Als der Heumarkt noch kein Politikum war

In der Diskussion um das umstrittene Hochhausprojekt am Heumarkt rückt die Vergangenheit des Areals in den Hintergrund: Dort war immer schon viel los, von Radrennen und Catchen bis zu Eisrevues mit Millionenpublikum.

Die Geschichte des Heumarktes ist in erster Linie eine Geschichte des Wiener Eislaufvereins. Um 1900 vom Areal des heutigen Bahnhofes Wien Mitte hierher übersiedelt, wo davor ein Reservegarten der Stadt Wien war. 1912 wurde die Kunsteisanlage eröffnet und laufend erweitert.

Mit 10.000 Quadratmetern war sie damals die größte Europas, viel Platz auch für „Spompanadln“. So wurden auch Radrennen am Eis ausgetragen. Fernsehberichte in schwarz-weiß gibt es auch über die Eisrevuen, die in den 1950er und 60er-Jahren ein Millionenpublikum hatten.

Vom Ringen am Heumarkt zu Ringen um Hochhaus

Auch mit Catchen hat der Heumarkt Geschichte geschrieben. Das Heumarkt-Catchen bezeichnet ein langlebiges Unterhaltungsphänomen, das sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit etablierte. Es handelte sich dabei um mehrwöchige Turniere von Berufsringern, die in den Sommermonaten auf dem Areal des Wiener Eislaufvereins ausgerichtet wurden.

Ab der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre waren die Veranstalter aufgrund neu aufkommender Freizeitangebote im urbanen Raum mit rückläufigen Besucherzahlen konfrontiert. 1997 wurde das letzte Turnier ausgerichtet.

Aus dem Ringen am Heumarkt wurde ein Ringen um den Heumarkt. Der erste Schritt dorthin um 1960, als ein Teil des Jugendstilensembles mit Konzerthaus und Eislaufplatz dem ersten Hochhaus zum Opfer fiel. Mit den zwölf Stockwerken gehörte das neue Hotel Intercontinental zu den imposantesten Wiens. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1964 war es das größte Hotel Österreichs.

Rendering neues Konzept für Heumarkt

Isay Weinfeld&Sebastian Murr

So soll das Heumarktareal, geplant von Isay Weinfeld, in Zukunft aussehen

Auch Intercontinental wurde niedriger als geplant

Auch das Intercontinental wurde mit einer Höhe von 39 Metern niedriger gebaut als ursprünglich geplant. Ursprünglich sollte die Höhe 50 Meter betragen. Dabei, so hieß es damals, wäre der legendäre Canaletto-Blick vom Schloss Belvedere auf die Innere Stadt verloren gegangen, andererseits hätte ein derart hoher Baukörper die Durchlüftung im benachbarten Stadtpark vermindert.

Echt wahr: Die Geschichte des Heumarkts

Vom Catchen über Eisrevuen bis hin zu Weltrekorden war am Heumarkt immer viel los, wie die Rubrik „Echt wahr“ zeigt.

Letzteres ist heute kein Thema mehr. Der Canaletto-Blick sehr wohl. 2014 wurde das neue Hochhausprojekt erstmals vorgestellt. „Was wir dort kreieren wollen, ist ein Platz mit der Überschrift Sport und Kultur“, sagte Heumarkt-Investor und Wertinvest-Chef Michael Tojner damals.

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