Weltmuseum zeigt Nepals moderne Kunst

Es wird die bisher umfangreichste Ausstellung moderner und zeitgenössischer nepalesischer Kunst außerhalb des Landes. Rund 130 Arbeiten sind im Weltmuseum zu sehen. Dabei zeigt sich die Kunstszene von einer ausdrucksstarken Seite.

Die Göttin Kali in lasziver Pose oder die Aktivistin Malala Yousafzai als goldene, fastende Buddha-Statue - abseits des vielfach gezeichneten Bildes des traditionell geprägten Tourismuslandes präsentiert sich Nepal im Weltmuseum Wien. Die subversive und farbstarke zeitgenössische Kunst des südasiatischen Landes hat unter dem Titel „Nepal Art Now“ ihre bisher größte Bühne im Ausland. Bis November wird die Ausstellung zu sehen sein.

Die Wiener Schau sei „sehr wichtig für Nepal“, denn in solch großem Umfang sei die moderne Kunstszene des Landes noch nie im Ausland gezeigt worden, sagte die Kokuratorin der Ausstellung, Swosti Rajbhandari Kayastha, am Mittwoch vor Journalisten. Im Gegensatz zur traditionellen, über viele Jahrhunderte hinweg fast durchgehend stark religiös geprägten Kunst fänden sich aktuelle Werke nepalesischer Künstlerinnen und Künstler leider kaum in den großen Museen rund um den Globus.

„Leise Revolutionen“ der Künstler

Mit der Ausstellung wird ein Blick auf Kunst, Politik und Gesellschaft Nepals ermöglicht - ein Land, das erst in den letzten 60 bis 70 Jahren seine Grenzen für die Welt öffnete. Vor allem in den vergangenen Jahrzehnten hätte die Szene eine ausgeprägte gesellschaftspolitische Schlagseite bekommen: „Die Künstler machen leise Revolutionen“, so Kayastha. Nepal sei ein „lebendiges, sich entwickelndes Land“ und nicht eine Art „Museum“, als das es von Besuchern, aber auch von Teilen der einheimischen Bevölkerung gerne gesehen werde, betonte Ashmina Ranjit.

Die Ausstellung mit mehr als 130 Arbeiten von rund 40 Künstlerinnen und Künstlern halte diesem oft „engen Begriff von Nepal“ ein anderes Bild entgegen, so die mit einer feministischen Installation auf der Schau vertretene Künstlerin. Ihren Ausgangspunkt nimmt die dicht gepackte Präsentation bei jenen Vertretern, die ab den 1950er Jahren nach dem Kunststudium in London oder Paris wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Ihr Werk bildete den Nukleus, um den sich die nepalesische Kunst in den Folgejahren auf eindrucksvolle Weise neu angeordnet hat.

Ursprünglich habe sich das Weltmuseum unter dem Eindruck des verheerenden Erdbebens mit rund 9.000 Todesopfern im Jahr 2015 darum bemüht, der traditionellen Kunst ein Forum zu geben. „Beeindruckt von der Wirkkraft und Qualität der Arbeiten“ habe man sich aber rasch dem Schaffen zeitgenössischer Künstler zugewandt, so Christian Schicklgruber, Direktor des Weltmuseums und Kurator der Ausstellung.

Interpretation von Andy Warhol

„Das Zentrum der weltweiten zeitgenössischen Kunst ist nicht mehr nur in Paris, London oder New York“, auch die nepalesische Hauptstadt Kathmandu könne als ein solches angesehen werden, sagte er. Zwar finden sich in den Arbeiten Zitate aus der westlichen Bildwelt, wie etwa Andy Warhols Interpretation der Porträts von Marilyn Monroe, Seitenhiebe auf Donald Trump, Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in diabolisch-ikonischer Darstellung asiatischer Prägung oder die Mona Lisa in anderem Kontext, die Annäherung sei aber immer eine eigenständige, so Schicklgruber.

Vor allem bei der jüngsten Generation habe man es mit „globalisierten Künstlern zu tun, die sich holen, was sie brauchen“ und soziale Missstände offensiv anprangern. Man dürfe auch nicht vergessen, welch große Rolle Frauen in der zeitgenössischen Kunst des Landes mittlerweile spielen, betonte der Vizepräsident des Nepal Art Councils, Sagar SJB Rana. Die Wiener Schau spiegle auch die kulturelle und ethnische Vielfalt Nepals wider und fungiere für einige Künstler hoffentlich auch als eine Art Türöffner.

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