„Die Burg“ auf der großen Leinwand

Der neue Dokumentarfilm „Die Burg“ soll den Alltag des Wiener Burgtheaters mit all seinen Mitarbeitern zeigen - von Schauspielern über die Reinigungskraft bis hin zum Techniker. Ab Freitag spielt der Film in den heimischen Kinos.

„Es ist das Portrait eines Mikrokosmos. Er zeigt eine Maschinerie und all die Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass es am Abend eine Aufführung gibt“, so beschreibt Hans Andreas Guttner seinen Dokumentarfilm über das Burgtheater, die größte Bühne im deutschsprachigen Raum. Jährlich zieht das Burgtheater knapp 400.000 Besucher an.

In 95 Minuten zeigt der Film den Arbeitsalltag im Theater und besonders die Vorbereitungen und Proben rund um das Stück „Geächtet“ von Ayad Akhtar. Aber nicht nur Schauspieler, wie Nicholas Ofczarek, Fabian Krüger, Katharina Lorenz und Christoph Radakovits kommen vor, sondern auch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Burgtheaters, wie etwa Garderobieren, Reinigungskräfte, Kostümbildner und Techniker.

Perfektionsmaschinerie im „gemütlichen Österreich“

Mehr als zwei Monate haben der österreichische Dokumentarfilmer Hans Andreas Guttner und sein Team im Burgtheater verbracht. 80 Stunden Material seien am Ende beisammen gewesen. Dabei habe es am Anfang der Produktion noch Schwierigkeiten mit den Drehterminen gegeben: „Das Burgtheater ist es nicht gewohnt, dass ein ganzes Team vorbeikommt, lange bleiben und alles filmen will. Am Anfang hatte ich nur ganz wenige Drehtermine, auch weil die Schauspieler immer so beschäftigt waren. Irgendwann in der Mitte haben wir uns dann aber angenähert. Ich glaube für das Burgtheater war das alles auch sehr anstrengend“, so Guttner.

Veranstaltungshinweis

„Die Burg“ ist österreichweit ab 15. Februar regulär in den Kinos zu sehen.

Nach und nach habe er dann verstanden wie die Welt des Burgtheaters funktioniert. Insbesondere eine Sache habe ihn überrascht: „Alles ist derart perfektionistisch. Ich habe nicht geglaubt, dass es im gemütlichen Österreich so eine Perfektionsmaschinerie gibt.“ Einmal, so erzählt Guttner, habe er ein Interview mit einem Direktor führen wollen, während auf der Bühne geprobt und Musik gespielt wurde. „Ich habe dann gefragt ob es möglich wäre die Proben kurz zu unterbrechen, damit es leiser in dem Raum ist, aber man hat mich angesehen als ob ich aus einer anderen Welt wäre.“

Mit Großmutter ins Burgtheater

Guttner war einer der ersten Regisseure, der Dokumentarfilme fürs Kino drehte. Er ist etwa Regisseur des deutschen Dokumentarfilmklassikers „Alamanya Alamanya – Germania Germania“. Wieso er genau das Burgtheater für seinen neuen Dokumentarfilm ausgewählt hat, erklärt der Regisseur unter anderem auch mit seiner Kindheit. Aufgewachsen ist er in Kärnten, in dem kleinen Dorf Feld am See.

„Dort gab es keine Bahn, nur die Berge. Zweimal im Jahr durfte ich dann meine Großmutter in Wien in der Lederergasse im 8. Bezirk besuchen und die ist jeden Abend mit mir ins ‚Cafe Eiles‘ gegangen. Danach ging es ins Theater. Sehr oft ins Burgtheater. Das war so die Leidenschaft der alten Damen. Und mir ist aufgefallen, dass sie immer nur über die Schauspieler gesprochen haben, nie über das alles Drumherum“, erzählt Guttner. Später, als er bereits Regisseur war, habe er sich entschlossen einen Dokumentarfilm über das Burgtheater zu machen.

Der Film kommt zur Gänze ohne Kommentierungen und eingeblendete Namen bei den Interviews aus. Daran gab es von manchen Seiten Kritik. Guttner sagt dazu: „Das ist nicht der Anspruch eines Dokumentarfilms. Diese Inserts und diese Kommentare bringen vielleicht manchen was und man kann dann später die Namen oder die Infos googeln, aber den Bauern aus Zwickenberg interessiert das nicht.“

Anna Stockhammer, wien.ORF.at

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