Diversion nach illegalem Getränkehandel

Zwei Angestellte eines Wiener Getränkehandels haben palettenweise Red Bull, Eistee, Corona und Budweiser gestohlen und weiterverkauft. Das Gericht entschied auf Diversion, wenn das Paar den Schaden gutmacht.

Richterin Claudia Bandion-Ortner machte dem Liebespaar klar, dass es noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist. Die etwas komplizierte Rechnung: Der Mann gab zu, Getränke im Wert von 50.000 Euro gestohlen zu haben, die Frau gab 30.000 zu. Im Rahmen der Diversion muss das Paar nun innerhalb von zwei Jahren 60.000 Euro bezahlen. Die Brauerei berechnete hingegen 60.000 Euro für 2016 und das Doppelte für 2015. Diese 120.000 Euro muss das Unternehmen laut Gericht über den Zivilrechtsweg einklagen.

Getränkedosen

colourbox

Insgesamt vier Menschen waren an dem illegalen Handel beteiligt

Getränkehandel als „Selbstbedienungsladen“

„Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das zu machen?“, fragte Richterin Bandion-Ortner. Nach Darstellung des ehemaligen Logistikleiters war die Tochtergesellschaft der Brauerei ein Selbstbedienungsladen, bei dem sich die Angestellten offenbar nach Gutdünken für private Zwecke mit Getränken etwa für Geburtstags- und Grillfeiern eindeckten. Er selbst hob das jedoch ab 2015 auf ein ganz neues Niveau.

Zunächst alleine, dann gemeinsam mit seiner Geliebten, stahl der 40-Jährige vor allem Red Bull - eine Palette mit 108 Trays und 24 Dosen je Tray kosteten seinen Arbeitgeber nicht ganz 2.500 Euro im Einkauf. Bei einem Gewicht von 750 Kilogramm war es nicht unpraktisch, dass der Fuhrparkleiter einen Transporter zur Verfügung stellte. Der Großteil des Diebesguts ging an den Besitzer einer Autowerkstätte samt Imbiss. Der 43-Jährige gab zu, angesichts von 50 Cent pro Dose geahnt zu haben, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zuging.

Diebstahl ganzer Paletten nie gemeldet

Die illegalen Geschäfte fielen 2016 auf, als die Firma auf eine neue Unternehmenssoftware umstieg. Zuvor hatte man Lagerstand und Buchhaltung mit gesonderten Programmen verwaltet, weshalb der Schwund durch diverse Manipulationen des Logistikleiters nicht wirklich auffiel. Im Dezember 2016 fiel man aus allen Wolken, der Angeklagte war bald ausgeforscht. Den Vertreter der Brauerei schockierte dabei besonders, dass den Angestellten zwar aufgefallen war, dass vor allem an den Wochenenden ganze Paletten verschwanden, doch hatte nie jemand etwas gemeldet.

Ins kriminelle Fahrwasser geraten waren die beiden Angeklagten aus Liebe. Die beiden hatten eine Affäre begonnen, daran zerbrach seine Ehe. Ihr Mann engagierte einen Privatdetektiv, der das Paar in einem Grazer Hotel beim Sex erwischte. Alimente, Anwaltskosten für Streitigkeiten rund um das Sorgerecht kamen hinzu, ebenso die Kosten für Wohnung und Einrichtung. „Uns blieben nur mehr 250 Euro im Monat übrig“, sagte der Angeklagte, der mehr als 5.000 Euro brutto samt Firmenwagen verdient hatte, dem Gericht.

Diversion und Sozialarbeit für Komplizen

Schon vor dem Prozess gegen das Paar war der Fuhrparkleiter einer Wiener Brauerei mit einer Diversion bedacht worden. Er hatte einen Transporter zur Verfügung gestellt. Der Hauptabnehmer der gestohlenen Getränke muss 100 Stunden Sozialarbeit leisten.