Ältestes Spielwarengeschäft schließt

Das angeblich älteste Spielwarengeschäft der Stadt direkt hinter dem Stephansdom muss nach 147 Jahren zusperren. Die Betreiber gehen in Pension, für Nachfolger rentiert sich das Geschäft nicht mehr. Kein Einzelfall in der Branche.

Laut Eigendefinition ist das familiengeführte Unternehmen Hilpert das älteste Spielwarengeschäft im ersten Bezirk, gegründet 1872 hinter dem Stephansdom. Bis Ende Juni wird die Ware im Abverkauf angeboten. Dann soll das Geschäft aufgelöst werden.

Die Betreiber gehen in Pension. Die Miete in dieser Lage ist vor allem bei einer Neuübernahme zu hoch, um im Preiskampf mit der Konkurrenz mithalten zu können, durch die Internetanbieter, die großen Ketten und die Personalkosten. „Ich habe jetzt das zweite Jahr negativ abgeschlossen. Wenn ich jetzt noch weiterwurschtel, dann endet das dramatisch“, so Spielwarenhändler Alexander Hilpert gegenüber „Wien heute“.

Spielwaren Hilpert

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Alexander Hilpert geht in Pension und schließt sein Geschäft

Einpacken als Zusatzservice

Andere prominente Spielzeughändler haben bereits zugesperrt. Die bekannte Spielwarenkette Toys R Us ist nach der Pleite vom irischen Branchenriesen Smyth Toys übernommen worden und soll durch eine Sortimentsbereinigung wieder flott gemacht werden.

Ältestes Spielwarengeschäft sperrt zu

Nach 147 Jahren hat es sich ausgespielt für das Spielwarengeschäft Hilpert gleich hinter dem Stephansdom. Der Betreiber geht in Pension. Für Wiens Einzelhändler kein Kinderspiel, sich am Markt zu behaupten, nicht nur wegen der Online-Bestellungen.

Chancen für Einzelhändler gebe es laut Branchenexperten nur durch persönliche Kundenberatung und mit Aktionen, Bestellservice und andere Goodies wie das Einpacken von Geschenken. Das Gesamtpaket muss stimmen. Spezialisierung und besondere Qualität - eine Strategie im Einzelhandel, die für Spielwaren besonders gilt.

Spielwarenhändler Walter Jank vor dem Computer

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Rund zehn Prozent des Umsatzes macht der Onlinehandel bei Spielwarenhändler Walter Jank in der Schlachthausgasse aus

Konsument entscheidet

Auch der Fachgruppenobmann Alexander Pallendorf setzt darauf in seinem Geschäft im ersten Bezirk: „Im Endeffekt entscheidet der Konsument, wie es weiter geht in der Einzelhandelslandschaft. Kaufe ich per Smartphone, suche ich mir etwas aus, was mir ein computergesteuerter Algorithmus vorschlägt, oder nehme ich mir die Zeit, stöbere ein bisschen im Spielwarengeschäft, lasse mich beraten, greife die Dinge an, fühle die Dinge und versuche ich etwas nachhaltiger einzukaufen?“