „Die EU plant die verpflichtende Ausrüstung neuer Lkw mit diesem Assistenz-System erst im Jahr 2024. Ich möchte gemeinsam mit den Experten, Interessensvertretungen, Technikern und Politikern hier den Status quo diskutieren und zu konkreten Lösungen kommen, um Österreich als Vorreiter-Land zu positionieren. Die technische Machbarkeit der Nachrüstung von Lkw mit Abbiege-Assistent ist vorhanden, jetzt geht es um die Umsetzung auf politischer Ebene“, so Hofer - mehr dazu in Lkw-Abbiegeassistent: Hofer kündigt Gipfel an.

Auch Stakeholder wie die Wirtschaftskammer, Autofahrerklubs, Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sowie die Verkehrssprecher der Nationalratsklubs und die Verkehrsstadträte aller Landeshauptstädte sind zum Gipfel geladen. Einige von ihnen haben sich bereits im Vorfeld für Abbiegeassistenten bei Lkw ausgesprochen - mehr dazu in Abbiegeassistent für Lkw soll Pflicht werden.

Kerzen an Unfallstelle in Wien-Landstraße

APA/Georg Hochmuth

Der Unfallort im Bezirk Landstraße - ein Neunjähriger wurde von Lkw getötet

Eltern starteten Petition nach Tod eines Neunjährigen

Auch Volksanwalt Peter Fichtenbauer sprach sich am Montag in einer Aussendung für den zwingenden Einbau von Abbiegeassistenten für Lkw ein. „Ich bitte daher das Parlament, möglichst rasch eine entsprechende Regelung auf den Weg zu bringen“, hieß es.

Die Debatte um Abbiegeassistenten für Lkw war nach einem tödlichen Unfall in Wien aufgekommen. Ein neunjähriger Bub war Ende Jänner auf dem Schulweg auf einem Schutzweg von einem abbiegenden Lastwagen niedergefahren und getötet worden - mehr dazu in Neunjähriger von Lkw erfasst und getötet.

Die daraufhin gestartete Petition von Eltern für eine verpflichtende Lkw-Nachrüstung mit elektronischen Systemen, die den toten Winkel möglichst eliminieren sollen, hatte mit Stand Montag bereits mehr als 35.000 Unterstützer.

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