Lärm erhöht Aggression in der Stadt

Lärm gefährdet die Gesundheit und kann die Aggression steigern, sagen Forscher. Am internationalen Tag des Lärms wird auf die Folgen aufmerksam gemacht. Auch in Wien beeinträchtigt Lärm ein Viertel der Menschen stark.

Wer laute Nachbarn hat oder etwa in der Nähe des Gürtels lebt, kann ein Lied davon singen: In Wien zu leben kann ziemlich laut sein. Besonders der Straßenverkehr ist ein starker Lärmfaktor, sagt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter gegenüber Radio Wien: „Wir wissen definitiv, dass Verkehrslärm, Baulärm und der Nachbarschaftslärm die größten Lärmverursacher in Wien sind.“ Wienerinnen und Wiener, die sich durch Lärm gestört fühlen, führen das laut Statistik Austria zu knapp 39 Prozent auf den Verkehr zurück.

Gürtelsperre Gürtel Stau Verkehr

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Verkehr gehört zu den größten Lärmverursachern in Wien

Mangelnde Ruhezonen

Insgesamt geben fast ein Viertel der Städter an, dass Lärm sie beeinträchtigen würde. Der Umweltmediziner Hutter macht mangelnde Ruhezonen für das Problem verantwortlich. Etwa längere Öffnungszeiten von Geschäften in Tagesrandzeiten würden mehr Lärm verursachen. „Auf der anderen Seite dehnt sich das auch räumlich aus. Das bedeutet, dass in bestimmten Bereichen, wo früher keine Lärmquelle war, jetzt beispielsweise in Innenhöfen Gastgärten angelegt werden“. Das würde Lärm zu einem zunehmend größeren Problem machen.

Tag des Lärms

Ob Straßenverkehr oder Musik aus den Kopfhörern: Lärm wird immer mehr zum Gesundheitsproblem. Mehr als 2,8 Millionen Menschen österreichweit sollen ungesundem Straßenlärm ausgesetzt sein, sagt der Verkehrsclub Österreich. Zum internationalen Tag gegen Lärm hat das Institut für Schallforschung aufhorchen lassen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Risikofaktor

Daher fordert Hutter, dass „sich die Politik des Themas Lärm viel stärker annehmen muss“. Denn das Problem würde „volkswirtschaftliche und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen“. Lärm kann etwa die psychische Gesundheit belasten, Konzentrationsschwächen oder Aggression können Auswirkungen davon sein. Auf der körperlichen Ebene ist vor allem das Herz-Kreislauf-System betroffen: Herzinfarkte und Schlaganfälle werden durch Lärm wahrscheinlicher, sagt Hutter.

Wer sich durch Lärm wie stark gestört fühlt, hängt aber jeweils von der individuellen Situation ab: „Es hängt davon ab, wann ich diesem Lärm ausgesetzt bin. Ist es am Sonntag oder am Abend, wenn ich mich erholen möchte?“ Darüber hinaus spielt die persönliche Sensibilität für Lärm eine Rolle. Und am Ende ist auch das Verhältnis zum Lärmverursacher entscheidend: „Bin ich mit dem Verursacher Gutfreund oder Gutfreundin? Oder ist es ein Typ, der mir ohnehin schon auf die Nerven geht und der mich dauernd quält.“

Daher brauche es ein gesteigertes Bewusstsein jedes Einzelnen für Lärm. Hutter ruft dazu auf, beispielsweise in Mehrparteienhäusern mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. Aber auch im ländlichen Raum ist man vor Lärmquellen nicht sicher, „beispielsweise wenn der Nachbar Frösche züchtet, auch das habe ich schon erlebt“.

Erfahren, wie Tiere Musik empfinden

Wer mehr über Lärm erfahren möchte, kann sich am Mittwoch im Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften informieren. Das Institut bietet 29 interaktive Forschungsstationen, die Lärm erlebbar machen. Darüber hinaus wird zum Thema gemacht, wie man sich davor im Alltag schützen kann.

In den Stationen kann man beispielsweise erfahren, wie es sich für jemanden anhört, der eine Hörprothese trägt. Außerdem wird erklärt, wie Lärmschutzwände wirken oder wie Tiere Musik empfinden. Das Institut für Schallforschung ist bis 17.30 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet.

Alexandra Unsinn; wien.ORF.at

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