Trockenheit in Wien schon im April

Auch Wien bekommt die Folgen des Regenmangels bereits zu spüren. Dürre bedroht die Landwirtschaft. Wiens Bauern sehnen Regen herbei, Wissenschaftler wünschen sich tagelangen, sachten Niederschlag.

Der Anfang April in Wien bei der Generalversammlung der European Geosciences (EGU) in Wien vorgestellte Europäische Klimabericht weist den Sommer 2018 als den heißesten seit Messbeginn aus - mit 1,3 Grad Celsius über dem Schnitt. Und auch das Jahr 2019 verlief bisher nicht so, wie es sich vor allem die Bauern wünschen würden. Denn ausbleibender Niederschlag machte schon im April der Wiener Landwirtschaft zu schaffen. Den Wintersaaten fehlen Wasserreserven, die Frühlingssaaten bräuchten dringend Wasser zum Wachsen.

trockenes Feld in Essling

ORF

Dürre machte den Bauern schon im Vorjahr zu schaffen

Zu wenig Regen bei zu hohen Temperaturen

Überdurchschnittliche Temperaturen und unterdurchschnittliche Niederschläge sind eine schlechte Kombination für die Landwirtschaft. In Wien sind Pflanzen von Dürre bedroht, sagt Franz Windisch, der Präsident der Wiener Landwirtschaftskammer: „Wir hoffen von Tag zu Tag auf den Niederschlag, der oft noch prognostiziert worden ist und dann doch wieder abgesagt wird.“

Wintersaaten wie Winterweizen, Roggen und Gerste müssten dringend ihre Wasserreserven auffüllen. Frühjahrssorten wie Mais, Sojabohne oder Kartoffel bräuchten den Regen, um richtig wachsen zu können. Der Wein sei dagegen noch nicht bedroht. Ein Tag Regen würde laut Windisch aber nur kurzfristig helfen: „Um das Defizit aufzufüllen, wäre ein wunderbares Adriatief notwendig.“

230 Mio. Euro Dürre-Schaden im Vorjahr

In Wien gibt es fast 5.000 Hektar Ackerfläche. Der Winterweizen wird hier mit 1.500 Hektar am meisten angebaut. In Teilen Niederösterreichs und des Burgenlands gab es in den vergangenen Wochen nur ein Viertel bis zur Hälfte des durchschnittlichen Regens im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt.

Österreichkarte Niederschlagsabweichung

ZAMG/Österreichische Hagelversicherung

Der Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Jahr 2018 mit mehr als 230 Millionen Euro durch den mangelnden Niederschlag und die Hitze ist noch in leidvoller Erinnerung. Sollte die trockene Witterung in den kommenden Wochen anhalten, könnten sich die Dürreschäden des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden, befürchtet die Österreichische Hagelversicherung.

„Setzt sich diese Entwicklung fort, wird Österreich bald seine Bevölkerung nicht mehr ausreichend mit heimischen, regionalen Lebensmitteln versorgen können“, hieß es weiter. Verschärft werde diese Situation auch dadurch, dass täglich Flächen im Ausmaß von 20 Fußballfeldern zubetoniert würden. „Klimaschutz und Klimawandel sowie Stopp dem Bodenverbrauch muss dringend zur obersten Priorität national und europaweit erklärt werden“, resümierte die Hagelversicherung.

Unausgeglichene Wasserbilanz im Osten

Die knochentrockenen Böden in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sind nicht nur Ergebnis des akuten Regenmangels. Die Wasserbilanz sei hier schon von Haus aus unausgeglichen, weil die Verdunstung im Jahresmittel oft die Niederschläge übersteigt, erklärte der Bodenforscher Walter Wenzel von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. Durch die vermutlich wegen des Klimawandels häufiger und länger auftretenden Trockenperioden würde die Situation noch zusätzlich verschärft.

Unwetter in Nussdorf

Thomas Kruder

Unwetter in Nussdorf, 2014

Starkregen wäre nun fatal, dafür drei Tage sachter Regen wünschenswert, sagte Wenzel. Mit Bewässerung sollte man vorsichtig sein, denn wenn sie lange und nicht ganz richtig gemacht wird, könne sie zu Versalzungsproblemen führen: „Manche Böden im Osten Österreichs würden schon zur Versalzung neigen. Auch das Grundwasser könnte dadurch absinken, was die Probleme verschärfen würde“, so Wenzel. In moderatem Ausmaß sei sie aber durchaus sinnvoll.

„Was der Boden nun bräuchte, wäre rund drei Tage lang sachter Regen“, so der Forscher. Starkregen wäre kontraproduktiv. Viele Böden liegen derzeit frei, weil zum Beispiel gerade Mais auf ihnen gesetzt wird. Vor allem in Hanglagen könnten heftige Regenfälle sie nun erodieren und abschwemmen.

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