Wirtschaft „braucht Zuwanderung“

„Es ist unbestritten, dass ein gut funktionierender Wirtschaftsstandort Zuwanderung und Pluralität braucht.“ Der Verein „Wirtschaft für Integration“, dem Top-Manager und Politiker angehören, fordert mehr Polit-Engagement.

„Wir haben das gemeinsame Ziel aus den Augen verloren“, warnt der Verein „Wirtschaft für Integration“ die Politik und die Gesellschaft anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums. Es bringe Österreich nicht weiter, wenn Populisten Angstgefühle gegenüber Zuwanderern bedienten und „Willkommenskultur“ zu einem Schimpfwort verkomme.

Hier müsse weit mehr zur Integration geschehen, so Vereinsobmann Georg Kraft-Kinz, kürzlich noch stellvertretender Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Die Flüchtlingswelle 2015 habe zu einer totalen Verunsicherung und zu einer Vermischung der Themen Asyl und Zuwanderung geführt. „Es ist unbestritten, dass ein gut funktionierender Wirtschaftsstandort Zuwanderung und Pluralität braucht“, so Kraft-Kinz, dessen Neffe gerade die Schulbank in Australien drückt.

Top-Manager als Schirmherren

Start-ups würden dieses „Multikulti“ vorleben und auch die erfolgreichsten Hochschulen weltweit seien Musterbeispiele für Diversität. Die Wirtschaft habe das schon längst erkannt, das würde sich auch im Verein „Wirtschaft für Integration“ widerspiegeln.

Schirmherren des Vereins sind unter anderem der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und dessen Nachfolger Michael Ludwig (SPÖ), Ex-Raiffeisen-Chef Christian Konrad, Raiffeisen Holding-Obmann Erwin Hameseder und Wirtschaftskammer-Wien-Präsident Walter Ruck. Im Vorstand sitzen unter anderem die Top-Manager Wolfgang Hesoun (Siemens), Bettina Glatz-Kremsner (Casinos Austria), Georg Kapsch (Industriellenvereinigung, Kapsch) und Kurt Svoboda (Uniqa).

10 Jahre „Wirtschaft und Integration“

Der Verein „Wirtschaft für Integration“ feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Der Verein fördert junge Menschen mit Migrationshintergrund.

„Zeiten nationaler Enge von vorgestern“

„Knapp 40 Prozent der Wiener Unternehmer haben Migrationshintergrund“, rechnet Ali Rahimi, stellvertretender Vereinsobmann und Wiener Teppichhändler, vor. Man müsse natürlich die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen, aber auch die Chancen sehen - nicht nur bei den Zuwanderern, sondern auch bei der zweiten und dritten Generation, die hier aufgewachsen ist.

Der Schlüssel zur Integration ist Bildung, der größte Hemmschuh sind falsche Befürchtungen, sind sich die Vereinsgründer Kraft-Kinz und Rahimi einig. „So stark, wie wir jetzt die Angst bedienen, führt das zur Lähmung“, so Kraft-Kinz. Wobei es dem Verein nicht um Kritik gehe, sondern um das Aufzeigen des Potenzials, das die Zuwanderung für die Volkswirtschaft hat. „Die Zeiten nationaler Enge, als jeder für sich gelebt und gewirtschaftet hat, sind von vorgestern“, betonte Kraft-Kinz.

Lehrlinge von Abschiebung bedroht

Laut dem oberösterreichischen Landesrat Rudolf Anschober (Grüne) sind Hunderte Lehrlinge von der Abschiebung bedroht. Insgesamt würden knapp über 1.000 junge Asylwerber eine Lehrausbildung machen, schätzungsweise zwei Drittel von ihnen sollen in der ersten Instanz einen negativen Asylbescheid erhalten haben.

Erst kürzlich erklärte Spar-Chef Gerhard Drexel seinem Handelskonzern würden ständig 300 bis 400 Lehrlinge fehlen. Allein in der Gastronomie, wo massiv Personal gesucht wird, sind derzeit bundesweit rund 320 Asylwerber beschäftigt - mehr dazu in Kammer gegen Abschiebung von Lehrlingen (wien.ORF.at; 21.8.2018).

Wenig Interesse bei Rot-Weiß-Rot-Card

Die Rot-Weiß-Rot-Card ist bisher auf sehr wenig Interesse gestoßen. Als sie 2011 eingeführt wurde, war erwartet worden, dass rund 8.000 Personen pro Jahr sie nutzen würden - in der Realität waren es dann nur 2.000 Nutzer.

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