Stephansdom: Nach der Beichte zum Therapeuten

Ihr Gewissen erleichtern wollen gerade zu Ostern viele Menschen. Der Stephansdom wird in diesen Tagen zu einer der Hauptanlaufstellen für Gläubige. Beichten ist täglich 16 Stunden möglich, ein neues Service inklusive.

Was auch immer gebeichtet wird, das Beichtgeheimnis ist heilig. Nichts dringt nach außen, auch nicht zur Polizei. Aber es gibt auch neues: Einige Fälle werden nicht einfach mit einer Buße nach Hause geschickt, sondern bekommen spezielle Hilfe angeboten. Priester vermitteln Beichtende an Psychotherapeuten weiter.

„Bei manchen Fällen reicht auch unser Kirchenlatein nicht mehr aus, da braucht es ärztliche Vermittlungen, therapeutische Hilfe“, sagte Dompfarrer Toni Faber gegenüber „Wien heute“. Jeder Priester habe im Beichtzimmer eine Empfehlungsliste von guten Therapeuten und guten Ärzten aufgelegt, „das kann man mit viel Gespür vielleicht jemandem mitgeben, wenn er ärztliche oder therapeutische Hilfe braucht“.

Beichte in bis zu 40 Sprachen möglich

Wer seine Sünden vor Gott bekennen will, muss jedenfalls Geduld mitbringen. Besonders vor Feiertagen herrscht im Stephansdom so etwas Ähnliches wie ein Beichtboom. Drei Beichtzimmer gibt es, sie sind täglich von 7.00 bis 23.00 Uhr geöffnet. Beichtstühle gibt es hingegen schon lange nicht mehr, dafür aber ein Ampelsystem und Monitore, auf denen zu sehen ist, wer die Beichte in welcher Sprache abnimmt. Selbst in vietnamesischer Sprache kann im Wiener Stephansdom gebeichtet werden. Insgesamt finden sich bis zu 40 Sprachen im Angebot.

Vom kleinen Sünder bis zum Bankräuber

Zu hören bekommen die Beichtväter „alles von A bis Z“, wie es Dompfarrer Faber beschreibt. „Es kommt der Bankeinbruch, es kommt der Diebstahl, die schweren, die kleinen Sünden, Betrug, Steuersünden. Aber Gott sei Dank sind diejenigen da, die es bereuen, und es wird ihnen gesagt, du musst auch irdisch deine Sache weiter erledigen, du musst auch Buße tun, nicht nur beim lieben Gott, sondern auch bei deinen Mitmenschen versuchen, deine Sache wiedergutzumachen.“

„Beichtboom“ im Stephansdom

Im Stephansdom gibt es lange Wartezeiten vor den Beichträumen. Die Beichte abzulegen wird in 40 Sprachen angeboten.

Kostenlos und ohne Anmeldung

Ob man zur Beichte gehen will oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Manche fragen sich, warum sie zur Beichte gehen sollten, man habe ja niemanden umgebracht. Andere wiederum gehen ab und zu, „wenn es ganz nötig ist. Wenn sich viel angesammelt hat, dann sollte man das tun“, sagt der eine und betont, dass es ein gutes Gefühl mache und man sich danach leichter fühle. Andere wiederum sind überzeugt davon und finden es wichtig: „Ich finde, Gott kann dir helfen, und du kannst ihm auch was dafür geben“, sagt ein anderer.

Die Beichte ist kostenlos. Eine Anmeldung im Stephansdom ist nicht notwendig. Was man sich jedoch nehmen muss, ist mitunter Zeit.

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