Winzer kämpfen gegen Klimawandel

Spätfrost, Hitzewellen, Unwetter: Den Wiener Winzern macht der Klimawandel zu schaffen. Damit Qualität und Menge weiter stimmen, müssen sie neue Methoden und Techniken einsetzen. Auch die Arbeit im Weingarten wird mehr.

Durch den ungewöhnlichen Witterungsverlauf im Vorjahr - Wärme im Jänner, Kälte im März und Trockenheit im Sommer - mussten die Trauben so früh wie noch nie geerntet werden. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, ist Michael Edlmoser vom Weingut Edlmoser überzeugt. Künftig muss das Augenmerk noch mehr auf der Weingartenpflege liegen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Wetterkapriolen nicht nur kurzfristig, sondern langfristig sind“, stellte Edlmoser am Dienstag fest.

Arbeitsbedingungen ändern sich

Die Erntesaison 2018 habe schon einen Vorgeschmack darauf geliefert. Es seien eine intensive Laubarbeit (Triebeinkürzungen und Entblätterungen, Anm.) und ständige Kontrollen der Weingärten notwendig gewesen, um den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen. Damit galt es zu vermeiden, dass die Trauben überreif und die Weine breit und langweilig werden.

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ORF/Miriam Steiner

Die Weinlese startete vergangenes Jahr bereits im August

Um die künftigen Witterungsbedingungen unter Kontrolle zu bekommen - die Winzer rechnen mit häufigeren Spätfrosten, Hitzetagen und trockenen Sommermonaten -, müsse mehr in den Weingärten selbst gearbeitet werden: „Der Boden ist unser größtes Kapital. Wenn ich nicht auf den Boden schaue, dann habe ich ein Problem“, so Edlmoser. Sein Winzerkollege Gerhard Lobner, Geschäftsführer vom Mayer am Pfarrplatz, ist ebenfalls überzeugt: „Ich glaube, in Zukunft werden die Superstars unserer Branche im Weingarten zu Hause sein.“

„Ständiges Tüfteln“ gefragt

In den nächsten Jahren wird „ständiges Tüfteln“ gefragt sein, sagte Rainer Christ vom Weingut Christ. Denn aus seiner Sicht gibt es kein „rezeptartiges Vorgehen“ im Weinbau: „Was in einem Jahr richtig ist, ist im nächsten Jahr grundverkehrt.“

Wiener Winzer rüsten sich für Klimawandel

Die Wiener Winzer sind gefordert: Sie müssen sich auf den Klimawandel einstellen.

Zu den notwendigen Maßnahmen zählen aber jedenfalls u. a. eine intensivere Pflege und Bepflanzung des Areals, damit in Trockenperioden der Boden nicht wegbröckelt bzw. der Boden Feuchtigkeit besser speichert, ein balanceorientierter Rebenschnitt zum Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten sowie eine ständige Kontrolle des Reifezustands der Trauben, um den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen. Denn dieser rücke immer weiter nach vorne, so Thomas Huber vom Traditionsbetrieb Fuhrgassl-Huber.

Welche Sorten, welche Lagen in 20, 30 Jahren?

Außerdem müssen die Winzer bereits jetzt Weichenstellungen für die Zukunft vornehmen. Da neu eingepflanzte Reben erst Jahrzehnte später ihr volles Potenzial entfalten, gelte es jetzt zu fragen: Welche Sorten, welche Lagen werden mit dem veränderten Klima am besten zurechtkommen? Wo werden sich in 20 bis 30 Jahren die besten Lagen für Riesling und Grünen Veltliner befinden?

Unter diesen Vorzeichen bewerten sie die Wiederbelebung des Gemischten Satzes als Vorteil, da dieser aus mehreren Sorten besteht. So lassen sich ungünstige klimatische Bedingungen gut ausgleichen, da in manchen Jahren der Veltliner mit der Witterung besser zurechtkomme, in anderen der Neuburger bzw. der Weißburgunder, erklärte Thomas Podsednik vom Gut Cobenzl.

Zufriedenheit mit letztem Jahrgang

Trotz der widrigen Wetterbedingungen sind die Winzer mit dem Ergebnis von 2018 sehr zufrieden. Die Weine seien „gut strukturiert, zeigen intensive Frucht und dank der frühen Lese auch eine schöne Würze“, hieß es. Die Säure sei ähnlich ausgeprägt wie 2017.

Die sechs Weingüter Christ, Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz und Wieninger gehören zur WienWein-Gruppe. Sie bestellen zusammen 280 Hektar Rebfläche und damit rund 40 Prozent des gesamten Wiener Weinbaugebiets. Zu den laut eigenen Angaben größten Erfolgen der Gruppe gehört die Etablierung des Gemischten Satzes, der mittlerweile DAC-Status besitzt. Insgesamt gibt es in Wien 637 Hektar bepflanzte Rebfläche.

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