300 Identitäre und 2.000 Gegendemonstranten

Bis zu 2.000 Personen haben am Samstag gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen Identitären vor dem Justizministerium demonstriert. Ein Zusammentreffen mit den rund 300 Identitären hat die Polizei verhindert.

Durch eine Sperrzone riefen sich die Gegendemonstranten und die bis zu 300 Identitären Slogans zu. Die Rechten feierten sich dabei als „Avantgarde der Meinungsfreiheit“. Zur Kundgebung aufgerufen hatten die Identitären nach der von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erzwungenen deutlichen Abgrenzung der FPÖ von der rechtsextremen Gruppierung.

Sprecher Martin Sellner lobte die trotz der „Diffamierungskampagne“ gekommenen Sympathisanten gleich eingangs als „Helden“ und pries die Identitären als „Avantgarde der Meinungsfreiheit“, die vom „tiefen linken Staat“, der „Politjustiz“ und der „Medienmafia“, bedroht sei.

Mit Schildern „Gegen den großen Austausch“

Die beiden Gegendemonstrationen - organisiert von der „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“ und der „Offensive gegen Rechts“ - hatten sich schon zuvor vor der Wiener Hauptuniversität und beim Republiks-Denkmal vor dem Parlament versammelt. Wobei sich ihr Protest nicht nur gegen die Identitären und deren Verbindungen zur FPÖ richtete, sondern auch gegen die „Hasspolitik“ der Regierung und die Kürzung der Mindestsicherung, wie die aus dem Sudan stammende Schriftstellerin Ishraga Mustafa gleich eingangs betonte.

Während die Gegendemonstranten - nach eigener Einschätzung rund 2.000 - sich über das „traurige kleine Häuflein“ auf der anderen Seite lustig machten und „Alerta, Alerta, Antifascista!“ skandierten, antworteten die Identitären mit „Heimatliebe - kein Verbrechen“. Nach eigener Einschätzung der Identitären waren 300 Sympathisanten gekommen.

Demo

APA/Hans Punz

Großeinsatz der Polizei - isgesamt fanden in der Stadt sieben Demos statt

Beobachtet von Polizeikameras bat Sellner seine Unterstützer, auf eigene Transparente zu verzichten. Ein Demo-Teilnehmer hatte seinem Frust über das Verhalten der FPÖ zuvor mit einem „Strache - du Lulu“-Schild Luft gemacht. Selbst mitgebracht hatten die Identitären gelbe Schilder mit dem Slogan, „Für Meinungsfreiheit und gegen den großen Austausch“, womit sie neuerlich bei jenem Slogan anknüpften, in dessen Namen der Attentäter von Christchurch in Neuseeland im März zwei Moscheen attackiert und 50 Menschen erschossen hatte („The Great Replacement“).

Temporäre Straßensperren

Nach Angaben der Wiener Polizei waren am Samstag in ganz Wien rund 800 Beamte im Einsatz. Ein Teil davon allerdings auch beim Bundesliga-Match Rapid gegen Mattersburg und bei einer weiteren Demo gegen die EU-Urheberrechtsrichtlinie.

Die Demonstranten gegen die von der EU geplante Urheberrechtsreform zogen vom Yppenplatz zum Ballhausplatz. Die Demos hatten auch Auswirkungen auf den Verkehr. Auf den Marschrouten und den angrenzenden Straßenzügen kam es immer wieder zu temporären Straßensperren und Verkehrsableitungen. Auch die Wiener Linien leiteten immer wieder Linien um oder führten sie kurz.

Laut Polizei waren für Samstag auch noch zwei kleinere Demos von muslimischen Gruppen angemeldet. Die Straßen-Begegnungsaktion „Gestatten, Muslim“ zog vom Handelskai über den Viktor-Adler-Markt zur Simmeringer Hauptstraße. Unter dem Motto „Muslime für Frieden, Freiheit und Loyalität“ wurde in der Schloßhofer Straße in Floridsdorf eine Versammlung abgehalten.

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