„100 Jahre Rotes Wien“: Schau im Waschsalon
Die Habsburgermonarchie war zerfallen. Aus den ersten freien Gemeinderatswahlen am 4. Mai 1919 gingen die Sozialdemokraten erstmals in einer Millionenstadt als Sieger hervor. Sie schafften bis zur Zerschlagung der Demokratie im Februar 1934 ein international beachtetes Aufbauwerk.
Im Juli 1929 fand in Wien das größte internationale sozialistische Jugendtreffen statt. Laut Ausstellungskurator Werner T. Bauer stand es im Zeichen des Friedens: Rund zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges „wollte man vor allem vor dem Hintergrund des heraufdräuenden Faschismus eine große Manifestation für den Frieden und gegen den Krieg darstellen.“ Per Sonderzug, per Rad, mit dem Flugzeug, mit Paddelbooten und zu Fuß machten sich rund 50.000 junge Menschen aus 18 Nationen auf den Weg nach Wien.
Archiv der Arbeiterjugendbewegung, Fotosammlung
Gemeinsam für den Frieden
Sie alle feierten vom 12. bis zum 14. Juli gemeinsam: Am Heldenplatz eröffnete der damalige Bürgermeisters Karl Seitz das Jugendtreffen mit einer Ansprache. Feierliche Aufmärsche, Vorträge, künsterischen Veranstaltungen und Sportevents gehörten zum Festprogramm. Das Highlight des Treffens war „ein großer Zug von etwa 50.000 Menschen über den Ring zum Rathausplatz“, so Bauer.
Veranstaltungshinweis
„Heldenplatz `29. Das rote Wien zwischen Feier und Faschismus“ und „Otto Felix Kanitz. Vom Kinderfreund zum Organisator des Jugendtreffens“, bis 6.1.2020 das rote wien Waschsalon Nr. 2 Karl-Marx-Hof
Aber nicht nur das fröhliche Treffen an sich wird in der Sonderausstellung beleuchtet. Das Jahr 1929 hielt auch einige Schattenseiten bereit. Nicht zuletzt bezeichnete Bauer es als „Wendejahr, wo sich alles zum Schlechten gewendet hat“. Mit drei verschiedenen Regierungen in nur einem Jahr gab es eine permanente Regierungskrise. Für die Wirtschaft sah es auch nicht gut aus: Ab Herbst war mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen. Mit der Verfassung war man ebenso unzufrieden. Steigende Arbeitslosigkeit und der kälteste Winter seit 200 Jahren machten es der Bevölkerung nicht leichter.
Archiv der Arbeiterjugendbewegung, Fotosammlung
Kinderfreund und Organisator Otto Felix Kanitz
Dem Organisator des Jugendtreffens, Otto Felix Kanitz, ist eine eigene Ausstellung gewidmet. Er war der Gründer der sogenannten „Kinderrepubliken“: Hier wurde den Kindern Demokratie beigebracht, unter anderem ging es sehr gleichberechtigt zu. Kanitz setzte sich für eine gewaltfreie Erziehung ein, was zur damaligen Zeit unüblich war.
Ausstellung Karl-Marx-Hof
Im Waschsalon des Karl-Marx-Hofes gibt es derzeit eine Sonderaustellung über das Weltjugendtreffen in Wien.
Links:
- Symphoniker spielen im Gemeindebau (wien.ORF.at; 8.4.2019)
- das rote Wien-Waschsalon
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