KH Nord: Wehsely „ohne Verfehlungen“

Zum zweiten Mal haben die frühere Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und Ex-KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold vor der U-Kommission zum KH Nord ausgesagt. Wehsely sah dabei keine Verfehlungen bei Personalentscheidungen.

„Ich würde es heute genauso wieder machen“, betonte Wehsely im Zuge der Befragung am Freitag nicht nur einmal. Dass sie etwa den unter KAV-General Marhold für das KH Nord zuständigen Stellvertreter Maximilian Koblmüller - laut Vorsitzender „der bestbeleumdete Mann in dieser Kommission“ - nicht verlängert habe, erkläre sich aus dem Umstand, dass es KAV-intern seitens der Gewerkschaft und Personalvertretung erheblichen Widerstand gegeben habe.

„Ich habe Koblmüller sehr geschätzt“, aber es sei ihr signalisiert worden, „dass man beim Spitalskonzept 2030 nur mitgeht, wenn Koblmüller nicht verlängert wird“. Insofern sei die Darstellung des betreffenden Vize-Generaldirektors im Gremium eine andere, „als sie damals war“. Sie teile auch nicht die Einschätzung, „dass Koblmüller der einzige war, der das (Leitung der KH-Nord-Agenden, Anm.) konnte“.

Sonja Wehsely mit Akten bei U-Kommission zum Krankenhaus Nord

APA/Herbert Pfarrhofer

Sonja Wehsely musste sich am Freitag zum zweiten Mal den Fragen der Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord stellen

Janßen als bestgeeigneter Kandidat

Zudem würde sie auch die Bestellung von Udo Janßen als KAV-Chef wieder so treffen, schließlich sei er in einem Personalfindungsverfahren als bestgeeigneter Kandidat hervorgegangen, so Wehsely.

Nicht gelten lassen wollte die Gesundheitsstadträtin außerdem erneut die Behauptung, unter Marholds Ägide sei alles in Ordnung gewesen. Die Probleme mit der Statik hätten sich etwa schon 2012 - Marhold ging Ende 2013 in Pension - gezeigt. Und die frühere Ressortchefin verwies darauf, dass der damalige KAV-Generaldirektor eigentlich bis 2018 verlängert worden sei, sich dann aber plötzlich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen habe.

Eine Woche später sei dann die Mitteilung über die Pleite der Fassadenfirma gekommen. „Diese Situation war sehr nervenaufreibend und hat schnelle Entscheidungen nötig gemacht“, meinte Wehsely.

Wehsely erneut vor KH Nord-Ausschuss

„Ich würde es heute genauso wieder machen“, sagt Sonja Wehsely bei ihrer zweiten Ladung vor der U-Kommission zum Krankenhaus Nord.

„Würde es genauso wieder machen“

Die Vorwürfe, Probleme erst Monate nach ihrem Zutagetreten öffentlich gemacht zu haben, bestritt die Zeugin gar nicht, verteidigte sie jedoch. Sie habe entsprechende Informationen so lange zurückgehalten, bis es keine Möglichkeit mehr gegeben habe, die Sache zu korrigieren. „Solange die Frage ‚Haben wir da noch Chancen bei Zeit und Kosten‘ mit ‚Ja‘ beantwortet werden konnte, habe ich es nicht veröffentlicht.“ Ansonsten wäre der Stadt von vornherein ein Schaden entstanden. Wehsely betonte einmal mehr: „Ich würde es genauso wieder machen.“

Architekt verteidigt Projekt

Architekt Albert Wimmer wies zuvor - bei seinem ebenfalls zweiten Auftritt vor dem Gremium - Kritik an seinem Entwurf zurück. Er verwies etwa auf kürzlich erteilte Betriebsgenehmigungen. „Das Bauvorhaben wurde ohne Mängel abgenommen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Das zeige, dass es ein „gutes Finish“ gegeben habe - und auch der Anfang gut gewesen sei: „Über das Dazwischen werden wir diskutieren.“

Wimmer stellte ein frühes Rendering einem Foto des fertigen Gebäudes gegenüber und zeigte sich überzeugt, dass man die Bilder austauschen könne. Das zeige, dass nichts mehr geändert worden sei, die Pläne hätten sich durch eine hohe Qualität ausgezeichnet. „Die Distabilitäten sind aus anderen Gründen eingetreten“, versicherte der Architekt, der etwa „Diskrepanzen“ bei einzelnen Abrechnungen ortete.

Wimmer befand, dass es besser gewesen wäre, Teilpakete auszuschreiben - und nicht einzelne Aufträge. Damit hätte man etwa nicht zehn Haustechnikfirmen koordinieren müssen, gab der Planer zu bedenken. Ein derartiges Projekt über einen Generalunternehmer abzuwickeln, sei hingegen auch riskant, beteuerte er, wobei er auf ein aktuelles Spitalsprojekt in Stockholm verwies, bei dem sich die betreffende Firma nicht mit dem Bauherren habe einigen könne. Ergebnis: „Die Hütte ist ein Jahr lang gestanden.“

Wilhelm Marhold vor U-Kommission zum Krankenhaus Nord

ORF

Wilhelm Marhold betonte mehrmals, dass das Projekt bei seinem Ausscheiden aus dem KAV im Kosten- und Zeitplan gelegen sei

Marhold: Promptes Reagieren auf Abweichungen

„Das Projekt ist zum Zeitpunkt meines Ausscheidens am 12. Dezember 2013 im Kosten- und Zeitplan gelegen“, betonte Wilhelm Marhold, der frühere Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds, am Freitag in der Untersuchungskommission gleich mehrmals. Er zitierte als Beleg dafür u.a. aus dem damaligen Sitzungsprotokoll des KAV-Aufsichtsgremiums. Der Grund: „Wir hatten ein sehr strenges und straffes Bauherrenmanagement.“

Die begleitende Kontrolle habe regelmäßig über Risiken und Abweichungen informiert, auf diese sei dann prompt reagiert worden. Das sei ihm auch wichtig gewesen, „denn jeder Häuslbauer weiß, dass man dahinter sein muss“.

Kostenschätzung im November 2013

Die begleitende Kontrolle habe im November 2013 außerdem eine Kostenabschätzung abgegeben, wonach das Großspital im Bestfall 814,512.349 Euro und im schlechtesten Fall 838,628.783 Euro zu Buche schlagen würde - exklusive Baukostenindex und Finanzierungskosten. Das entspreche den stets nach außen kommunizierten 825 Mio. Euro, so Marhold.

Probleme bezüglich Zeit- und Kostenrahmen seien erst nach seinem Ausscheiden aus dem KAV aufgetreten. So habe die Stadt 2014 die Bauherrenrolle gestärkt, „als klar war, dass Janßen und Balazs zu schwach waren“. Gemeint sind damit Marholds Nachfolger als Generaldirektor, Udo Janßen, sowie dessen Stellverteter Thomas Balazs. Wobei der Ex-Chef anmerkte, dass diese Feststellung „nicht meine persönliche Meinung oder ein Groll“ sei: „Aber wenn ich was verstärken muss, dann war es vorher schwach.“

Freilich verhehlte Marhold nicht, dass zu jener Zeit das Großprojekt bereits mit der Pleite der Fassadenfirma konfrontiert war und „das Werkl“ somit gestanden sei. Soweit ihm berichtet worden sei, habe Maximilian Koblmüller aber geraten, die Fassadenteile zu kaufen und somit der Firma zu ermöglichen weiterzubauen. Dies sei aber nicht geschehen.

Kein gemeinsamer Abschlussbericht

Die U-Kommission befindet sich ein dreiviertel Jahr nach ihrer Konstituierung inzwischen in der Zielgeraden. Nur noch ein Termin mit Zeugenbefragungen ist ausständig: Am kommenden Dienstag, 9. April, muss sich die derzeitige KAV-Generaldirektorin, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, noch den Mitgliedern stellen. Danach stehen nur noch die Präsentationen der Schlussberichte am Programm, wobei schon jetzt klar, dass es kein gemeinsames Resümee geben wird. Die rot-grüne Stadtregierung wird einen eigenen Abschlussbericht vorstellen - ebenso wie jede der drei Oppositionsfraktionen.

SPÖ und Grüne haben jedenfalls bereits mehrfach versichert, aus den Verfehlungen beim KH Nord Konsequenzen für künftige Projekte ziehen zu wollen. Eine Maßnahme dürfte schon fix sein. Wie der „Kurier“ am Freitag online berichtete, soll eine eigene Gesellschaft gegründet werden, die „im Auftrag des Bauherrn KAV die Projektmanagementaufgaben und die Projektleitung von künftigen Großbauvorhaben und Großsanierungen übernehmen“ werde, heißt es in jenem Antrag, der kürzlich im Gesundheitsausschuss beschlossen wurde.

Vize-KAV-Chef Herwig Wetzlinger sprach gegenüber dem „Kurier“ von einem Gremium aus 20 bis 30 Experten. Die geplante „Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH“ als 100-prozentige Tochter des städtischen Spitalsbetreibers soll sich u.a. um die in den nächsten Jahren anstehende Absiedlung des Otto-Wagner-Spitals bzw. die Aufteilung der dortigen Leistungen auf andere Standorte kümmern. Die Bauausführung selbst soll sie aber nicht verantworten.

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