Stromausfall: Viele Betriebe nicht vorbereitet

Zwei Drittel der Wiener Unternehmen sind auf einen Blackout nicht vorbereitet, besagt eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftskammer Wien (WKW). Unlängst hatte ein Stromausfall Teile Berlins 30 Stunden lang lahmgelegt.

Das Problembewusstsein bei den Wiener Unternehmen dürfte laut der Wirtschaftskammer Wien jedoch nicht sehr hoch sein. Denn obwohl bereits 77 Prozent der befragten Betriebe schon einmal von einem Blackout - also einem großflächigen Strom- und Infrastrukturausfall - betroffen waren, gaben gleichzeitig zwei Drittel an, keinerlei Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen zu haben.

Ankündigung für Aufklärungskampagne

Aufgrund des Ergebnisses werde nun eine Aufklärungskampagne gestartet, kündigte die Kammer am Mittwoch an. „Wir wollen Sensibilisierung und keine Panikmache“, sagte Stefan Ehrlich-Adam, Industrie-Spartenobmann in der WKW. Ein Erklärvideo ist ab sofort online abrufbar, zusätzlich wurde eine Infobroschüre inklusive Checkliste aufgelegt. Wichtig sei es für Unternehmen, einen Krisenplan zu entwickeln, hieß es.

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Zwei Drittel der Firmen geben an, keine Vorkehrungen getroffen zu haben

1,2 Mrd. Euro Schaden bei 24-Stunden-Blackout

Österreich zähle in Sachen Versorgungssicherheit zur Weltspitze. Durchschnittlich seien Stromkunden rund 25 Minuten pro Jahr von einem Ausfall betroffen, hieß es. „Nichtsdestotrotz darf man die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen“, warnte Ehrlich-Adam. Denn die wirtschaftlichen Folgen eines längeren Blackouts wären enorm.

Würde es an einem Wochentag ab 9.00 Uhr im ganzen Land für 24 Stunden finster werden, läge der volkswirtschaftliche Schaden bei 1,2 Mrd. Euro. Die Bundeshauptstadt wäre mit 250 Mio. Euro übermäßig betroffen. Und für den einzelnen Betrieb könne ein längerer Stromausfall existenzbedrohend sein, sagte Peter Weinelt, stellvertretender Generaldirektor bei den Wiener Stadtwerken.

„Man ist nirgends sicher“

Nicht nur ein Stillstand der Produktion, auch Datenverluste durch zu geringe IT-Sicherheit oder ein Ausfall der Kommunikationssysteme könnten erhebliche Auswirkungen haben. „Das Beispiel Berlin zeigt: Man ist nirgends sicher“, sagte Weinelt. Deutschland zähle ebenfalls zu den Spitzenreitern bei der Versorgungssicherheit. Und da Österreich in das europäische Energienetz eingebettet sei, könne ein Ausfall anderswo auch hierzulande Folgen haben, ergänzte Ehrlich-Adam.

Mögliche Gefahrenquellen

Neben technischen Fehlern bzw. Schäden an der Infrastruktur sind auch Cyberangriffe und der Klimawandel Gefahrenquellen für die Versorgung. So führten etwa lange Trockenperioden zu niedrigen Wasserständen und entsprechenden Auswirkungen für Wasserkraftwerke.

Dadurch entstünden Netzschwankungen, die mit thermischen Kraftwerken ausgeglichen werden müssen. Weinelt plädierte hier für mehr Investitionen, um die Stromstabilität auch künftig gewährleisten zu können. Denn immerhin seien die ältesten Kraftwerke inzwischen 50 Jahre alt und damit eigentlich am Ende ihrer Lebensdauer.

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