Ballett-Missstände: Bestätigung und Verteidigung

Nach den Berichten über Missstände in der Ballettakademie der Wiener Staatsoper hat es am Donnerstag zwar teilweise Bestätigung der Vorwürfe gegeben. Frühere Tänzer haben aber auch zurückgewiesen, dass es Missbrauch gegeben hat.

„Es gab bei uns keine Übergriffe, keine sexuellen, keine physischen und auch keine psychischen“, versicherte Natascha Mair, Erste Solotänzerin der Wiener Staatsoper, gegenüber der APA. Dass die Ausbildung an der Ballettakademie sehr hart ist, stellten Mair und der Erste Solotänzer Jakob Feyferlik nicht in Abrede. „Das ist Hochleistungssport, es geht um Ballett auf internationalem Niveau und nicht um ein Hobby“, sagte Feyferlik.

Das medial gezeichnete Bild sei aber falsch. „Meine Mutter hat mich jetzt gefragt, ob sie sich Vorwürfe machen muss, dass sie mich da nicht rausgenommen hat. Das muss sie natürlich nicht, das ist völliger Unsinn“, so Feyferlik. Er wurde etwa vom Lehrpersonal durchwegs „sehr gefördert“.

Ballettaffäre bringt Lawine ins Rollen

Immer mehr ehemalige Tänzer und Lehrerinnen der Ballettakademie melden sich zu Wort - mit teils schockierenden Geschichten.

Psychologische Betreuung gefordert

„Mir wurden nie die Haare ausgerissen, ich habe auch nichts von anderen gemerkt. Ich war sechs Jahre in der Schule und habe in all den Jahren nichts gemerkt, dass jemand gewalttätig wurde“, so Feyferlik gegenüber „Wien heute". “

Probleme sah Mair etwa, wenn die jungen Mädchen in die Pubertät kommen und sich ihre Körper verändern, dann ist die Gefahr, in eine Essstörung abzugleiten, natürlich gegeben. „Hier wäre psychologische Betreuung wichtig“, sagte Mair. Dass besonders die Tänzerinnen einem ästhetischen Körperideal unterliegen, ist dem Ballett aber immanent. „Man bekommt auf internationalem Niveau sonst einfach keine Rollen. Das ist die Realität“, sagte Mair.

Die gelte übrigens auch für Männer: Immer wieder müssen talentierte Nachwuchstänzer ihre langjährige Ausbildung abbrechen, weil sie die entsprechende Körpergröße nicht erreichten.

Guten Morgen Österreich

Die Ballettlehrerin Gabriele Haslinger und der ehemaligen Ballettschüler Wendelin Viehweider sprechen über persönliche Erfahrungen.

Lehrerin mehrfach verwarnt

„Ich habe das selbst miterlebt. Wir waren eine Burschenklasse, der Umgang von Lehrern mit Schülern war etwas anders. Aber trotzdem: Da wird gestoßen, an den Haaren gezogen, genauso wie bei den Mädchen“, berichtete dagegen der ehemalige Schüler Wendelin Viehweider in „Guten Morgen Österreich“.

Im Fall einer beschuldigten russischen Lehrerin gab es Reaktionen: Sie wurde mehrfach verwarnt und vom Dienst freigestellt, hat aber immer wieder unterrichtet, wie Staatsoperdirektor Dominique Meyer am Mittwoch mitgeteilt hat - mehr dazu in Staatsoper: „Wir haben zu spät reagiert“.

Druck im Leistungssport

Harald Grünanger vom Schulleistungszentrum Wien West spricht über Drill und Druck bei Jugendlichen im Sport.

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