Hauptverband will Impfpflicht

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger tritt für eine verpflichtende Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln ein. Hier ist die Durchimpfungsrate bei Vierjährigen seit dem Jahr 2016 von 89 auf 84 Prozent gesunken.

Die Zahlen präsentierte Vorstandsvorsitzender Alexander Biach am Montag zum Auftakt der Kindergesundheitswoche in Wien. „Das ist ein Weckruf“, betonte Biach vor Schulkindern und Medienvertretern. „Ich bekenne mich dazu, dass eine Verpflichtung kommt, Kinder zu impfen“, antwortete er, von einer Schülerin auf die jüngsten Masernfälle in Österreich angesprochen.

Es würde dem medizinischen Fortschritt widersprechen, die Möglichkeiten einer Impfung nicht zu nutzen, sagte Biach. Zudem sei vor vier Jahren gemeinsam mit Bundesländern und Regierung das Ziel gesetzt worden, die Durchimpfungsraten zu steigern.

Ärztekammer erneuert Forderung

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres erneuerte seine Forderung nach einer Impfpflicht bezüglich aller im Österreichischen Impfplan empfohlenen Immunisierungen. „Impfungen sind sehr sicher“ und eine „Erfolgsgeschichte der Medizin“, erläuterte er. „Wir haben uns mit der sinkenden Durchimpfungsrate ein Luxusproblem angezüchtet“, fügte der Wiener Apothekerkammerpräsident Philipp Saiko hinzu.

Alle Podiumsteilnehmer appellierten an die Schüler, auf ihren Lebensstil zu achten. „Ich muss darauf schauen, dass die Menschen - also ihr - gesund bleibt“, sagte die kurzfristig verhinderte Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) in einer Videobotschaft. „Dazu brauche ich eure Hilfe.“ Das ganze Leben baue auf Gesundheit auf, betonte Biach. Daher sollte alles daran gesetzt werden, gesund zu leben. Szekeres forderte mehr Präventionsarbeit von der Regierung und die Einführung der täglichen Turnstunde.

Kritik von Patientenanwältin

Die Kindergesundheitswoche richtet sich an Acht- bis 14-Jährige und wird zum fünften Mal von der Mediaguide Events GmbH organisiert. Im Gebäude des Gesundheitsministeriums und bei der Berufsrettung Wien werden mehr als 50 Workshops für rund 1.800 Schulkinder angeboten. Dabei geht es unter anderem um Ernährung, Entspannung, Erste Hilfe, Zahngesundheit und Vorsorge.

Kritik gab es an der geplanten Veranstaltung „Die zauberhafte Welt der Homöopathie“. Hier werde „völlig unkritisch eingeführt in die Welt der Globulis und Zuckerkügelchen“, kritisierte die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz im Ö1-„Morgenjournal“. Das Thema Impfen komme hingegen nicht als Workshop-Schwerpunkt vor.

Homöopathie und Impfungen „kein Widerspruch“

Er unterstütze den Österreichischen Impfplan, betonte Volker Neubauer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin. „Ich bin primär Arzt und nicht Homöopath“, hielt der Allgemeinmediziner fest. Homöopathie und Impfungen seien kein Widerspruch, sagte er und empfahl etwa homöopathische Mittel gegen Nebenwirkungen von Impfungen. Eine mögliche Folge von Impfungen sei eine „Rötung an der Einstichstelle“, sagte Szekeres. „Das vergeht - mit und ohne homöopathische Mittel“, entgegnete der Ärztekammer-Präsident.

Die Medizinische Universität Wien hat Homöopathie als Wahlfach im Vorjahr gestrichen. Patienten sollen ausschließlich wissenschaftsbasierte Heilverfahren angeboten bekommen, so der Rektor - mehr dazu in Medizin-Uni streicht Wahlfach Homöopathie.

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